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Vertrau mir! - Thriller

Vertrau mir! - Thriller

Titel: Vertrau mir! - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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die Tasse ab. Als er das Geschirr zurück in den Schrank stellte, hörte er Schritte auf der Veranda.

11
    Er hatte das Glas an der Verandatür eingeschlagen, um ins Haus zu gelangen. Wenn man einmal davon ausging, dass die Besitzer nicht in diesem Unwetter kamen, um nach ihrem Wochenendhäuschen zu schauen, war das entweder die Polizei, ein Nachbar oder - Mouser oder Snow.
    Was hatten sie getan, nachdem der Sattelzug in den Fluss gestürzt und verbrannt war? Bestimmt waren sie zur Brücke gelaufen, um zu sehen, ob Luke tot dort unten lag. Vielleicht hatten sie ihn gesehen, wie er wieder auftauchte und im Fluss abgetrieben wurde. Und dann waren sie möglicherweise dem Fluss gefolgt und zu diesem Haus gekommen.
    Er zog eine Schublade auf und nahm ein Steakmesser heraus.
    Luke hatte noch nie mit einem Messer gekämpft, aber er hatte ein kleines Messer bei sich gehabt, als er damals von zu Hause weggelaufen war. Messer waren leicht zu kriegen und leicht zu verbergen. Er hatte es nur einmal eingesetzt, und auch da hatte er es nur gezogen, um einen Kerl in Richmond abzuschrecken, der es auf sein Geld abgesehen hatte - und dann war er gerannt, so schnell er konnte.
    Es ließ sich nicht verbergen, dass er sich hier im Haus aufgehalten hatte: die Dusche war noch feucht, seine Kleider und die Kette lagen im Müll, der Ofen war warm. Er trat in die Vorratskammer und ließ die Tür einen Spalt offen. Er konnte sich nicht einfach verstecken und hoffen, dass sie wieder verschwanden. Nein, er würde sich wehren müssen.

    Eine Männerhand erschien unter dem Vorhang an der Hintertür, die er aufgebrochen hatte, und tastete nach dem Türgriff.
    Die Tür ging auf, das Heulen des Windes wurde etwas lauter und verstummte wieder, weil die Tür zuging. Niemand rief Hallo, ist da jemand, wie man es von einem Nachbarn erwarten würde. Der Eindringling stand still da, als würde er lauschen, ob er Luke irgendwo hörte.
    Er öffnete den Mund, um das Schnarren seines eigenen Atems zu unterdrücken.
    Er hörte Schritte auf dem Fußboden. Sie kamen näher.
    »Du musst eine Scheißangst haben«, sagte Mouser vom Flur her. »Ich hätte jedenfalls Angst. Man hat ja nicht unendlich viel Mut« - eine Pause, und Luke stellte sich vor, wie Mouser eine Pistole in die Tür des ersten Schlafzimmers schwenkte - »und ich schätze, du hast heute deinen ganzen Mut aufgebraucht.«
    Luke hätte jetzt zur Hintertür laufen und abhauen können. In Galoschen. Tolle Idee. Mouser hätte ihm eine Kugel in den Rücken gejagt, kaum dass er sich ein paar Meter vom Haus entfernt hätte. »Ich will ja nur mit dir reden, Luke.«
    Die Regalbretter der Vorratskammer drückten sich in seinen Rücken. Mouser war still. Luke griff nach einer der schweren Gemüsedosen. Wenn man eine solche Dose jemandem an den Kopf warf, konnte man einiges anrichten. Außerdem musste man seinem Gegenüber damit auch nicht so nahe kommen wie mit einem Messer. So hätte er immerhin zwei Waffen, und vielleicht würde Mouser denken, dass er sich höchstens eine gesucht hatte. Er überlegte, ob er das Messer hinten in die Hose einstecken sollte, doch hier in der Vorratskammer hätte er zu wenig Platz gehabt, um danach zu greifen. Und so steckte er es in den Ärmel seines langärmeligen
T-Shirts, so dass die Spitze gerade noch verdeckt war. Dann griff er vorsichtig über die Schulter zurück und nahm sich eine große Dose Mais.
    »Solche Angst«, sagte Mouser, als würde er ein kleines Kind beruhigen. »Es muss dich ziemlich mitgenommen haben, dass du dich da auf dem Truck festgehalten hast - und dann dort unten in dem höllischen Fluss …« Nun kam Mouser in Sicht, in dem offenen Türspalt der Vorratskammer. Er hielt eine Hand über den Herd und prüfte, ob die Platten warm waren.
    Dann blickte Mouser direkt zu der fast geschlossenen Tür der Vorratskammer herüber. Er hob die Pistole und lächelte breit. »Ich sehe da einen Jungen, der durchgebrannt ist. Das war wirklich eine lustige Verfolgungsjagd. Komm schon raus.«
    Mit einer Hand drückte Luke die Tür auf.
    Mouser lächelte. Luke konnte sein Gesicht jetzt deutlich sehen. Er war größer als Luke, fast zwei Meter, und muskelbepackt. Er hatte ein jungenhaftes Gesicht - die Wangen gerötet vom Regen und Wind. Sein Hemd war ebenso wie seine Jeans von oben bis unten mit Dreck bespritzt. Sein schwarzes Haar trug er in einem Bürstenschnitt, und in seinen braunen Augen lag ein krankes amüsiertes Funkeln, aber keine Wärme. Die Tränensäcke unter

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