Vertrau mir
nicht der Sinn.« Kaum ausgesprochen, bereute sie ihre Worte auch schon. Gleich würde Greta nachhaken, wie sie das denn meinte. Und richtig.
»Wieso?« fragte Greta. »Hast du immer noch nichts unternommen?«
»Oh doch.« Anna stand aus ihrem Stuhl auf.
»Ich bin ganz Ohr«, sagte Greta.
»Na ja. Kurz und gut: Es war eben doch eine Schwachsinnsidee anzunehmen, Maike interessiert sich über ihren Job hinaus für mich.«
»Sie hat dir einen Korb gegeben?«
»So kann man das nicht sagen. Aber so oder so: Es ist vorbei.«
Gretas forschender Blick zeigte Anna, dass sie sie gern einem Verhör unterziehen würde. Aber Greta verzichtete darauf. Vielleicht aus Rücksicht auf ihre, wie Greta sich sicher denken konnte, ohnehin schon gebeutelten Gefühle. »Das ist schade«, sagte sie und umarmte Anna. »Na ja, dann wird es wohl doch die Selbsthilfegruppe. Mach dir nichts draus. Du kommst schon drüber weg.«
Anna nickte automatisch. »Ja. Sicher.«
19.
M aike saß mit Pelzer im Büro. Der Fall um Marias Tod war aufgeklärt. Tino Nolte hatte am Ende gestanden. Sie zerbrachen sich bereits die Köpfe über ein neues Verbrechen.
Ein Kollege steckte den Kopf zur Tür herein. »Maike. Da will dich jemand sprechen.«
»Wer denn?«
»Ein Frau Blum.«
Der Name sagte Maike nicht das Geringste. »Schick die Frau rein.«
»Sie will unter vier Augen mit dir reden. Sie wartet im Vernehmungszimmer zwei auf dich.«
Maike zuckte mit den Schultern und ging in das von ihrem Kollegen besagte Zimmer. Die Frau, die dort am Tisch saß, war ihr fremd. Maike hatte sie noch nie in ihrem Leben gesehen und konnte den Namen der Frau keinem der aktuellen Fälle zuordnen.
»Sind Sie Maike Roloff?« fragte die Frau.
»Ja. Was kann ich für Sie tun?«
»Sie für mich nichts, aber ich für Sie, falls Sie interessiert sind.«
Maike schickte einen fragenden Blick zu der Frau.
»Eine Frage: Anna Ravensburg, möchten Sie über sie reden? Sagen Sie einfach nein, wenn Sie es nicht möchten. Dann verschwinde ich ohne Diskussion. Falls Ihnen aber etwas an ihr liegt . . .«
»Wer sind Sie? Was ist mit Anna? Ist ihr was passiert?« sprudelte es nur so aus Maike heraus.
»Kein Grund zur Sorge. Ich bin eine Freundin von Anna. Mein Name ist Greta Blum.«
Maike beruhigte sich wieder. »Nun Greta, warum sind Sie hier? Was glauben Sie, können Sie für mich tun?«
»Das sollten wir lieber nicht hier besprechen. Wann haben Sie Feierabend?«
»Um fünf.«
»Ich warte auf dem Parkplatz auf Sie.« Damit stand die Frau auf und ließ Maike mit ihrer Überraschung allein zurück.
Sie ging wieder in ihr Büro. Pelzer sah sie neugierig an. »Was Interessantes?« fragte er.
»Das kann man wohl sagen«, erwiderte Maike abwesend.
»Welcher Fall?«
»Keiner. Rein privat.«
Pelzer grinste frech. »Du musst ja wirklich was draufhaben, dass dir die Frauen quasi bis in dein Büro folgen.«
Maike grinste zurück. »Neidisch?«
Er winkte ab, widmete sich wieder der Akte vor sich. Maike tat es ihm gleich, schaute auf den vor ihr liegenden Bericht des Labors über die Spuren an einem Tatort. Ihre Konzentration war aber nicht mehr dieselbe wie vor dem Gespräch mit Annas Freundin. Die verschiedensten Spekulationen darüber, was Greta Blum ihr zu sagen hatte, mischten sich in Maikes Gedanken. Und vor allem: Hatte Anna sie geschickt?
Zehn Minuten vor fünf stand Maike auf dem Parkplatz und sah sich nach Greta um. Das Klappen einer Autotür in Maikes Rücken ließ sie hinter sich schauen. Greta kam auf sie zu.
»Wollen wir irgendwo einen Kaffee trinken? Dabei redet es sich besser.«
»Hier um die Ecke ist ein Kiosk. Wenn das genügt?«
»Allemal besser als hier.«
Sie standen an einem der Stehtische, rührten in den Plastikbechern. Maike musterte Greta. Ihre Neugier stand ihr deutlich im Gesicht geschrieben, denn Greta sagte lächelnd: »Sie fragen sich, warum ich hier bin. Gleich vorab: Anna weiß nichts von meinem Besuch bei Ihnen. Wüsste sie es, würde sie mir wahrscheinlich den Hals umdrehen wollen. Kurzum: Ihren Namen habe ich aus meinen Gesprächen mit Anna, daher weiß ich auch, dass Sie bei der Kripo sind. Also machte ich mich einfach auf den Weg zum Präsidium und fragte nach Ihnen.«
»Und warum sind Sie gekommen?«
»Weil ich es nicht mit ansehen kann, wie Anna leidet.«
Offensichtlich irrte Greta und glaubte, sie, Maike, sei diejenige, die Anna von sich stieß. Da wollte sie doch mal eines klarstellen: »Es ist nicht meine Schuld, dass es so
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