Vertrau mir, Tara
gekümmert, dachte sie. Vielleicht war es jetzt zu spät.
“Endlich einmal eine direkte Frage.” Langsam und geschickt löffelte Adam Kaffee in den Filter, den er auf die Kanne gesetzt hatte. “Wir machen Fortschritte.”
Er fühlt sich offenbar schon ganz wie zu Hause, dachte sie unbehaglich. “Eine Antwort wollen Sie offenbar nicht geben, oder?”
“Die Nacht ist ja noch jung.” Sein Lächeln wirkte so offen und aufrichtig, dass Tara ganz warm ums Herz wurde.
Ehe die Nacht beginnt, sollte er schon wieder weg sein, sagte sie sich beunruhigt, während sie Haferkekse auf dem Holzteller verteilte.
“Es wird noch ein richtiges Festessen.” Adam stellte die Kaffeekanne auf den Tisch. “Vielleicht sollten Sie einmal zu mir auf die
Caroline
zum Dinner kommen, damit ich mich revanchieren kann.”
“Laden Sie lieber Mrs. Pritchard ein”, erwiderte sie kühl. “Sie hat das Essen vorbereitet, nicht ich. Sonst hätte es nur Spiegeleier auf Toast gegeben.”
Er zog die Augenbrauen hoch. “Na, das klingt irgendwie nach alter Jungfer. Sehen Sie sich so?”
“Ich unterhalte mich mit Ihnen nicht darüber, wie ich mich sehe. Wir sind hier nicht in einer Sitzung beim Therapeuten.” Sie schob ihm den Holzteller hin. “Bedienen Sie sich. Es gibt Cheddar, Brie und Roquefort.”
“Betreten bei Strafe verboten”, stellte er sachlich fest und schnitt sich ein Stück Käse ab.
Er hat schöne, kräftige Hände, lange Finger und gepflegte Nägel, schoss es Tara durch den Kopf. Sogleich ärgerte sie sich wieder über ihre Reaktion.
“Da wir gerade beim Thema sind”, sagte sie und ignorierte seine rätselhafte Bemerkung. “Was hat Sie in diese abgelegene Gegend geführt?”
“Ich hatte mir schon immer vorgenommen, diesen Teil des Flusses einmal zu erforschen”, antwortete er langsam. “Da ich sowieso Urlaub machen wollte, war es eine günstige Gelegenheit.”
“Es gibt hier keine besonderen Sehenswürdigkeiten, und man kann hier auch nicht viel erleben.”
“Stimmt. Aber ich kann mich gut beschäftigen, abgesehen davon, dass ich Entwürfe anfertige und mit Buster spazieren gehe. Und weshalb sind Sie hier?”
Tara zuckte die Schultern. “Wie ich schon erwähnte, ich hüte das Haus während der Abwesenheit meiner Eltern.”
“Hoffentlich wissen sie Ihre Fürsorge zu schätzen.”
“Ja, ganz bestimmt.”
“Ich nehme an, Ihre Eltern sind oft hier.” Er schälte sich einen Apfel und schnitt ihn in Stücke. “Haben sie nie daran gedacht, das Haus zu verkaufen?”
“Natürlich nicht.” Sie war entsetzt.
“Auch nicht, wenn der Preis stimmt?”
“Niemals.” Tara errötete vor Empörung. “Mit dem Haus sind viel zu viele persönliche Erinnerungen verbunden.”
Er zog die Augenbrauen zusammen. “Ist das ein Hindernis?”
“Auf jeden Fall.”
“Dann sind Sie eine Ausnahme. Die meisten Menschen nehmen keine Rücksicht auf Sentimentalitäten, wenn es ums Geld geht.”
“Es hat nichts mit Sentimentalitäten zu tun”, entgegnete Tara. “Das Haus ist so etwas wie ein Zufluchtsort für meine Eltern. Als mein Vater noch berufstätig war und wir in der Stadt leben mussten, konnte er sich hier entspannen. Beinahe jedes Wochenende waren wir hier, sind spazieren gegangen und im Sommer gesegelt. Mein Vater würde das Haus nie verkaufen.” Sie blickte ihn vorwurfsvoll an. “Wenn Sie an so einem Objekt interessiert sind, müssen Sie woanders suchen”, fügte sie nachdrücklich hinzu.
“Sie können es kaum erwarten, dass ich verschwinde.” Er lächelte belustigt. “Wenn ich ein sensibler Typ wäre, würde ich Minderwertigkeitskomplexe bekommen.”
“Na, Sie doch nicht.” Tara nahm sich einige Weintrauben und lehnte sich auf dem Stuhl zurück. “Sie müssen noch lernen, dass man mit Geld nicht alles kaufen kann.”
“Ich werde versuchen, mich daran zu erinnern”, antwortete er so nachsichtig und sanft, dass Tara sich richtig großspurig und schulmeisterlich vorkam.
Sie hatte es zugelassen, dass ihr dieser Fremde unter die Haut ging. Wir spielen ein Spiel, dessen Regeln nur er kennt, überlegte sie, während sie Kaffee einschenkte und ihm eine Tasse über den Tisch schob.
“Sind Sie schon lange hier?”, fragte sie und trank einen Schluck des heißen, starken Gebräus.
“Zehn Tage insgesamt.”
Dann macht er vielleicht wirklich nur Urlaub und muss bald wieder zurück nach Hause, dachte Tara. Ihre Stimmung hellte sich auf.
“Hatten Sie gutes Wetter?”
“Sonnenschein und Regen. So
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