Vertraglich Verpflichtet (Daniel & Juliet - eine Liebesgeschichte, Teil 1) (German Edition)
außergewöhnlich hübsche junge Asiatin in einen schicken Businesskostüm war zierlich, perfekt geschminkt und hatte lange glänzende Haare. Ihr Kostümrock war eine Idee zu kurz.
Das Telefon vor mir begann zu klingeln. Eifrig nahm ich den Anruf entgegen, eine Zimmerreservation für einen extravaganten Gast. Die unbekannte Frau schaute angespannt auf ihre teure Armbanduhr. Ich versuchte, den Anruf an Stephanie in der Reservierung durchzustellen, doch die Leitung war besetzt. Entschuldigend blickte ich in Richtung der Frau und nahm den Anruf selbst entgegen. Erst als der Anrufer eine kurze Pause machte, um nach Flugdaten zu suchen, konnte ich meine Aufmerksamkeit kurz auf sie richten.
»Was kann ich für Sie tun?«, fragte ich höflich, noch immer das Telefon ans Ohr haltend.
»Sind Sie Miss Walles?«, fragte sie mich und als ich nickte, hielt sie mir einen dicken Umschlag ohne Absender hin. Ich nahm ihn verdattert entgegen und bedankte mich bei ihr mit einem Lächeln. Die Frau bedachte mich mit einem kühlen, herablassenden Blick, drehte sich um und verschwand.
Der Umschlag enthielt offensichtlich nicht nur den abgeänderten Vertrag. Wer war diese Frau? Und wusste sie, was sie mir gerade übergeben hatte?
Ich konnte die Zeit bis zur Mittagspause gar nicht abwarten. Als ich endlich in den Pausenraum kam, zog ich mir sofort einen Stuhl in die Ecke und öffnete den Umschlag.
Mit fielen ein kopiertes Flugticket, eine originale Bordkarte, ausgedruckte Fotos und noch weitere Papiere in die Hände, außerdem steckte eine Version unseres Vertrags in dem Umschlag.
Atemlos studierte ich die Unterlagen. Das Flugticket war auf den Namen Garrett Fisher ausgestellt, gültig für einen Flug am 14. Mai 2012 von Boston nach Bangkok über San Francisco. Die Bordkarte zeigte ebenfalls seinen Namen und war eingelöst auf den Flug von Boston nach San Francisco am selben Tag.
Ich betrachtete die vier ausgedruckten Fotos, alle von verschiedenen Kameras aufgenommen. Am unteren Ende der beiden ersten Fotos standen Datum und Uhrzeit, wiederum der Morgen des 14. Mai. Zu sehen war eindeutig Garry - einmal am Flugschalter beim Einchecken seines Gepäcks und ein anderes Mal irgendwo auf dem Bostoner Flughafen. Die Anzeigetafel im Bildhintergrund ließ daran keinen Zweifel. Die anderen beiden Fotos zeigten ihn offenbar bei seiner Ankunft in Bangkok. Ich erkannte das moderne Design des Suvarnabhumi Airports sofort, unzählige Male war ich dort selbst gelandet. Eines der Fotos zeigte ihn bei der Einreisebehörde, das andere Foto war ein Abdruck seines Reisepasses mit einem thailändischen Stempel datiert auf den 15. Mai. Das war gestern.
Langsam ließ ich die Papiere sinken. Es gab noch weitere Schriftstücke – Bordmanifeste der Fluglinien und eine schriftlich beglaubigte Kopie des Visaantrags. Ich hatte plötzlich kein Interesse mehr daran, diese genauer zu studieren. Konnte es sein, dass mein bester Freund tatsächlich mit dem von mir geborgten Geld in den Urlaub flog? Oder hatte er einen anderen Grund, ausgerechnet nach Bangkok zu reisen? Wieso hatte er nichts davon gesagt?
Oder waren diese Dokumente am Ende alle gefälscht? Dann hatte sich jemand sehr viel Mühe gemacht, um mich von Garrys Flug nach Thailand zu überzeugen. War es Daniel zuzutrauen, dass er solchen Aufwand betrieb, nur um mich ins Bett zu bekommen?
Hastig zog ich den Vertrag aus dem Umschlag und überflog ihn ein weiteres Mal um sicherzugehen, dass er nichts ohne mein Wissen abgeändert oder hinzugefügt hatte. Gut, er hatte seinen Namen nicht ,wie abgekündigt, in den ersten Absatz eingefügt. Vielleicht war ihm sein Hochmut ja selbst aufgefallen?
Ich las mir den Vertrag nochmals gewissenhaft durch. Was machte ich hier eigentlich? Ich erwägte doch nicht ernsthaft, mich auf so etwas einzulassen? Mein Unterbewusstsein war völlig aus dem Häuschen. Die Punkte im Einzelnen waren ja gar nicht so fragwürdig, doch allein die Idee, dass zwei Menschen ein solches Abkommen ernsthaft abarbeiten könnten, war abstrus.
»Ich will mit dir reden, ich brauche eine Antwort. Diese Warterei macht mich noch ganz verrückt.« Daniels Stimme klang so laut und aufgebracht durch das Telefon, dass ich befürchtete, meine Kollegen an der Rezeption könnten jedes Wort verstehen.
Das er nicht normal war, stand sowieso fest, daran änderte auch das Warten auf meine Entscheidung nichts. Trotzdem war ich mir keineswegs sicher, was ich ihm antworten sollte. Er übte noch immer eine
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