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Vertrau deinem Herzen

Vertrau deinem Herzen

Titel: Vertrau deinem Herzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Wiggs
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wie ein Flüchtiger verstecken und verletzte Waschbären retten.
    Natürlich, nachdem sein Gesicht erst einmal die Titelblätter aller wichtigen Magazine auf der ganzen Welt geziert hatte, war er bei Notfällen nicht mehr gut zu gebrauchen. Manchmal zog seine Anwesenheit mehr Gaffer und Reporter an als eine Massenkarambolage mit fünf Autos.
    Er hatte keine Zeit gehabt, sich daran zu gewöhnen, jeglicher Privatsphäre beraubt zu werden. Er war aus einem künstlichen Koma erwacht und hatte festgestellt, dass er zum einen seine Verletzungen überleben würde und zum anderen sich alles in seinem Leben verändert hatte. Direkt nach dem Attentat hatte man sein Bild in zehnfacher Lebensgröße am Times Square aufgehängt. JD war derweil bewusstlos gewesen. „Er kämpft um sein Leben 1 ’, schrieben die Zeitungen, auch wenn er natürlich gar nichts tat, schon gar nicht kämpfen. Er lag einfach nur da, während die Ärzte ihre Wunder wirkten.
    Wenn er geahnt hätte, was draußen los war, welcher Wirbel um ihn gemacht wurde, hätte er vielleicht einfach noch ein bisschen länger geschlafen.
    Aber das hatte er nicht. Und aus „Jordan Donovan Harris – die Nation hält Nachtwache“ wurde „Jordan Donovan Harris – der neue Held der Nation“. Es war verrückt, ein sich immer weiter steigernder Rausch. Die Presse nannte ihn immer mit allen drei Namen, wie sie es auch gern bei Massenmördern tat – John Wayne Gacy, Coral Eugene Watts, John Wilkes Booth – oder gar bei JDs eigenem Attentäter, Terence Lee Muldoon.
    Niemand hatte den Angriff kommen sehen. Niemand hätte ihn kommen sehen können, was der Grund dafür war, dass Muldoon beinahe Erfolg gehabt hätte. Er war Mitglied des Blue Light Commandos, nahm an verdeckten Operationen teil. Und er war für seine Tapferkeit im Irak-Krieg ausgezeichnet worden.
    Er hatte den perfekten Lebenslauf für einen Soldaten. „Er war ein ruhiger, bescheidener Mann, der gerne alleine war ...“ Sagten das nicht immer alle über die Irren und die Mörder? Niemand hat je gesagt: „Er war verrückter als ein Hamster im Käfig, und man konnte ihm nicht halb so weit trauen, wie man ihn werfen konnte.“
    Nein. Wie die meisten Verrückten wurde er als „ein hart arbeitender Mann“ und „Vorzeigebürger“ bezeichnet. Das Furchterregendste war jedoch: Als Muldoon seinen Plan in die Tat umsetzen wolle, war niemand da gewesen, um ihn aufzuhalten. Außer JD, der sprichwörtlich in die Situation hineingeplatzt war.
    Das alles liegt jetzt hinter mir, dachte er und spülte die Kühlbox auf der Autowaschstätte noch ein letztes Mal aus. Er hatte nicht direkt sein Leben wieder, weil er hatte untertauchen müssen, aber zumindest hatte er ein wenig Privatsphäre zurück. Etwas Raum zum Atmen. Versau das nicht! ermahnte er sich und dachte an Kate Livingston und ihren Sohn. Sie konnten es nicht wissen, aber ihre heutige Begegnung war seine längste Unterhaltung gewesen, seit er in das Cottage der Schroeders eingezogen war.
    In diesen paar Minuten am Straßenrand mitten im Nirgendwo hatte er sich so entspannt und natürlich gefühlt, beinahe wie er selbst. Nur ein Mann, der ein paar Wochen am See verbringt, ein wenig Urlaub macht und sich mit einer Frau unterhält, die rote Haare, sexy Beine und ein freundliches Kind hat. Eine Frau, die ihn die Dinge, die er niemals gehabt hatte, vermissen ließ.
    Sams Frau Penny war eine hoffnungslose Romantikerin und immer auf der Suche nach einer Frau für ihn; nach jemandem, bei der er sich besonders fühlte, mit der er sesshaft werden und eine Familie gründen konnte. Seit Weihnachten wusste er, dass er sich nicht besonders fühlen wollte. Er wollte sich wie er selber fühlen.
    Zu der Zeit des Attentats hatte es eine Frau in seinem Leben gegeben. Tina, eine Mitarbeiterin des Kongresses, hatte gesagt, dass sie ihn anbetete. Das war alles gut und schön, bis er berühmt wurde. Dann ging sie zum landesweiten Fernsehen und sagte, dass sie ihn anbetete. Sie wiederholte es in Zeitschrifteninterviews und in Radiotalkshows. Aber das war nicht alles. Sie zögerte auch nicht, einige der privatesten Details ihrer Beziehung zu verraten, inklusive wann er ihr das erste Mal „Ich liebe dich“ gesagt hatte, was das erste Geschenk von ihm gewesen war, seine Vorliebe für Blaukrabben und seine Lieblingsstellungen im Bett. Irgendwie hatte sie es sogar geschafft, ihre vorgebliche Anbetung seiner Person in einen dummen Selbsthilfe-Ratgeber zu verpacken: „ Wie man einen

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