Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
herumfahren.«
Ich übersetzte und Smith stellte den Motor unseres Wagens ab. Daniel erschien
nun launisch und angespannt. Seine Ungeduld kam für mich überraschend, denn bislang
hatte ich ihn immer hochkonzentriert und beherrscht gesehen. Insgeheim fragte
ich mich, ob das womöglich auch etwas mit seiner Idee, mich auf Hendricks
anzusetzen, zu tun hatte. Mir jedenfalls war ganz schlecht vor lauter
Aufregung. Noch immer wusste ich nicht, wie ich mich verhalten sollte. Durfte
ich Daniels Wunsch nachgeben und Hendricks meine ungeteilte Aufmerksamkeit
zukommen lassen? Ich fragte mich nicht zum ersten Mal, wie kaltherzig Daniel
sein musste, um überhaupt so einen Vorschlag zu machen. Die kleinen Härchen an
meinen Armen standen ab bei diesen düsteren Gedanken, aber Daniel bemerkte es
gar nicht.
Nach kurzer Zeit erschien ein dunkelblau glänzender Wagen am Werkstor,
ein junger Mann stieg aus und kam schnellen Schrittes auf uns zu. Bevor ich
etwas sagen konnte, ergriff Daniel meinen Arm und sah mich warnend an. »Sprich
Englisch, kein Deutsch!« Er hatte recht, beinahe hätte ich meine Tarnung schon
vor Verhandlungsbeginn zunichte gemacht.
Der Mann stellte sich als Dr. Schmidt vor, persönlicher Assistent des
Forschungsleiters. Er bat uns, ihm mit dem Wagen durch das Werk zu folgen.
Unterwegs wurden uns die gigantischen Ausmaße der Autofabrik vor Augen
geführt. Das Werk glich einer Kleinstadt, mit eigenem Kraftwerk, Krankenhaus
und Busservice. Selbst Daniel schien beeindruckt zu sein.
Wir passierten eine weitere Sperre, der Werkschutz ließ uns diesmal
sofort passieren. Die Anwesenheit Dr. Schmidts wirkte offenbar wie ein
Türöffner.
Schließlich hielten wir vor einem dreistöckigen modernen Gebäude. Der
Parkplatz vor dem Haus war angefüllt mit verschiedenen Modellen des
Autoherstellers, keines der Fahrzeuge hatte ein Nummernschild. Wie fanden die
Angestellten hier bloß ihre Dienstwagen wieder, wenn doch alle Fahrzeuge
identisch waren?
Man führte uns in einen lichtdurchfluteten Konferenzsaal, der durch
seine in die Zimmerdecke eingelassenen Fenster ungewöhnlich hell und weitläufig
wirkte. Der ganze Raum war unregelmäßig geformt, es gab keine einzige gerade
Wand. Selbst die Dachöffnungen waren wellenförmig angeordnet. Eine Fensterreihe
zeigte in den bewachsenen Innenhof, durch eine gläserne Wand konnte man die angrenzenden
Büros sehen. Alles wirkte futuristisch und ich konnte mir gut vorstellen, wie
hier die besten Köpfe des Weltkonzerns Pläne ausheckten, Fahrzeugmodelle
entworfen oder zukunftsweisende Ideen diskutierten. Genauso gut hätte man in
diesem Raum eine Ausstellung zu moderner Architektur unterbringen können.
Ich sah einige Geräte in der Zimmermitte aufgebaut. Daniels Mitarbeiter
standen herum und schienen damit beschäftigt, letzte Details auszurichten. Als
wir eintraten, wurde es sofort still.
Daniel ließ mich stehen und ging sogleich auf seinen CFO zu, der als
Einziger nichts zu tun zu haben schien. Die beiden Männer begrüßten sich mit
einem freundschaftlichen Handschlag und verschwanden dann in einem Nebenraum,
ich blieb mit den übrigen Teammitgliedern im Konferenzsaal zurück. Zögernd
näherte ich mich den Geräten. Obwohl ich technisch nur mittelmäßig versiert
war, betrachtete ich das aufgebaute Modell mit Interesse und versuchte mir auszumalen,
was es darstellen könnte.
»Guten Morgen, ich bin Alissa Stevens«, begrüßte mich die attraktive
blonde Frau, die mir gestern schon im Flugzeug aufgefallen war. Sie hatte ein
intelligentes Lächeln und verhielt sich mir gegenüber ausgesprochen höflich.
Ich erwiderte ihren Gruß und stellte mich ebenfalls vor. Langsam
gesellten sich auch die anderen Mitarbeiter zu uns. Sie waren alle im
Forschungsteam der Stone Corporation tätig und arbeiteten seit mehreren Jahren
gemeinsam an diesem Projekt. Alle schienen enthusiastisch und stolz auf ihre
Arbeit. Sie setzten große Erwartungen auf das heutige Treffen, denn dies konnte
auch ihr persönlicher Durchbruch sein. Nichts deutete darauf hin, dass sich ein
Verräter unter ihnen befand.
Ich fühlte mich ausgesprochen unwohl, all diese Menschen hatten mich
gestern im Flugzeug gesehen! Doch ihre ganze Konzentration war auf die
bevorstehende Vorführung gerichtet. Trotzdem glühte mein Gesicht.
Alissa betrachtete mich neugierig. »Darf ich fragen, was Ihre Aufgabe in
diesem Projekt ist?«, fragte sie mich, als wir in einiger Entfernung vom Rest
des Teams an einer Fensterbank
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