Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
im
warmen Licht der Morgensonne. Meine Augen fielen immer wieder zu, aber bis
jetzt hatte Daniel meine Frage nicht beantwortet. Bevor ich ganz einschlief,
wollte ich es noch einmal versuchen, öffnete den Mund und wurde prompt von ihm
unterbrochen.
»Hendricks und Stevens sind die einzigen Schwachpunkte in meinem Plan. Beide
sprechen fließend deutsch und werden sich mit unseren Partnern in deren
Muttersprache unterhalten. Hendricks kennt zudem viele der heute Anwesenden
persönlich. Ich will, dass du dich unter sie mischst und zuhörst, was sie diskutieren.
Zusammen mit deiner weiblichen Intuition sollte es kein Problem für dich sein,
mir zu sagen, ob einer der beiden für die Gegenseite arbeitet.«
Ich blickte ihn zweifelnd an. Wie zum Teufel stellte er sich das vor?
Ich war schließlich nicht unsichtbar und niemand würde so unvorsichtig sein,
sich während offizieller Verhandlungen und zudem noch in Gegenwart des eigenen
Chefs zu verraten. Da halfen auch meine Sprachkenntnisse nicht weiter.
»Ich kann mir nicht vorstellen, dass das funktioniert. Falls es wirklich
jemanden gibt, der dich in eine Falle locken will, wird er sich doch nicht
gerade jetzt verplappern. Selbst ein Telefongespräch wäre da doch bei Weitem
sicherer?«
Daniel sah mich prüfend von der Seite an und bemerkte dann mit
ausdruckslosem Gesicht: »Du bist genau Hendricks‘ Typ. Und in diesem Kleid
bekommst du von ihm jede Information, wenn du deine Karten richtig ausspielst.«
Ich starrte ihn geschockt an, trotzdem war ich nicht sicher, ob mein
Gesicht die Bestürzung widerspiegelte, die seine Worte in mir auslösten.
Deshalb setzte ich wieder zum Sprechen an, doch ich kam nicht dazu, denn Daniel
hatte seine Überlegung noch nicht beendet.
»Und Stevens hatte mal was mit Hendricks. Jede Wette, wenn die euch
zusammen weggehen sieht, verrät sie jedes Geheimnis, dass Hendricks ihr je
anvertraut hat.«
Ich wandte mich entsetzt von ihm ab. So eiskalt und berechnend hatte ich
ihn noch nie erlebt, obwohl mir immer klar war, dass sein Vermögen nicht
zufällig entstanden sein konnte, sondern nur durch Fleiß, harte Arbeit und
Durchsetzungskraft. Und, wie in fast jedem Geschäft, spielten Tricks und
Manipulationen eine große Rolle. Nur dass ich jetzt dabei mitmachen sollte,
unversehens zu seiner Spielfigur geworden war, wollte ich nicht wahrhaben.
Mit bebender Stimme und ohne meinen Blick von der am Fenster vorbeiziehenden
Landschaft abzuwenden, vergewisserte ich mich: »Du willst also, dass ich
Hendricks abschleppe, um Informationen aus ihm herauszubekommen? Ist das ein
schlechter Witz?« Ich konnte nicht verbergen, wie fassungslos ich war. »Anmachen,
nicht abschleppen«, verbesserte er leise.
Ich beobachtete sein Spiegelbild im Fenster. »Daniel, falls das einer
deiner dämlichen Späße ist, ich finde das überhaupt nicht lustig.«
Seine bitterernste Miene genügte mir als Antwort. »Hattest du das von
Anfang an so geplant?« wollte ich wissen, nur um sicherzugehen, dass ich sein
Vorgehen richtig verstand und mich nicht zu einer Kurzschlusshandlung hinreißen
ließ.
Er nickte bestätigend.
Blinde Wut stieg in mir auf. Daniel hatte mich also nur mitgenommen,
damit ich einen seiner Mitarbeiter verführte? War alles andere dann auch nur
gespielt? Wie hatte ich so dumm sein können und diesem Mann vertraut? Mein
Gefühl hatte mich also nicht betrogen, als ich mich am Anfang unserer Beziehung
gewundert hatte, wieso er gerade mich ausgewählt hatte. Natürlich spielte ich
nicht in seiner Liga, war aber gut genug, um als Köder herzuhalten.
Ich zwang mich dazu, ruhig zu atmen und die Augen zu schließen. Es lagen
noch mehr als zwei Stunden Autofahrt vor uns und vielleicht klärte sich alles
auf, bevor wir den Verhandlungsort erreichten. Ich wollte gar nicht daran
denken, was ich sonst tun sollte.
Ich erwachte, als Daniels warme Hand sanft über meinen Arm und meine
Wange strich. Ich lehnte mich genießerisch an seinen Oberkörper. Doch dann erinnerte
ich mich an unsere Unterhaltung und rückte sofort von ihm ab.
Der Wagen fuhr eine lange Auffahrt entlang und hielt vor einem stark
gesicherten Tor. Ein Mitarbeiter des Werkschutzes fragte Smith etwas, woraufhin
dieser ein Stück Papier durch den geöffneten Fensterschlitz schob. Der Wachmann
führte ein kurzes Telefongespräch und kam dann zurück. »Bitte warten Sie hier,
bis Sie abgeholt werden. Dieser Bereich ist unsere Sicherheitszone B, hier darf
niemand ohne Begleitung
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