Vertrau deinem Herzen
weiß es nicht.“ Er umarmte sie, jeden einzeln. Es fühlte sich schrecklich an. Zum Teufel, es war schrecklich! Denn auch wenn er gesagt hatte, er wüsste es nicht – er wüsste es doch.
34. KAPITEL
D u hättest ihn nicht gehen lassen dürfen.“ Callie stand im Nachthemd in der Tür zu Kates Arbeitszimmer.
Es war spät, und Aaron schlief schon, aber offensichtlich litt Callie unter der gleichen Schlaflosigkeit wie Kate. „Es lag nicht in meiner Hand. Er ist gegangen“, antwortete Kate.
„Du hättest ihn aufhalten können.“
„Und was dann?“
„Dann wärt ihr zusammen.“
„Ich wüsste nicht, wie es dazu kommen sollte.“
„Warum nicht?“
„Ich könnte dir eine ganze Liste an Gründen aufzählen, aber es gibt nur einen, der wirklich zählt: Er will nicht wirklich mit mir zusammen sein. Vielleicht will er mit niemandem zusammen sein. Ich weiß es nicht.“
„Das ist Blödsinn! Er ist so in dich verliebt, dass er kaum geradeaus gucken kann.“
Kates Magen zog sich vor Sehnsucht zusammen, aber sie verbarg es. „Sehr witzig, Miss Allwissend!“
„Ich weiß mehr über sein Leben als du.“
Kate stellte sich vor, wie er Callie die Wahrheit über sich erzählt hatte. Zweifelsohne hatten sie lange tiefschürfende Gespräche geführt, von denen Kate ausgeschlossen gewesen war. Bei dem Gedanken spürte sie ein hässliches Gefühl in sich aufsteigen – Neid. Er war zu Callie ehrlich gewesen, hatte aber Kate im Dunkeln gelassen.
„Und?“, fragte Callie, die sich inzwischen in den Drehstuhl am Schreibtisch gesetzt hatte. „Bist du gar nicht neugierig?“
„Ich schätze, wenn er gewollt hätte, dass ich diese Dinge weiß, hätte er mir davon erzählt.“
„Hör auf damit, Kate! Das sind doch keine Geheimnisse.“
Callie beugte sich verschwörerisch vor. „Ich wette, du weißt nicht, warum er zur Army gegangen ist.“
„Nein, das weiß ich wirklich nicht.“ Natürlich nicht. Das war eines der Millionen Dinge, die er ihr zu erzählen nicht für nötig befunden hatte.
„Weißt du, er hatte diese fürchterliche Mutter – schlimmer noch als meine – und hat sein ganzes Leben lang nur versucht, irgendwie zu überleben. Deshalb ist er auch so gut darin, Sachen zu reparieren. Er hat so viel gespart, wie er nur konnte, um aufs College gehen zu können. Dann ist seine Versagermutter in den Entzug gegangen, was ihn all sein Geld gekostet hat. Also ist er statt aufs College zur Armee gegangen.“
Callie hatte das die ganze Zeit über gewusst; Kate hatte es nicht mal ansatzweise geahnt. Da schlief sie mit dem Kerl, und doch begegnete er ihr nicht auf Augenhöhe. Aber sein gesamtes Leben vor Callie auszubreiten, das schien ihm keine Probleme bereitet zu haben.
Trotz ihres tiefen Unmuts konnte Kate nicht anders, als sich das Leben vorzustellen, das Callie ihr da beschrieb. Bevor sie Callie getroffen und ihre Geschichten niedergeschrieben hatte, hätte sie das nicht gekonnt. Sie hätte sich nicht vorstellen können, dass eine Mutter in der Lage war, ihr Kind einfach so aus reinem Egoismus beiseitezuschieben. Geschweige denn, sich auszumalen, welche Auswirkungen so etwas auf das Kind hatte. Doch jetzt fing sie an, es zu verstehen. Mit diesem Hintergrund konnte JD nicht wissen, wie eine Familie funktionierte. Wie auch Callie befürchtete er, nichts richtig und alles falsch zu machen.
„Du bist wütend“, stellte Callie fest.
„Nicht auf dich“, gab Kate traurig zu. „Er hätte es mir sagen müssen.“
Callie machte ein finsteres Gesicht. „Ja, genau! Sag mal – glaubst du eigentlich, es macht Spaß, so etwas zugeben zu müssen? Der einzige Grund, warum er es mir erzählt hat, war, dass ich dabei war, mich aufzugeben. Ich musste hören, dass man eine miese Mutter überleben kann. Das ist aber eine Erfahrung, die du nie gemacht hast.“
Kate brachte ein dünnes Lächeln zustande. Sie war am Ende ihrer Kräfte. Er hat uns so leicht aufgegeben! dachte sie. Und dann traf es sie wie ein Blitz: Genau das hatte sie auch getan!
Callie schaute über Kates Schulter auf den Computermonitor. „Bist du gerade im Internet?“
Kate berührte die Tastatur, um den Monitor zum Leben zu erwecken. Sie hatte verschiedene Browserfenster geöffnet. „Ich habe mich ein wenig über Jordan Donovan Harris informiert. Guck dir das mal an.“ Sie klickte auf ein Foto, um es zu vergrößern.
Callie rollte mit ihrem Stuhl noch ein Stückchen näher heran. „Mein Gott, er war so ...“
Heiß, dachte Kate. Das war
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