Vertrau mir
Hundetagesstätte zu nutzen?« fragte sie.
»Woher weißt du . . .«, wollte Anna fragen. Konnte es sich aber im selben Moment auch schon erklären. »Oh, klar doch, Greta. Ihr seid ja so was wie Verbündete in letzter Zeit. Ich fasse es immer noch nicht, dass sie dich einfach überfiel.«
»Ich bin ihr dankbar dafür.« Maike lächelte.
Die Kellnerin kam, sie bestellten eine Flasche Wein.
»Ich glaube, meine Idee ist wirklich gut«, kam Anna auf Maikes Frage zurück. »Ich muss nur noch die Kreditabteilung meiner Bank davon überzeugen. Aber das hat dir Greta sicher auch erzählt.«
Maike nickte bestätigend. »Ja. Hat sie.«
»Was ist mit dir? Hast du viel Arbeit?« fragte Anna, um dem Gespräch eine andere Richtung zu geben. »Habt ihr die Sache mit dem Diebstahl im Labor geklärt?«
»Noch nicht.«
»Schon eine Spur?«
»Nicht wirklich.«
»Na ja, du knackst die Nuss schon.«
»Früher oder später.«
Das Gespräch verlief jetzt eher zäh. Maike verhielt sich zurückhaltend. Wie auch anders? Sie, Anna, hatte ja selbst die Direktive für den Abend ausgegeben und damit praktisch ein Tabu für alle persönlichen Themen erteilt. Nur lagen gerade die natürlich ungeklärt zwischen ihnen. Sie spürten es beide.
Anna seufzte. »So geht es wohl auch nicht.«
Maike wusste sehr wohl, was Anna meinte. »Nein«, bestätigte sie. »So geht es nicht. Wir brauchen eine Entscheidung, so oder so«, sagte sie leise. »Ich möchte dich nicht bedrängen, nur . . . ich weiß auch, dass ich nicht länger warten will. Verstehe mich bitte nicht falsch. Mir ist klar, in gewisser Weise habe ich dein Misstrauen verdient. Dennoch. Ich bin es leid, fortwährend meine Unschuld beteuern zu müssen. Ich habe es dir nie so gesagt. Nun tue ich es: Ich liebe dich. Aber ich gehe, wenn du mir nicht vertraust.«
Anna sah Maike hilflos an. »Du stellst mir ein Ultimatum?«
»Ja.«
Anna fühlte sich völlig überrumpelt. Mit allem hatte sie gerechnet, nur nicht damit. Wie sollte sie von einer Sekunde zur nächsten so eine Entscheidung treffen? »Entschuldige, aber ich kann das jetzt nicht entscheiden.«
»Du hattest lange genug Zeit, dich auf diesen Moment vorzubereiten. Du wusstest, dass es nicht ewig so weitergehen kann wie bisher.«
»Ja«, musste Anna zugeben. »Das wusste ich.« Das machte es aber nicht einfacher für sie. »Trotzdem. Ich weiß nach wie vor nicht, was ich glauben soll.«
»Dann finde es heraus«, sagte Maike, stand auf und ging.
Anna lag im Bett und dachte über Maikes Worte nach, erinnerte sich an den klaren, warmen Blick ihrer Augen. Dieser Blick war es, der Anna nicht mehr losließ. Aber sie konnte sich einfach nicht entscheiden, was sie glauben sollte. Irrte sie sich wirklich in so fataler Form? Oder spielte Maike ihr ein phantastisches Schauspiel vor? Aber welches Motiv hätte Maike dafür? Die Theorie, dass Maike nur ihr Gewissen bereinigen wollte und der anfangs noch wenig entgegenzusetzen war, wurde zunehmend unhaltbarer. In einem solchen Fall versuchte man vielleicht ein, zwei oder auch drei Mal, die Anschuldigungen zu entkräften, aber nicht öfter. Maike jedoch bestritt hartnäckig. Und blieb darüber hinaus zugänglich. Von ihrem anfänglichen Ärger über den Vorwurf mal abgesehen, verhielt sie sich sehr verständnisvoll. Man sollte annehmen, dass sie verstockt reagierte, beleidigt war und den Vorwurf in irgendeiner Weise umdrehte. Nichts von alldem. Maike wartete mit einer Engelsgeduld auf. Warum sollte sie so viel Zeit und Mühe investieren, dir glauben zu machen, ihr läge etwas an dir, wenn dem nicht so war? Sie hat dir gestanden, dass sie dich liebt. Anna wurde flau im Magen. Es dämmerte ihr, dass sie den ein oder anderen Fehler gemacht haben könnte.
22.
D en Entschluss, ihre Reisetasche zu packen, traf Maike spontan, nach einer schlaflosen Nacht im Anschluss an das Gespräch mit Anna. Sie rief ihren Chef an und reichte Urlaub ein. »Kommt nicht in Frage«, wehrte der ab.
»Ich habe reichlich Resturlaub, und mein Überstundenkonto sprengt jeglichen Rahmen«, erinnerte Maike ihn. »Aber wenn Sie wollen, kann ich mich auch krank melden.« Ein Knurren war die Antwort. Widerwillige Zustimmung folgte.
Maike nahm ein Taxi zum Bahnhof, fuhr nach München, wo sie den erstbesten Last-Minute-Flug nahm. Der brachte sie nach Mexiko, und weiter ging es zu einem Ort namens Playa del Carmen in ein charmantes Hotel nur fünfhundert Meter vom Strand entfernt. Hier würde sie die nächsten vier
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