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Vertrau mir

Vertrau mir

Titel: Vertrau mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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unterbrochen hatten. »Willst du sie etwa nicht wiedersehen?« fragte sie.
    »Wenn es sich so ergibt, natürlich. Warum nicht?« tat Anna harmlos.
    »Und wenn es sich nicht so ergibt? Was dann?«
    Sie schwieg. Ja, was dann? Anna hatte sich Maike mehr als einmal weit weg gewünscht, als sie noch da war. In dem Moment, da sie wirklich ging, fühlte Anna sich – niedergeschlagen. Das passte nicht zusammen. Sie sollte doch eigentlich froh sein, Maike los zu sein. Statt dessen: Verdammt, wer hätte das gedacht. Diese Nervensäge fehlte ihr. Absolut idiotisch war das.
    »Na?« Greta sah Anna immer noch fragend an. »Was?«
    »Ich kann ihr doch nicht hinterherlaufen. Wie sieht das denn aus?«
    »Ist doch egal, wie es aussieht. Außerdem sollst du ihr ja nicht gleich einen Antrag machen.«
    Anna schüttelte den Kopf. »Ich kann das nicht.«
    »Tja, dann war es das«, stellte Greta fest.
    »Was meinst du?«
    »Ganz einfach. Wenn du nichts unternimmst, kannst du natürlich nichts verlieren. Aber auch nichts gewinnen.«
    »Ich weiß ja nicht mal, ob sie überhaupt auf Frauen steht. Wahrscheinlich tut sie es nicht. Ich mache mich nur zum Klops.«
    Greta lachte. »Dann können wir ja Erfahrungen austauschen.«
    Ihr Galgenhumor brachte auch Anna zum Lachen. »Ja, wir bilden eine Selbsthilfegruppe.«
    Greta schaffte es, Anna im Laufe des Abends aufzumuntern, aber sie machte Anna auch nachdenklich, denn diese begriff: Früher oder später, am besten so schnell wie möglich, sollte sie sich eingestehen, was sie für Maike empfand. Und gleich anschließend sollte sie sich darüber klar werden, ob sie Maike das, was sie empfand, zeigen wollte oder nicht.
    Maike verstand ihre Scheu von gestern und heute nicht mehr. Sie kam ihr geradezu albern vor. Sie zweifelte auch, dass es überhaupt Scheu war, die sie davon abhielt, Anna anzurufen. Viel einleuchtender war die Erklärung, dass sie einfach nur zu groggy gewesen war. Man kennt das ja. Den ganzen Tag hetzte man von einem Termin zum nächsten. Sobald man sich dann nach Feierabend fünf Minuten setzt oder hinlegt, mutiert der Körper zu einer einzigen schweren Bleimasse, unmöglich sich zu bewegen. So lag sie einfach nur auf der Couch und sah fern. Das und nur das war die Erklärung dafür, dass sie so eine einfache Handlung wie ein Telefonat nicht mehr hatte ausführen können.
    Deshalb setzte Maike sich heute erst gar nicht hin, als sie von der Arbeit kam. Sobald sie die Wohnungstür hinter sich zugemacht hatte, nahm Maike das Telefon und wählte Annas Nummer. Es war schon nach sieben. Sicher war Anna mit ihren Arbeiten auf dem Hof fertig und im Haus. Der Ton im Hörer zeigte an, dass es am anderen Ende klingeln musste. Maike wartete. Eine Minute und länger. Nichts geschah. Na, vielleicht war Anna doch noch draußen. Maike probierte es weiter, alle halbe Stunde. Vergebens. Anna war offenbar nicht zu Hause.
    Ein wenig enttäuscht stellte Maike ihre Versuche ein. Na ja, morgen war auch noch ein Tag, sagte sie sich und setzte sich an ihren Computer, um nachzuschauen ob E-Mails angekommen waren. Aber außer Reklame verschiedener Internetboutiquen, derer sie sich hin und wieder bediente, fand Maike nichts. Nur eine Mail ihres Steuerberaters, der sie gern sprechen wollte, um einige Belege zu hinterfragen. Maike suchte in ihrer Visitenkartensammlung die Karte des Steuerberaters heraus, um ihn am nächsten Tag anzurufen. Dabei fiel ihr auch Annas Karte vom Tierhof in die Hand. Annas Mailadresse stand auch dort. Eine Weile starrte Maike auf die Karte. Dann drückte sie auf den Button, um eine neue Nachricht zu schreiben.
    Bevor Anna ins Bett ging, musste sie noch den Computer ausschalten. Das hatte sie vergessen, als sie zu ihrer Verabredung mit Greta fuhr. Der Bildschirmschoner gab die Ansicht auf das Desktop frei. Anna sah, dass während ihrer Abwesenheit eine neue Nachricht eingetroffen war. Gerade eben erst, vor vielleicht zehn Minuten. Von Maike! Sie öffnete sie: »Hallo. Habe versucht dich anzurufen. Was treibst du?«
    Anna fühlte eine Last von sich fallen. Grenzenlose Erleichterung erfüllte sie. Diese eine Zeile bedeutete für sie im Moment den Unterschied zwischen Himmel und Hölle. Sie setzte sich an den Computer, drückte auf »Beantworten.« Vielleicht saß Maike ja noch an ihrem PC.
    »War mit einer Freundin zum Essen«, schrieb sie.
    »Ein Date?« kam kurze Zeit später die Frage.
    Jetzt wurde Anna die Schreiberei zu umständlich. Sie griff zum Telefon, wählte Maikes

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