Vertrau mir deine Sehnsucht an (Der romantische Liebesroman) (German Edition)
nicht herein gekommen, und warum wollt ihr auf mich aufpassen? Was hat er denn gesagt, wenn er doch nur am Zaun stand?"
Die Frau musste einsehen, dass sie nicht mehr länger schweigen konnte. Mit bebender Stimme erzählte sie von Thorstens erstem Besuch im neuen Haus und von seiner Drohung, er würde Tim einfach mitnehmen und ihn zu einem richtigen Mann erziehen.
Tim war bei dem Bericht blass geworden. "Er will mich ent-führen? Das kann er doch gar nicht. Ich will nicht zu dem Mann. Lieber gehe ich erst gar nicht in die Schule."
"Du musst keine Angst haben, Tim", mischte sich jetzt auch Martin Guske ein. "Wir helfen alle zusammen und werden dich vor ihm beschützen, wenn du das möchtest. Ihr könnt auf meine Tochter und auf mich zählen. Ich bin sicher, Stefanie wird auch auf dich aufpassen, mein Junge."
Zuerst schaute Tim den Nachbarn im Rollstuhl zweifelnd an, doch dann lächelte er. "Warum tun Sie das? Sie kennen uns doch gar nicht."
"Oh doch, ich kenne deine Mutter inzwischen recht gut, auch wenn wir uns noch nicht sehr oft getroffen haben. Aber ich mag sie sehr gern, und da du ihr Sohn bist, hab ich dich auch sehr gern. Ich hoffe, du hast nichts dagegen."
Tim schüttelte den Kopf. "Dann kann mir nichts passieren." Er bemühte sich, seine Angst nicht zu zeigen, denn er wollte seiner Mutter das Herz nicht noch schwerer machen als es ohnehin war. "Wir könnten mal zusammen Ball spielen. Was halten Sie davon? Ich meine..." Verlegen brach Tim ab.
"Oh, ich würde sehr gern mit dir Ball spielen, Tim. Weißt du, meine Tochter ist schon erwachsen und hat dafür keine Zeit. Aber ich bin den ganzen Tag an diesen Stuhl hier gebunden, und da fällt mir oft die Decke auf den Kopf. Ich würde mich freuen, dich zum Freund zu haben. Also sag mir Bescheid, wenn du spielen willst. Ich kann immer...", fügte er mit einem etwas schiefen Lächeln hinzu, das seinen Galgenhumor zeigte.
"Mach ich gern, danke", sagte Tim erfreut. "Ich werde wieder ins Haus gehen. Hab für morgen noch einiges vorzubereiten." Er verabschiedete sich artig von Martin Guske, dann marschierte er wieder zurück. Erst als er im Haus war und die Tür hinter sich geschlossen hatte, begann er zu zittern.
Melanie fühlte sich inzwischen wieder etwas ruhiger. "Das war sehr freundlich von Ihnen, Martin, dass Sie so mit meinem Sohn gesprochen haben. Warum tun Sie das für uns?"
"Ich mag Sie wirklich, Melanie. Und, ehrlich gestanden, habe ich die Hoffnung, dass aus uns eines Tages mehr werden könnte als nur Nachbarn. Ich weiß, es ist anmaßend von mir, ich, ein Krüppel, wagt es, sich in eine junge gesunde Frau zu verlieben. Ich weiß, ich bin selbstherrlich und selbstüberschätzend, aber meinem Herz kann ich nicht gebieten und vor allem nicht verbieten. Es hat Sie gewählt, und ich liebe Sie, Melanie."
"Martin, ich..."
Abwehrend hob der Mann beide Hände. "Nein, bitte antworten Sie noch nicht. Ich weiß, mein Überfall kommt überraschend. Ich hatte es eigentlich auch ganz anders formulieren wollen, aber mir sind die schönen Worte, die für solch ein Bekenntnis gehört hätten, nicht eingefallen. Tim und vor allem Ihr geschiedener Mann sind mir irgendwie dazwischen gekommen."
"Ach Martin, es tut so gut, wie Sie das sagen", meinte Melanie, und man konnte merken, dass sie nur noch mit letzter Kraft ein Schluchzen zurückhalten konnte. "Ich werde wohl auch wieder ins Haus gehen. Die Freude am Garten ist mir gründlich verdorben. Ständig fühle ich mich beobachtet. Es ist ein schreckliches Gefühl."
"Lassen Sie sich das Leben nicht vermiesen. Bitte, Mela-nie, vertrauen Sie mir. Ich werde Sie nicht im Stich lassen, und ich werde auf Tim aufpassen und ihn, wenn es sein muss, auch mit meinem Leben verteidigen. Zusammen schaffen wir das."
Melanie stand einen Moment lang wie erstarrt da. Dann schien sie sich zu etwas entschlossen zu haben. Sie stieg wieder einmal über den Zaun, dann neigte sie sich zu Martin hinunter und küsste ihn zärtlich auf den Mund.
Martin wusste zuerst gar nicht, wie ihm geschah. Er vergaß sogar, seine Augen zu schließen, obwohl das normalerweise bei einem Kuss üblich ist. So sah er, dass Melanie ihn ebenfalls voll inniger Zärtlichkeit anschaute. Er hob seine Arme und legte sie um ihren Nacken. "Melanie", sagte er leise, als sie sich von ihm gelöst hatte. "Was tust du, Melanie? Bitte spiel nicht mit mir. Das könnte ich nicht mehr ertragen, nicht
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