Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
ihn schon vor Jahren gefeuert.«
»Glaubst du, jemand aus der Nachtschicht hat etwas mit dem Mord zu tun?« Ich konnte kaum glauben, dass wir hier standen und solche Vermutungen anstellten. Corinne hatte Recht, auch ich hatte zuvor geglaubt, die Arbeit am Empfang bestünde nur aus ständigem Lächeln und dem Weiterleiten von Anrufen.
Doch Sylvia schüttelte den Kopf. »Das wüssten wir längst, hier bleibt es doch nicht geheim, wenn die Polizei eine halbe Abteilung festnimmt. Ich denke eher, dass sie alle wegen Vernachlässigung der Dienstvorschriften gefeuert wurden. Du kennst doch Bingham, die hat sich mit Pathee nie sonderlich gut verstanden.«
»Also hat Ms. Bingham die Nachtschicht gefeuert, und nicht Mr. Stone?«, fragte ich interessiert.
Doch meine Kollegin schüttelte den Kopf. »Erstens mischt sich Stone eigentlich nie in das operative Geschäft ein, die Bingham hat freie Hand, auch wenn sie offiziell nur Abteilungsleiterin ist. Sie arbeitet hier schon eine halbe Ewigkeit und Stone vertraut ihr. Wenn sie die Nachtschicht nicht mehr will, dann feuert Stone die alle. Und wenn Binghams Beweise nicht ausreichen, um fristlose Kündigungen zu rechtfertigen, bezahlt Stone die Leute notfalls aus. Kohle hat der Typ ja genug.«
»Und wer übernimmt jetzt die Nachtschicht?«, fragte ich Sylvia, noch immer überwältigt von dem Tempo der Ereignisse.
»Das geht reihum. Da wir schon vorher unterbesetzt waren, werden nun Doppelschichten gefahren.«
»Aber ich muss abends zum Tanzen! Da kann ich keine Doppelschichten arbeiten.« meine Stimme klang panisch und meine Kollegin lachte laut auf.
»Juliet, die meisten hier haben auch keine Lust dazu, obwohl die Bezahlung einmalig gut ist. Deshalb machen wir das abwechselnd, jeder ein- bis zweimal pro Woche. Im Aufenthaltsraum hängt ein Kalender, da kannst du die Tage eintragen, an denen du Zeit hast.«
Für Sylvia schien das alles normal zu sein, aber ich konnte so viele neue Informationen am frühen Morgen nicht verarbeiten. Nachdem ich die Buchungen durchgeschaut und Notizen über Sonderwünsche an den Rand geschrieben hatte, ging ich in unseren winzigen Pausenraum, um einen Blick auf den Kalender zu werfen. Ich fand Sascha mit gerunzelter Stirn und einem Stift davor. Er sah müde und abgekämpft aus.
»Guten Morgen, Sascha! Ich habe gehört, du hast die Nachtschicht gemacht?«
Er nickte ohne den Blick vom Kalender zu lösen. »Ja, die Bingham hat mich gestern um zehn aus dem Bett geklingelt. Hat wunderbar gepasst, meine Freundin war für ein verlängertes Wochenende hier in Boston und muss heute zurück nach Seattle.«
In diesem Moment betrat Ms. Bingham unser kleines Kabuff. »Guten Morgen allerseits! Gut geschlafen, hoffe ich?« Ihr Blick fiel auf Sascha. »Sie hoffentlich nicht?«
Keiner von uns sagte etwas. So früh hatte ich meine Chefin noch nie im Hotel gesehen, die Morgenstunden waren meist relaxt weil außer Pathee kein Manager herumlief.
»Sascha, Sie kommen in zehn Minuten in mein Büro und bringen den Kalender mit. Juliet, Sie sind danach dran.« Sie drehte sich um und war wieder verschwunden.
»Darf ich mich in den Kalender eintragen, bevor du den mit zu Ms. Bingham nimmst?« Ich studierte die Einträge und versuchte, einen günstigen Tag für die Doppelschicht zu finden. Wenn ich mittwochs die Nachtschicht und anschließend am Donnerstag in der Frühschicht arbeitete, war ich zwar völlig erledigt, aber es ließ sich halbwegs mit meinen anderen Aktivitäten vereinbaren. Doch ich zögerte, meinen Namen einzuschreiben.
»Du, Sascha? Ist die Abrechnung nachts kompliziert? Ich meine, ich verstehe jetzt schon kaum, was ich eigentlich tue, aber nachts stelle ich mir das alles noch viel schwieriger vor.«
Unser Schichtleiter grinste nun belustigt. Mein Talent an der Rezeption war nicht sonderlich ausgeprägt, das hatte er sicher auch längst bemerkt. »Mit der Abrechnung hast du erst mal nichts zu tun, das kann jemand anderes machen. An deiner Stelle würde ich mich eher davor fürchten, mit den ganzen Betrunkenen und den Prostituierten klarzukommen. Da darfst du manchmal sogar deine höflichen Manieren vergessen, sonst kannst du solche Situationen kaum kontrollieren.«
Ich schluckte, doch dann gab ich mir einen Ruck und schrieb meinen Namen in die Mittwochfelder für die nächsten vier Wochen. Es war ja nur ein Tag pro Woche, den würde ich schon irgendwie überstehen.
Ms. Bingham blickte mich bedeutungsvoll an. »Juliet, heute erwartet Sie eine
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