Vertrau mir
Nummer.
»Warum willst du wissen, ob es ein Date war?« fragte Anna Maike, als die sich meldete.
»Wenn es ein Date war, vielleicht ein vielversprechendes dazu, dann werde ich wohl in absehbarer Zeit nicht mehr gebraucht«, sagte Maike in laxem Ton. In Annas Bauch begann es leicht zu kribbeln. Völlig unnötig, wie sie sich sagte. Maike machte ihr keine Avancen. Sie alberte nur herum, betrieb lediglich Small Talk.
»Woher die plötzliche Sehnsucht nach mir?« Anna versuchte den gleichen unbekümmerten Tonfall zu treffen.
»Sehnsucht. Gut gesagt. Ich wollte tatsächlich deine Stimme hören.«
Anna horchte auf. Ach ja? »Hast du eine Erklärung für diese seltsame Anwandlung?«
Sie hörte Maikes Lachen. »Nein. Ich habe auch nicht vor, weiter darüber nachzudenken. Was bringt das schon?«
Ja, was brachte es schon. Praktische Einstellung, dachte Anna. Damit sollte ich es auch mal versuchen. Aber stimmte es, was Maike sagte? Und war sie wirklich so gelassen? Vielleicht tat sie nur so? Immerhin gibt sie zu, dass sie dich vermisst – irgendwie. Hoffnung keimte in Anna auf. Die Maike mit ihrer nächsten Bemerkung schnell und gründlich zerstörte: »Schließlich haben wir nur der Umstände halber einige Zeit miteinander verbracht.«
»Ja, da hast du recht«, erwiderte Anna und kämpfte gegen die lähmende Betäubung in ihr. Tja, so viel zum Thema gegenseitiges Vermissen. Das war dann wohl doch eher einseitig. Anna betete inständig, Maike möge nichts von ihrer Enttäuschung darüber merken, dass sich das Gespräch plötzlich in so unverbindlichen Bahnen bewegte. Andererseits – was hatte sie erwartet? »Entschuldige, aber es ist spät und ich bin sehr müde. Ich glaube, ich gehe jetzt ins Bett«, rang Anna sich ab. Sie wartete Maikes Antwort nicht ab, sagte schnell »Gute Nacht« und legte auf. Sie wollte nur noch eines, so schnell wie möglich ins Bett, einschlafen und nicht mehr an Maike denken.
Maike legte langsam das Telefon auf die Ladeschale. Die Enttäuschung in Annas Stimme klang in ihr nach. Maike schüttelte über sich selbst den Kopf. Was redete sie da? Der Umstände halber? Sie hatte doch nicht der Umstände halber Anna geküsst und sich mit zunehmender Häufigkeit den Kopf über sie zerbrochen. Und neuerdings spukte ihr sogar die Frage im Kopf herum, ob Anna wohl Interesse an ihr hatte. Diese Frage traute Maike sich bisher nicht zu beantworten. Aber jetzt lag die Antwort klar vor ihr: Ja, sie wollte. Doch mit ziemlicher Sicherheit würde Anna nicht den ersten Schritt auf sie zu machen. Auch wenn Maike bemerkt zu haben glaubte, dass Anna sie mochte, war die sehr zurückhaltend. Was nicht wunderte, wusste Anna doch nicht, woran sie bei ihr war. Du musst endlich Flagge zeigen, Maike!
15.
D as Gespräch mit Maike drückte auch noch am nächsten Tag Annas Gemüt nieder. Zu allem Überfluss erhielt sie mit der Post den unerfreulichen Bescheid von der Bank, dass ihr Kreditantrag abgelehnt worden war. Anna rief ihren Sachbearbeiter an. Beim fünften Versuch bekam sie ihn endlich an die Strippe. Aber all ihre Interventionen halfen nicht. Er blieb unerbittlich. Der Hof sei in einem zu schlechten Zustand, um ihn beleihen zu können. Er folge nur den Richtlinien: Keine Sicherheiten – kein Kredit. Damit würde die Renovierung des Hofes auch weiterhin nur in winzigen Schritten vorangehen. Die Absage ärgerte Anna, und ihre Laune sank auf den Tiefpunkt.
Den Rest des Tages schwirrten ihre Gedanken zwischen ihrer bescheidenen finanziellen Lage und ihrer noch bescheideneren Gemütsverfassung hin und her. Als sie nach der Fütterung der Tiere ohne rechten Elan zum Haus ging, um sich Abendbrot zu machen, fuhr ein Auto auf den Hof. Anna blieb stehen. Den Wagen kannte sie. Ungläubig starrte sie ihn an. Maike stieg aus. »Hallo«, kam sie strahlend auf Anna zu. »Komme ich ungelegen?«
»Ungelegen?« Annas Verwirrung war perfekt.
»Warum siehst du mich denn an wie ein Gespenst?« fragte Maike. Sie lächelte unsicher.
»Ich habe nicht mit dir gerechnet«, erwiderte Anna zurückhaltend. Maike blieb dicht vor Anna stehen. »Ich weiß«, sagte sie. »Ich . . . ich dachte, ich komme einfach mal vorbei.« Nun wirkte Maike sogar verlegen.
Mit allem hatte Anna gerechnet, aber nicht damit, Maike wieder zu sehen. Jedenfalls nicht so schnell. Sofort stellte sie sich die Frage: Was führte Maike her? Jedenfalls nahm Anna ihr das »Ich dachte, ich komme einfach mal vorbei« nicht ab.
Angesichts Annas Schweigen nahm
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