Vertrau deinem Herzen
das perfekte Wort. Ihr Erstaunen wuchs, als sie Bild um Bild im Internet anschaute. Sie fanden sogar ein Video des Vorfalls, der ihm Ruhm und Ehre eingebracht hatte.
„Wann hast du es herausgefunden?“, wollte Kate von Callie wissen. Sie schauten sich ein Bild von ihm im Tarnanzug an. Ein viel jüngerer JD hatte darauf einen Arm um Sam Schroeder geschlungen. Im Hintergrund ragte das Hindukusch-Gebirge wie eine unbewohnbare Mondlandschaft auf.
„Als ich das erste Mal bei ihm geputzt habe, bin ich auf ein Klatschmagazin gestoßen. Er hat nicht mal versucht, es zu leugnen. Hat mir gleich alles erzählt.“
„Warum hast du mir nichts gesagt?“
„Weil ich es ihm versprochen hatte. Ich habe ihm mein Wort gegeben.“
Und natürlich lag es nicht in Callies Verantwortung, Kate darüber zu informieren, dass der Mann, den sie liebte, seine wahre Identität vor ihr verbarg. Das wäre JDs Aufgabe gewesen.
Sie biss die Zähne zusammen und scrollte weiter. Nach Muldoons Anschlag war die Nation darüber informiert worden, dass die Terrorwarnung auf Rot gesetzt worden war, die höchste Stufe. Das Video des Attentats wurde im Fernsehen rauf und runter gespielt, und Standfotos daraus zierten die Titelseiten der Zeitungen im ganzen Land. Der gesamte Vorfall war von verschiedenen Experten Sekunde für Sekunde analysiert worden.
Nachdem endlich das Motiv hinter dem Anschlag aufgedeckt worden war, wandelte sich die Terrorangst in der Bevölkerung in eine mulmige Traurigkeit. Der Angreifer war kein Fremder, sondern einer ihrer eigenen Leute. Terence Lee Muldoon war der Footballstar seiner Highschool gewesen. Er stammte aus einer verarmten Familie. Ein großzügiger Bonus hatte ihn davon überzeugt, in die Armee einzutreten. Er unterzog sich dort der härtesten und umfangreichsten Ausbildung, um ein Mitglied des superelitären Geheimkommandos zu werden.
Er hätte eine lange und angesehene Karriere vor sich haben sollen. Doch stattdessen war er in eines der grausamsten Löcher des Pentagon gefallen: Nur ein paar Monate vor Ende seiner sechsunddreißigmonatigen Verpflichtung war Muldoon im Mittleren Osten verwundet worden. Bei einem Autounfall hatte er eine Niere verloren, was ihn zu einem Invaliden machte. Während er sich im Krankenhaus von der Operation erholte, wurde ihm mitgeteilt, er müsse seinen Bonus zurückzahlen – schließlich sei er seiner Verpflichtung nicht bis zuletzt nachgekommen. Man hatte seinen Namen bereits an ein Inkassounternehmen weitergereicht.
Jeder hatte Verständnis für seine Wut. Aber niemand hatte vorhersagen können, was er dagegen tun würde.
In seiner verwirrten Logik entschied Muldoon, dass der Präsident persönlich für seine Zwangslage verantwortlich war. Dank seiner hervorragenden Ausbildung fiel es im leicht, einen Angriff zu planen, der das Ziel hatte, den Oberkommandierenden der Streitkräfte, ein Militärkrankenhaus und sich selbst innerhalb weniger Sekunden auszulöschen.
Laut einem Artikel in der Washington Post hatte er keine Probleme, den tödlichen Sprengstoff zu besorgen, indem er falsche Waffenbeschaffungspapiere benutzte.
„Narzisstische Persönlichkeitsstörung“ lautete die Diagnose der Experten angesichts der vollkommenen Zuversicht, mit der er sich am Weihnachtsabend ins Walter Reed Army Medical Center hatte einliefern lassen. Sein Timing war perfekt. Wie sich später herausstellte, hatte er Zugriff auf den Terminplan und die Route des Präsidentenbesuchs gehabt. Muldoon hatte sich nur an einer entscheidenden Stelle verkalkuliert, eine Sache übersehen: dass nämlich in diesem Krankenhaus Menschen wie Jordan Donovan Harris arbeiteten. Menschen, die genauso hoch qualifiziert waren wie Muldoon selber.
Als Kate und Callie sich Seite für Seite durchs Internet klickten, wurde Kate langsam klar, warum dieser Vorfall die Menschen so bewegt hatte. Hier gab es keine Zwei- oder Mehrdeutigkeiten. Keine Fehler oder Vertuschungen. Nur einen abtrünnigen Soldaten, einen Sanitäter, der seinen Job erledigte, und ein gutes Ende. Das einzige Blut, das vergossen worden war, stammte von Muldoon und JD, und beide Männer überlebten ihre Verletzungen.
Die Leute liebten solche Geschichten. Das pure Drama, wenn das Gute über das Böse siegte. Und als alle Einzelheiten nach und nach bekannt wurden, liebten sie JD sogar noch mehr. Es war die Geschichte vom Tellerwäscher, der zum Millionär wurde, in neuem Gewand. In Baltimore von einer hart arbeitenden, alleinerziehenden Mutter
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