Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition)
lassen, selbst wenn er wieder laufen könnte. Was soll er denn ohne mich? Er ist ganz allein auf der Welt. Auf diese Weise könnte ich nie glücklich werden. Bitte, lass uns dieses Thema nicht mehr erwähnen. Es... tut weh." Hastig widmete sich die Frau wieder ihrem Fisch, der ausgezeichnet schmeckte.
Michael nickte bedächtig vor sich hin. "Ich verstehe dich", sagte er traurig. "Das ist ja das Schlimme dran. Du wärest nicht Stefanie, wenn du anders reden und handeln wür-dest. Wahrscheinlich habe ich mich gerade deshalb in dich..." Er schwieg abrupt und widmete sich seinem Kartoffelsalat.
Von da an wurde nicht mehr sehr viel gesprochen, zumindest nichts Privates. Sie unterhielten sich noch eine Weile über Michaels Studium, über die Praxis seines Vaters, die er einmal übernehmen sollte, und Stefanie erzählte von ihrer Kindheit und Jugend, dass sie mit den Eltern in den Ferien immer viel gereist war, weil ihr Vater für verschiedene Verlage fotografierte, und dann ging ihnen der Gesprächsstoff aus.
"Wir sollten gehen", entschied Michael, dem es ganz schwer ums Herz wurde. Er hatte sich so über das Treffen gefreut, und nun war nichts mehr davon geblieben als der Gedanke daran, dass ihre gemeinsamen Stunden gezählt waren.
Sie verabschiedeten sich wie gute Freunde auf dem Park-platz, und jeder ging mit seinem Einkauf zum Auto. An der Ausfahrt trafen sie noch einmal zusammen, jeder stand in ei-ner anderen Spur, und so waren sie nebeneinander zum Stehen gekommen. Michael hob noch einmal die Hand und winkte, ehe er rechts abbog, und Stefanie beugte sich ein wenig zur Seite, um ihn überhaupt noch sehen zu können. Auch sie winkte, aber sie wusste nicht, ob er es gesehen hatte.
Tränenblind fuhr sie langsam die Straße entlang nach Hau-se. Sie hatte es nicht sehr weit, und so blieb ihr auch nicht mehr viel Zeit zum Nachdenken. Dann stellte sie das Auto in die Garage, nahm ihre schweren Tüten und Taschen und ging zum Haus. Leise schloss sie die Türe auf, stellte ihren Einkauf in der Küche ab und ging nach oben. Sie wollte gleich nach ihrem Vater sehen, ihm sagen, dass es etwas länger gedauert hätte, weil sie noch eine Freundin getroffen hatte.
Aber so weit kam sie nicht mehr. Als sie oben angekommen war, blieb sie wie angewurzelt stehen. Aus dem Badezimmer, dessen Türe nur aus einer Milchglasscheibe bestand, sah sie den Schatten eines Menschen. Aber er saß nicht im Rollstuhl – er stand. Ganz deutlich konnte sie sehen, dass es der Vater war, der am Waschbecken lehnte. Sie hörte Wasserplätschern, und dazwischen immer wieder ein fröhliches Pfeifen.
Leise, weil sie ihre Entdeckung noch für sich behalten wollte, schlich sie die Treppen wieder hinunter, verließ das Haus und kam anschließend mit Gepolter wieder zurück. Vor-sichtshalber ließ sie noch die Schachtel mit den Katzenfut-terdosen fallen, die scheppernd auf den Steinboden fielen. "So ein Mist", schimpfte sie und machte sich daran, die Dosen wieder einzusammeln. Dabei lauschte sie immer wieder nach oben.
"Stefanie, ist dir was passiert?", hörte sie wenig später die besorgte Stimme des Vaters. "Kann ich was tun?"
Zweifelnd blickte Stefanie nach oben. "Mir sind nur einige Dosen ausgerutscht. Ist nichts kaputt gegangen", antwortete sie leichthin. "Es tut mir Leid, Vater, dass es etwas später geworden ist. Ich hab noch eine Freundin von früher im Supermarkt getroffen."
"Das macht doch nichts, Kind", kam die verständnisvolle Antwort von oben. "Du vereinsamst mir noch hier in diesem Haus. Es ist Zeit, dass du auch mal wieder ein bisschen an dich denkst. Ich hab mich gut beschäftigt. Stell dir vor, ich hab heute sogar meine alten Fotos aus dem Schrank geholt und gesichtet. Es ist ausgezeichnetes Material dabei. Ich glaube, ich sollte mal anfangen, bei meinen alten Auftraggebern wieder anzuklopfen. Vielleicht kann ich ja das eine oder andere Bild noch als Nachdruck verkaufen."
"Eine tolle Idee, Paps." Stefanie versuchte, Freude zu zeigen. In ihrem Innern aber tobte ein Sturm, den sie kaum mehr aufhalten konnte. Was sollte das Schauspiel, das ihr der Vater lieferte? Sie hatte mit eigenen Augen gesehen, dass er zumindest am Waschbecken stehen konnte. Warum sagte er ihr, der einzigen Tochter, das nicht? Immerhin war sie diejenige, die unter seiner Behinderung all die Jahre am meisten zu leiden gehabt hatte. Jetzt behielt er diese freudige Nachricht einfach für sich.
Sollte sie ihn drauf
Weitere Kostenlose Bücher