Vertrau mir! - Thriller
entführt worden bist?«
Aubrey nickte. »Eine Frau wollte das Geld von bestimmten Konten haben, die er eingerichtet hat. Aber er hat keinen Zugang zu dem Geld, sondern dein Stiefvater.«
»Fünfzig Millionen Dollar. Geld, das ein paar Verbrechern gehört. Sie sind Teil eines Netzwerks von Extremisten, die wahrscheinlich den Bombenanschlag auf den Zug in Texas verübt haben.«
»Er … er …« Aubrey blinzelte und sah Eric an.
»Ist schon gut, Baby.« Eric barg sein blutiges Gesicht in seinen Händen.
»Nenn mich nicht Baby«, sagte sie, und Luke sah, dass ihre Worte ihn mitten ins Herz trafen.
Luke ging neben Eric in die Knie. »Diese Jane, wer ist sie, und woher weiß sie von dir und meinem Stiefvater?«
»Keine Ahnung, sonst hätte ich ja die Polizei gerufen. Sie hat gesagt, sie würde Aubrey töten, wenn ich nicht tu, was sie sagt, und für Aubrey tu ich alles. Alles.« Er legte seine ganze Überzeugung, seine ganze Welt in dieses Wort. Alles.
Aubrey erstarrte in Lukes Griff. Sie wirkte verwirrt. Eric hatte sie angelogen, um für sie der strahlende Ritter zu sein, der sie aus der Not gerettet hatte, und Luke musste diese Illusion zerstören.
»Aubrey«, sagte Luke mit leiser Stimme. »Ich möchte dir nicht wehtun, und nicht einmal ihm …«
»Lass Aubrey aus dem Spiel«, warf Eric ein. »Ich geh mit dir zu den Bullen. Ich sage alles. Aber lass sie aus dem Spiel.« Seine Stimme hatte nichts Drohendes mehr. Es war, als würde er sich plötzlich seiner Taten schämen. Das hieß noch lange nicht, dass er nicht wieder versuchen würde zu fliehen. Vor allem wenn er die fünfzig Millionen hatte. Dann besaß er die Mittel, um vom Erdboden zu verschwinden, und Luke würde ihn nie wiederfinden.
Lass dir nichts vormachen, dachte Luke. Der Kerl bleibt gefährlich, besonders jetzt, wo du ihn in die Enge getrieben hast. »Nein. Sie ist eine Zeugin. Sie wird auch reden. Sonst stehen wir als die zwei Ärsche da, die einen wehrlosen Passanten erschossen haben. Niemand würde unsere Geschichte bestätigen.«
»Kann ich ihn wenigstens verbinden?«, fragte sie.
»Nein. Zuerst wird geredet. Er beantwortet meine Fragen, bevor wir zu den Bullen gehen.«
Eric stand vom Boden auf, setzte sich auf das Sofa und zog
sein Jackett aus. Er faltete es sorgfältig zusammen und drückte es an sein blutverkrustetes Gesicht, obwohl die Blutung schon aufgehört hatte. »Ich kaufe deiner Freundin eine neue Couch, Aubrey, wenn ich Blutflecken reinmache.«
»Herrgott, Eric.« Luke hörte Resignation in ihrer Stimme und einen stillen Schmerz. Aber auch eine Ungeduld, die er nicht ganz verstand. »Sag ihm, was er wissen will. Um meinetwillen.«
Eric blinzelte.
»Was hast du mit meinem Stiefvater zu tun?«
»Ein Freund hat mich angerufen, wegen eines Bankgeschäfts. Ich sollte Geld aus dem Ausland auf verschiedene Konten transferieren. Ich hatte keine Ahnung, dass es um etwas Kriminelles ging.«
Luke war sich nicht sicher, ob er das glauben sollte. Eric würde kaum etwas sagen, was ihn in Aubreys Augen noch schlechter dastehen ließe; er beobachtete ihre Reaktion genauso aufmerksam wie die von Luke. »Dein Stiefvater war die Kontaktperson.«
»Aber du hast deine Stimme verändert.«
»Das musste ich tun. Der Stimmenmodulator war bei dem Handy dabei, das mir Jane geschickt hat, nachdem Aubrey entführt wurde.«
Warum durfte Henry Erics Stimme nicht erkennen? Es musste wohl irgendeinen Vorteil für Jane haben, wenn Eric nicht als Entführer erkannt wurde. Die Frage war, warum das für Jane wichtig war. Konnte es sein, dass sie Eric irgendwie schützen wollte? Wer war diese bizarre, mysteriöse Frau?
»Aubrey, wer hat dich entführt?«, fragte Luke.
Aubrey setzte sich neben Eric und legte ihm den Arm um die Schulter. »Ich habe sein Gesicht nicht gesehen. Ich kam gerade aus dem Büro - ich hab länger gearbeitet und war allein
dort -, da zog mir jemand einen Leinensack über den Kopf. Der Sack roch nach Zwiebeln, das ist alles, woran ich mich erinnere, und ich habe einen Nadelstich im Arm gespürt. Im Kofferraum eines Autos bin ich wieder aufgewacht. Die Augen verbunden. Ich glaube, ich war ziemlich lange bewusstlos. Das Auto blieb stehen« - sie zögerte und griff sich mit den Fingerspitzen an die Schläfen, als hätte sie Kopfschmerzen - »und jemand zerrte mich in diese Hütte und fesselte mich ans Bett. Der Entführer ging weg, ohne ein Wort zu sagen. Ich konnte mir die Kapuze vom Kopf herunterziehen. Da lag ich dann, ich weiß
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