Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition)
irgendwie wird da nie was draus. Mal sehen, wenn Sie sie anspornen, vielleicht macht sie das dann auch. Meine Tochter braucht dringend eine gute Freundin, die in unserer Nähe wohnt. Was meinen Sie, würden Sie nicht mal zu uns zum Kaffee kommen? Wir würden uns sehr freuen."
"Weiß Ihre Tochter von der Einladung?", scherzte Melanie. "Ich möchte nicht ungelegen kommen."
"Das geht schon. Stefanie hat viel zu wenig Menschen um sich, mit denen sie sprechen kann. Und mir geht es nicht viel anders." Sein Blick schien sie streicheln zu wollen. "Sie haben mir gefehlt", fügte er so leise hinzu, dass sie es gerade noch hören und verstehen konnte.
Für Melanie klangen diese Worte wie wunderschöne Musik. Sie kniete nieder und begann, Unkraut zu jäten. "Hier will ich Kopfsalat einsetzen und dort drüben kommt Blumenkohl hin. Für Tomaten und Bohnen ist es leider schon zu spät. Aber nächstes Jahr werde ich rechtzeitig mit allem beginnen." Sie beugte sich vornüber, um einen prächtigen Löwenzahn auszureißen.
"Damit macht Stefanie manchmal Salat", wandte Martin ein. "Das schmeckt ganz wunderbar. Sie schneidet ihn klein und übergießt ihn mit selbst gemachter Joghurtsauce mit Kräutern. Das müssen Sie einmal versuchen."
Sofort ließ Melanie den Büschel wieder los. Dann lachte sie. "Wie soll ich das Beet frei kriegen, wenn alles, was ich als Unkraut ansehe, noch zu gebrauchen ist. Dann lass ich gleich alles stehen und bringe es auf den Tisch und spare mir so weitere Arbeit."
Martin lachte mit. Einen Moment lang überlegte er, ob er all seine Kräfte mobilisieren und in den Nachbargarten gehen sollte, aber dann verwarf er diesen Gedanken wieder, weil er fürchtete, vor den Augen der Frau, der seine ganze Bewunde-rung und Zuneigung gehörte, einfach zusammenzuklappen und wieder hilflos vor ihr zu liegen. Nie wieder wollte er in solch eine Situation kommen, das hatte er sich fest vorgenommen.
"Aber das darf ich ausreißen, oder? Ich glaub, das ist eine Distel. Ich hab mich eben daran gestochen." Abwartend schaute sie zum Nachbargrundstück.
"Eigentlich könnte ich jetzt fies sein und sagen, es ist eine Brennnessel. Aber das bringe ich nicht übers Herz. Also es ist eine Distel, und die hat da nichts zu suchen, auch wenn sie wunderschöne Blüten hat. Ich habe früher mit Leidenschaft Disteln und andere Pflanzen fotografiert. Einmal hab ich sogar eine ganze Serie über Kakteen gemacht für eine Fachzeitschrift", fügte er nicht ohne Stolz hinzu.
Melanie richtete sich auf. "Ich glaube, ich werde eine kleine Pause machen. Haben Sie etwas dagegen, wenn ich zu Ihnen rüber komme? Ich mag nicht..." Plötzlich redete sie nicht mehr weiter. Ihr Blick heftete sich auf eine Gestalt, die draußen am Gartentor stand, sich nicht rührte und nur immer zu ihr herüberstarrte. "Thorsten... nein." Stöhnend schlug sie die Hände vors Gesicht.
"Melanie, was ist denn?" Martin war so erschrocken, dass ihm ganz flau wurde im Magen. "So reden Sie doch. Was ist los?"
"Mein geschiedener Mann ist da." Sie nahm die Hände vom Gesicht. Der Platz, an dem er eben noch gestanden hatte, war leer. "Ich hab ihn gesehen. Er stand nur da und hat herüber gesehen. Er will... Tim holen." Vor Angst versagte ihr die Stimme. "Das werde ich niemals zulassen, dass er mir mein Kind nimmt. Was soll ich nur tun?"
"Bitte, regen Sie sich nicht auf, Melanie. Vielleicht ha-ben Sie sich geirrt und es war ein anderer Mann, der Ihrem nur etwas ähnlich gesehen hat."
"Er war es, das weiß ich."
"Sie könnten es der Polizei melden, aber das wird nichts bringen. Solange nichts geschehen ist, können sie nichts tun. Wir müssen selbst auf Tim aufpassen. Am besten, wir wechseln uns ab."
Nun musste Melanie doch lachen. Martins Eifer war so rüh-rend, dass ihr Tränen in die Augen stiegen. "Danke, Martin, dieses Angebot werde ich Ihnen nie vergessen. Wir reden noch einmal drüber."
"Ich bin fertig mit den Aufgaben, Mami." Tim war aus dem Haus gekommen und stand schon eine ganze Weile hinter dem großen, blühenden Schlehenbusch. "Der Mann war da? Ich habe gehört, wie ihr euch unterhalten habt. Warum werde ich in das Gespräch nicht mit einbezogen? Es betrifft mich doch auch, oder nicht?"
Melanie zuckte erschrocken zusammen. "Tim, ich habe gar nicht gemerkt, dass du da bist. Was hast du gehört, Junge?"
"Dass mein Vater da war und über den Zaun geschaut hat. Warum ist er
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