Vertrau deinem Herzen
Ostküste lebte. „Ich dachte, es würde dich interessieren, dass du in Good Morning America bist.“
Kate setzte sich kerzengerade auf, die letzten Spuren des Schlafs wurden von totaler Demütigung verscheucht. „Was?“
„Good Morning America! Also los, schalt den Fernseher ein, und sieh es dir an!“
„Was zum Teufel ...“
„Ist er jetzt bei dir?“
„Ist wer ...?“ Endlich klärte sich Kates Kopf. „Du meinst JD.“
„So nennst du ihn? Mein Gott, Kate, wie lange seid ihr schon zusammen?“
Nicht lange genug. „Erzähl mir, was sie im Fernsehen gezeigt haben.“
„Zuerst ging es nur um den Typen – Sergeant Harris. Sie haben einen kurzen Beitrag aus Seattle gezeigt, wo er einem Mann eine Herzmassage verpasst hat. Dann kam ein Bericht darüber, dass er für ein paar Wochen aus der Öffentlichkeit verschwunden war. Angeblich hat er für eine Realityshow gedreht. Er soll der neue Bachelor sein und du die Frau, die er gewählt hat.“
Der Gedanke an diese Sendung jagte Kate einen Schauer über den Rücken. „Er war am See“, erklärte sie. „Er hat im Schroeder-Cottage gewohnt.“
„Unfassbar, Kate! Ich kann nicht glauben, dass du es uns nicht erzählt hast.“
Und ich kann nicht glauben, dass er es mir nicht erzählt hat, dachte Kate. Sie brachte es nicht über sich, zuzugeben, dass er sie belogen hatte. Es war kein Geheimnis in ihrer Familie, dass sie kein Glück in der Liebe hatte, aber das hier war mehr als das. Das hier wirkte einfach nur ... dumm.
Im Hintergrund hörte sie Barbaras Familie – laufende Schritte, Kinderstimmen, Lachen. Barbara bedeckte die Muschel mit der Hand und bat sie, etwas leiser zu sein. Mit vier Kindern schien eine ungestörte Unterhaltung am Telefon nahezu unmöglich.
„Im Fernsehen haben sie gezeigt, wie er mit dir zusammen ins Auto gestiegen ist“, fuhr Barbara fort. „Wie cool ist das denn bitte?“
„Muss ja ein lahmer Tag in der Welt sein, wenn das die Neuigkeiten sind.“ Kate schlüpfte in ihre Hausschuhe und zog ihren Bademantel über, der schon bessere Tage gesehen hatte, aber immer noch gemütlich war. Sie erzählte Barbara eine Kurzfassung der Ereignisse. Während sie sprach, schlappte sie die Treppe hinunter und machte die Kaffeemaschine an.
„Wie ist er so?“
Weg, dachte Kate. So ist er. Sie wusste, dass sie das nicht aussprechen konnte, ohne auseinanderzubrechen. „Still“, sagte sie stattdessen und durchforstete ihre Erinnerungen an ihn. Vom ersten Augenblick, als sie ihn gesehen hatte, hatte er ihr genau gezeigt, wer er war. Sie hatte es nur nicht wahrgenommen. Er war ein Retter – ob das nun bedeutete, einer Fremden an der Supermarktkasse auszuhelfen, sich mit einem kleinen Jungen anzufreunden, mit einer einsamen Frau zu schlafen oder jemandes Leben zu retten. Zum Glück hatte er es nicht geschafft, sein wahres Ich ganz und gar zu verbergen. Aber er hatte genug verborgen, um sie zum Narren zu halten.
Narr, das war genau das richtige Wort. Er hatte einen Narren aus ihr gemacht.
Und sie hatte jede Minute davon geliebt.
„Idiot“, murmelte sie.
„Was hast du gesagt?“, fragte Barbara.
„Nichts“, erwiderte Kate. Sie hatte total vergessen, dass sie noch am Telefon war. „Ich habe nur laut gedacht.“
„Nun ja, ich kann es zumindest kaum erwarten, ihn kennenzulernen“, erklärte ihre Schwägerin. „Er klingt einfach zu gut, um wahr zu sein.“
„Oh, das ist er.“ Es war noch zu früh am Morgen, um den ganzen Sommer zu erklären. Kate fühlte sich verletzt und verwirrt, noch weit entfernt davon, die ganze Sache mit jemandem zu diskutieren. „Hör mal, Barb, kann ich dich vielleicht später zurückrufen?“
Nachdem sie sich verabschiedet hatten, beschäftigte Kate sich mit banalen Dingen – Geschirr wegräumen, den Hundenapf mit frischem Wasser füllen. Sie versuchte, sich auf all das zu konzentrieren, was sie heute erledigen musste. Die letzten Vorkehrungen für Callie treffen, sie an der Schule und für den Fahrunterricht anmelden. Das Ende des Sommers kam schnell näher. Wenn sie die Formalitäten erledigt hatte, konnten sie wieder zum Haus am See zurückkehren und es winterfest machen.
Später kamen Aaron und Bandit zum Frühstück herunter. „Morgen“, murmelte er. Er schien ihr heute sehr blass und still zu sein. Er sah wieder aus wie der schüchterne, unglückliche Junge, der er am Anfang des Sommers gewesen war.
„Hey, Großer“, sagte sie und hielt ihm eine Tüte hin. „Kannst du die bitte in den
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