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Vertrau mir! - Thriller

Vertrau mir! - Thriller

Titel: Vertrau mir! - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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ähnelt in mancher Hinsicht Henry. Henry liebt auch die Fotos, auf denen er selbst in seiner Arbeit zu sehen ist, von mächtigen Leuten umgeben. Ich verstehe nicht, warum Eric und Henry sich auf so etwas eingelassen haben. Warum? Warum haben sie alles aufs Spiel gesetzt?«
    »Manche Leute können einfach nicht genug bekommen -
Geld, Macht, Ruhm«, meinte Aubrey. »Es gibt jede Menge Leute, die nach solchen Dingen süchtig sind.«
    Er öffnete den Wandschrank. »Hilf mir suchen.«
    »Was suchen wir überhaupt?«
    »Was nicht hierhergehört.«
    Sie fand den Laptop drei Minuten später, hinter einem Stapel abgegriffener Taschenbücher ganz oben auf dem Bücherregal. Ein billiges altes Subnotebook mit einem Stromkabel.
    Luke schaltete das Gerät ein. Gleich kam die Aufforderung, ein Passwort einzugeben.
    »Irgendeine Idee?«, fragte Luke.
    Aubrey rieb sich mit dem Finger über die Lippe. »Lass es mich mal versuchen.« Sie setzte sich an den Computer und tippte verschiedene Wörter ein. »Ich versuch’s mit Dingen, die in seinem Leben irgendeine Bedeutung hatten.« Luke durchsuchte weiter das Zimmer. Er fand zwei Pistolen - Glocks mit Munition. Die Seriennummern waren abgefeilt. Beide lagen in einer Schachtel unter dem Bett, versteckt unter einem Haufen Taschenbücher. Und Geld. Fünftausend Dollar in bar.
    Keine fünfzig Millionen, aber die hätten ja auch ziemlich viel Platz in Anspruch genommen.
    Luke legte die Waffen und das Geld aufs Bett.
    »Keins der Wörter passt«, sagte sie.
    »Hör mal kurz auf und denk nach. Du hast gesagt, er hat deine Konten eingerichtet. Hat er die Passwörter dafür festgelegt?«
    »Ja, seine Passwörter waren sicherer als das, was mir eingefallen wäre. Ich hätte meinen Namen, meine Telefonnummer oder den Namen meiner ersten Katze genommen. Er hat sich welche ausgedacht, die man sich gut merken kann, die aber schwer zu knacken sind.«

    »Wie?«
    »Na ja, er hat gemeint, man sollte Wörter mit Buchstaben nehmen, die sich leicht durch Zahlen ersetzen lassen, die so ähnlich aussehen, so dass sich das Wort kaum verändert. Bei einem Wort mit mehreren e’s ersetzt man zum Beispiel das e immer durch die 3. Und das l durch eine 1. Er hat gemeint, das wäre viel sicherer als das Wort selbst, und trotzdem leicht zu merken.«
    »Welche Passwörter hast du ausgesucht?«
    »Aubrey, aber mit einer 3 statt des e’s. Und für ein Konto, das er mir eingerichtet hat, nachdem wir von Paris zurückkamen, hab ich Paris genommen, aber mit einer 5 statt des s.«
    »Wo wart ihr überall in Frankreich?«
    »Fast nur in der Gegend von Paris. Montmartre, Saint Germain, im Louvre. Was sich Touristen eben so ansehen. Wir waren auch in Versailles, und dann noch zwei Tage in Straßburg.«
    »Hast du noch andere Reisen mit ihm gemacht?«
    »Nein.«
    »Schreiben wir alles auf - eure gemeinsamen Interessen, alle Orte, wo ihr zusammen wart.«
    »Nur weil er für mich Passwörter ausgesucht hat, die ihm etwas bedeuten, heißt das noch lange nicht, dass seine Passwörter mit mir zu tun haben.«
    »Vielleicht nicht«, sagte er. »Aber du warst ihm schon sehr wichtig. Für dich hat er viel aufs Spiel gesetzt, Aubrey. Ich wette, er hat auch an dich gedacht, als er das Geld versteckte. Es war ein Ticket für euch beide.«
    Er holte ein Blatt Papier und schrieb alle Gegenden und Plätze auf, die sie zusammen gesehen hatten, alle Gemeinsamkeiten, die ihr einfielen - ihre kleine Rivalität beim Baseball zwischen den Chicago Cubs und den White Sox, seine
Lieblingsmusiker und Lieblingsfilme, die Restaurants, die sie gern besucht hatten, ein Wein, den sie zu besonderen Anlässen tranken, die Orte, die sie gemeinsam bereist hatten. Luke kam es so vor, als würden sie eine Autopsie der glücklicheren Momente in Erics Leben vornehmen. Dann begannen sie mit den Wörtern zu spielen und nach Erics Methode Buchstaben durch Zahlen zu ersetzen; 3 statt e und b, 1 statt l, 8 statt g, 5 statt s und p. So ergaben sich einige Dutzend Variationen.
    Während er eifrig mögliche Passwörter hinkritzelte, wurde ihm bewusst, wie die Zeit verging. Vielleicht würde ein Nachbar an die Tür klopfen, der sich fragte, wessen Auto da vor dem leeren Haus stand. Vielleicht kam die Polizei, um nach Hinweisen zu suchen, warum Eric ermordet worden war. Der Schweiß trat ihm auf die Oberlippe. Er schob ihr ein Blatt Papier hin. »Fang schon mal an, bitte.«
    Ihre Finger huschten über die Tasten, während sie eine Möglichkeit nach der anderen eingab.

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