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Vertrau deinem Herzen

Vertrau deinem Herzen

Titel: Vertrau deinem Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Wiggs
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dass sie diesen Rat besser befolgt hätte, zumindest im Beruf. Sie hatte sich mit einem Job bei einer beliebten, aber vollkommen einflusslosen Zeitung zufriedengegeben, der ihr nicht viel abverlangte außer einer gewandten Formulierung hier, einem guten Auge für die Mode da und der Fähigkeit, in schöner Regelmäßigkeit achtzehnhundert veröffentlichungswürdige Wörter zu produzieren.
    Aber jetzt, entschied sie, als sie den Wagen in der Nähe der Hintertür abstellte, habe ich die Gelegenheit, herauszufinden, was ich wirklich tun will. Dieser Sommer war ihre Chance herauszufinden, welcher Job ihre Leidenschaft wecken könnte. Sie würde es für sich tun und im Andenken an ihren Großvater.
    Sie schnappte sich die am nächsten stehende Einkaufstüte, sprang aus dem Jeep und schloss die Hintertür auf. Zumindest wollte sie sie aufschließen. Doch als sie den Schlüssel drehte, spürte sie keinen Widerstand.
    Das ist seltsam, dachte sie. Sie öffnete die Tür und trat ein. Die Reinigungstruppe musste vergessen haben, hinter sich abzuschließen. Sie hatten auch das Radio angelassen, denn aus den Lautsprechern erklang Musik. Sie würde Mable Ciaire Newman darauf ansprechen. Hier in der Gegend gab es keine Verbrechen, aber das war kein Grund, sorglos zu sein.
    Abgesehen von der nicht verschlossenen Tür hatten die Reinigungsleute einen hervorragenden Job gemacht. Die Pinienholzböden glänzten, und die ganzen Holzvertäfelungen und – Verkleidungen hatten einen tiefen, öligen Schimmer. Die Fensterläden waren geöffnet worden und gaben den Blick auf das in der Sonne glitzernde Wasser frei.
    Kate atmete den Duft nach Zitronenöl und Möbelpolitur ein und trat ans vordere Fenster. Jeder, der hierherkam, begrüßte das Haus auf seine Weise. Kate begann immer mit dem Inneren des Hauses, schaute nach, dass die Schubladen und Schränke alle in Ordnung und die Uhren gestellt waren, dass Herd und Ofen funktionierten, die Betten gelüftet waren und das heiße Wasser angestellt worden war. Erst danach würde sie nach draußen gehen, um jede Planke auf dem Steg zu berühren, den Rasen zu bewundern und eine Hand ins Wasser zu tauchen, um unter der eisigen Temperatur wohlig zu erzittern.
    Aaron war direkt nach draußen gegangen, den Hund immer noch auf den Fersen. Er rannte an der Grenze des Grundstücks entlang, von den Brombeerbüschen auf der einen bis zu den Rohrkolben auf der andern Seite. Bandit rannte freudig hinterher.
    Als sie auf den Steg hinausgelaufen kamen, biss Kate sich auf die Zunge und schluckte die dort liegende Warnung hinunter. Es würde Aaron nur ärgern, wenn sie ihm raten würde, vorsichtig zu sein. Außerdem musste sie ihn nicht bitten, sich vom Wasser fernzuhalten. Das würde er schon von ganz alleine tun. Weil er sich nämlich weigerte, schwimmen zu lernen.
    Sie wusste nicht, warum. Er hatte nie einen Unfall mit dem Boot oder beim Schwimmen gehabt. Es machte ihm auch nichts aus, mit dem Boot hinauszufahren oder im flachen Wasser zu waten. Aber er ging nicht mit dem Kopf unter Wasser, egal wie.
    Kate tat er leid. Je älter er wurde, desto mehr litt er unter seiner Phobie. Immer wenn einer der Jungen aus seiner Klasse seinen Geburtstag im Freibad feierte, entschuldigte Aaron sich mit Magenschmerzen. Als er dem Schwimmteam beitreten sollte, hatte er das entsprechende Formular verschwinden lassen. Letzten Sommer hatte er Stunden damit verbracht, am Ende des Stegs zu sitzen, während seine Cousins und Cousinen – sogar Isaac und Muriel, die jünger waren als er – sich mit Begeisterung ins Wasser geworfen und endlos im See gespielt hatten. Aaron hatte ihnen wehmütig zugeschaut, aber die Sehnsucht, es ihnen gleichzutun, war nicht groß genug, um ihn zu motivieren, es mit dem Schwimmen noch mal zu versuchen. Sie sah, dass er alles dafür gegeben hätte, auch ins Wasser zu gehen. Aber er konnte sich einfach nicht überwinden. Er musste sich damit zufriedengeben, auf dem Steg zu sitzen oder im Kajak herumzupaddeln.
    Gib nicht auf! wollte sie ihm zurufen. Und wenn sie diesen Sommer nichts anderes täte – sie würde Aaron helfen, schwimmen zu lernen. Wenn er seine Angst überwinden könnte, würde ihm das eine Welt voller neuer Möglichkeiten eröffnen. Und Kate wollte ihm zeigen, dass er sich niemals mit weniger als seinen Träumen zufriedengeben musste.
    Da. Der Gedanke drängte sich an die Oberfläche. Aaron hatte „Probleme“. Wenn man seinen Lehrern, dem Schulpsychologen und dem Kinderarzt glaubte,

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