Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
einschlafen.«
Ich wunderte
mich über sein Angebot, doch dann schüttelte ich den Kopf. Die Erinnerung an
die Nachricht auf meinem Handy kam mir wieder in den Sinn. Konnte es wirklich
stimmen, dass dieser zärtliche und einfühlsame Mann jemanden umbringen wollte oder
mit dem Verschwinden meines besten Freundes zu tun hatte? Ich konnte nicht mehr
klar denken, in meinem Kopf herrschte ein einziges Chaos. Die aufgeheizte
Atmosphäre des Clubs war vergessen und ich bemühte mich, das, was eben
geschehen war, zu realisieren.
»Sorry, Daniel,
es hat sich nichts geändert zwischen uns. Ich will unseren Vertrag nicht
weiterführen. Und außerdem muss ich morgen wieder früh aufstehen.« Ich spürte,
wie er mich von der Seite musterte, traute mich aber nicht, ihn jetzt anzusehen.
Ein Blick aus
dem Autofenster ließ mich erschrecken, der Himmel war bereits heller als er
mitten in der Nacht sein sollte. »Wie spät ist es eigentlich?«, fragte ich, um ihn
abzulenken.
Stirnrunzelnd
sah er auf seine Uhr und dann wieder zu mir zurück. »Gleich halb sechs. Wieso?«
»Dann wird es
sowieso nichts mit dem Schlafen. In einer halben Stunde muss ich im Hotel sein«,
gähnte ich herzhaft.
Unser Wagen
fuhr die Einfahrt zur Tiefgarage hinunter. Daniel drehte sich mit einem Ruck zu
mir. »Was sagst du? Du musst heute arbeiten? Wie kannst du einfach ausgehen und
dich betrinken?« Er klang gar nicht mehr liebevoll, sondern machte mir nun
Vorwürfe. Irgendwo in meinem Hinterkopf mahnte mich mein Unterbewusstsein, dass
Daniel als Besitzer des Hotels ein verständliches Interesse daran hatte, dass
seine Angestellten, einschließlich mir, ausgeschlafen und fit zur Arbeit
erschienen.
»Nun mach dir mal
nicht ins Hemd. Es kommt ja nicht jeden Tag vor.«
Ich war
dankbar, dass Smith in diesem Moment anhielt und uns aussteigen ließ. Zum
Abschied drückte ich Daniel einen scheuen Kuss auf die Wange, bevor ich mich eiligst
in meine Wohnung begab.
Samstag, 19. Mai 2012
Der Arbeitstag zog sich quälend langsam dahin. Ich bemühte mich nach
Kräften, die notwendige Konzentration aufzubringen, um die Zimmerabrechnung nicht
ständig durcheinander zu bringen. Auch versuchte ich, Kunden gegenüber keine
pampigen Antworten zu geben und immer freundlich interessiert zu klingen.
Gar nicht so einfach, nicht nur Schlafmangel und ein sinkender
Alkoholspiegel machten mir zu schaffen, auch die akute Erschöpfung verlangte ihren
Preis. Sascha beobachtete mich aus einiger Entfernung und schien darauf gefasst,
nötigenfalls helfend einzugreifen.
Als Mr. Hartwig, einer unserer Langzeiturlauber, an den
Rezeptionsschalter trat, lächelte ich ihm zuvorkommend entgegen. »Juliet, ich
habe Ihnen ein paar fast neue Zeitschriften aus Deutschland mitgebracht. Damit
Ihre Deutschkenntnisse nicht ganz einrosten.« Der uralte Mann hatte einen
Narren in mir gefressen seitdem er wusste, dass ich deutsche Vorfahren hatte.
Er ließ nichts unversucht, um mir die alte Heimat wieder näher zu bringen.
Ich blickte interessiert auf die Hochglanzmagazine in seiner Hand. Er
legte sie alle auf unseren Schalter und blätterte darin herum. Seine wesentlich
jüngere Freundin legte ihm den Arm um die Hüfte. Die Asiatin kümmerte sich
rührend um ihren Versorger, doch die Beziehung war wegen des enormen Altersunterschieds
gewöhnungsbedürftig. Außerdem plauderte Mr. Hartwig gern über intimste
Erlebnisse und mehr als einmal wäre seine Freundin neben ihm vor Scham fast im
Boden versunken. Heute hatte ich wahrlich nicht das Durchhaltevermögen, dies
alles unkommentiert stehen zu lassen.
Endlich schien er gefunden zu haben, wonach er gesucht hatte. Er drehte
eine Zeitschrift zu mir herum, um auf die Überschrift zu verweisen. »Sehen Sie,
Juliet, es ist schon erstaunlich, was die Forscher alles erfinden. Jetzt haben
sie sogar schon Viagra für Frauen entwickelt. Das müsste Sie doch
interessieren?«
Ich trat fassungslos einen Schritt zurück. Was bildete sich der alte
Kerl eigentlich ein? Merkte der aufgrund seiner Alterssenilität nicht, was er
eigentlich von sich gab?
Ich sah mich Hilfe suchend nach Sascha um, aber der hatte seine
Mittagspause angetreten. Mir war klar, dass ich im Allgemeinen einen Gast nicht
einfach anmotzen konnte, doch dies war eindeutig ein Notfall.
»Sie sollten sich schämen, so mit einer Frau zu sprechen!«, herrschte
ich den verdutzten Mr. Hartwig an und kam wieder näher an den Empfangsschalter.
Dann entriss ich ihm die Zeitschrift und begann vor
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