Vertrau mir, Tara
hatte, hätte sie sich beim Dinner zusammennehmen und beherrschen müssen, so wie sie es sich vorgenommen hatte.
Immerhin war es ihr Beruf, geschickt mit Menschen umzugehen. Sie hätten sich zwanglos über irgendetwas unterhalten können. Außerdem hätte sie sicher viel mehr erfahren, wenn sie ihm zugehört hätte.
Doch stattdessen hatte sie selbst viel zu viel geredet. Sie wusste nicht genau, wie es passiert war. Aber es war ihm gelungen, dass sie sich ungeschickt und richtig steif vorgekommen war. Sie hatte sich von ihm in die Defensive drängen lassen.
Sie drehte sich auf die Seite und blickte zum Fenster, während Melusine, der offenbar das ewige Hin und Her zu viel wurde, vorwurfsvoll miaute und auf den Boden sprang.
Es war jetzt beinahe drei Jahre her, dass Tara sich so heftig zu einem Mann hingezogen gefühlt hatte. Seitdem hatte sie sich nicht mehr erlaubt, sich nach menschlicher Wärme und Zuneigung zu sehnen. Und sie hatte auch die ganz normalen Bedürfnisse ihres Körpers ignoriert.
Es war ihr sicherer vorgekommen nach dem Schmerz über das, was Jack ihr angetan hatte, und der Verzweiflung, in die sie nach der Trennung gestürzt war.
“Jack”, sagte sie laut vor sich hin und schlang die Arme um sich. Die Erinnerungen quälten sie immer noch viel zu sehr.
Sie hatte versucht, nicht mehr an ihn zu denken und ihn aus dem Gedächtnis zu verdrängen. Aber plötzlich stürzte alles wieder auf sie ein.
Mit dreiundzwanzig hatte sie ihn kennengelernt, nachdem sie einige flüchtige Bekanntschaften hinter sich gehabt hatte.
Sie war noch nicht lange bei
Marchant Southern
und hatte gerade erst angefangen, an ihrer Karriere zu basteln. Eines Tages wurde sie in die Firma ihres Vaters zur Geburtstagsparty von Gordon Fairclough, einem der Manager, eingeladen. Unter den Gästen fiel ihr sogleich Jack auf. Er stand mit anderen zusammen, die alle in seinem Alter waren, Mitte bis Ende zwanzig. Sie unterhielten sich und lachten, während er den Blick immer wieder durch den Raum schweifen ließ. Als er Tara sah, musterte er sie bewundernd, bis sie sich abwandte.
“Wer ist dieser große Mann mit dem dunklen Haar und der gebräunten Haut in dem Nadelstreifenanzug?”, fragte sie Anna Fairclough, mit der sie zur Schule gegangen war.
Anna blickte sich um. “Oh, ich glaube, er ist einer dieser cleveren Wirtschaftsprüfer. Jack … ach, ich habe den Nachnamen vergessen. Mein Dad sagt …” Sie unterbrach sich, um andere Bekannte zu begrüßen.
Tara ging weiter und ließ sich am Buffet noch ein Glas Wein einschenken. Plötzlich berührte sie jemand am Arm.
“Ich heiße Jack Halston”, erklärte er lächelnd. “Anna kann sich einfach keine Namen merken.”
“Ja, damit hatte sie schon immer Schwierigkeiten.” Tara lächelte auch und errötete leicht.
“Arbeiten Sie auch bei
Grainger Associates?
Ich bin neu hier und habe Sie zuvor noch nicht gesehen.”
“Es ist eine große Firma. Viele Leute arbeiten hier”, erwiderte sie ausweichend.
“Richtig. Aber Sie wären mir aufgefallen.” Er blickte sie unverwandt an. “Das wissen Sie, stimmt’s?”
“Ja”, hörte sie sich wie aus weiter Ferne sagen. Sie hatte es ihm von Anfang an zu leicht gemacht.
Danach verabredeten sie sich regelmäßig, und innerhalb eines Monats waren sie ein Liebespaar. Tara fühlte sich wie verzaubert und entdeckte, wie aufregend es war, sich ihren leidenschaftlichen Gefühlen hinzugeben. Sie hatte keine Bedenken, seine Geliebte zu werden.
Jack war erfahren und ein geschickter Liebhaber. Er schien begeistert zu sein über ihre Naivität und irgendwie auch belustigt darüber, dass sie zuvor noch nie mit einem Mann geschlafen hatte.
“Du bist mein altmodisches Mädchen”, neckte er sie und lockte sie immer mehr aus der Reserve.
Allzu gern zog sie zu ihm, als er sie darum bat. Ihren Eltern war es jedoch gar nicht recht.
“Ich liebe ihn”, erklärte Tara und wünschte sich, ihre Eltern würden sie verstehen. “Wenn es der Richtige ist, spürt man es genau.”
“Und was ist mit Mark Roberts, mit dem du befreundet warst?”
“Mark?”, wiederholte Tara überrascht. “Das ist schon seit einigen Monaten vorbei. Außerdem gefiel er euch auch nicht”, fügte sie vorwurfsvoll hinzu. “Dad, du hast doch immer behauptet, er habe keinen Ehrgeiz. Davon kann ja bei Jack keine Rede sein.”
“Nein, bestimmt nicht”, antwortete Jim Lyndon leicht ironisch und sah seine Frau resigniert und warnend zugleich an.
Tara fühlte sich wie im
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