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Vertrau mir

Vertrau mir

Titel: Vertrau mir Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Arden
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den Ausgangspunkt, die Frage oder den Einwurf, zurück und stellte ihre Ansicht dar.
    Schließlich beendete Anna den Abend mit den Sätzen: »Ich anerkenne Ihren Drang, Erkenntnisse zu gewinnen, egal, ob auf dem Gebiet der Medizin oder der Forschung und Entwicklung – auf ethisch vertretbare Weise, mit sinnvollen Mitteln. Einzig und allein darum möchte ich Sie bitten. Seien Sie in Ihrer Arbeit kritisch mit dem Umfeld, mit sich selbst. Zeigen Sie Verantwortung nicht nur gegenüber den Menschen. Sondern auch gegenüber anderen Lebewesen. Egal welcher Art.« So gab Anna ihrem Vortrag einen positiven Ausklang. Und Maikes Bewunderung für sie wuchs.
    Die Studenten verließen den Hörsaal. Anna kabelte ihren Laptop vom Projektor ab, schaltete ihn aus, packte alles zusammen. Maike stand auf, ging zu ihr hinunter.
    »Wenn es um Tiere geht, bist du unschlagbar souverän. Nichts kann dich erschüttern. Du weißt genau, was du tun und sagen musst, was richtig und falsch ist. Warum versuchst du das nicht auch mal in unserem Fall?«
    Anna sah auf. Überraschung stand in ihrem Gesicht. Erfreulicherweise mischte sich nicht die Abwehr hinein, die bei ihren letzten Begegnungen immer sofort Annas Gesicht überschattete. »Wie kommst du denn hierher?« fragte sie gelassen. Anna war anscheinend mit dem Verlauf des Abends sehr zufrieden und nicht zu Streit aufgelegt. Maike nahm es dankbar zur Kenntnis.
    »Ich bin beeindruckt«, sagte sie anerkennend. »Als ich den Aushang an einer der Tafeln sah, befürchtete ich, die jungen Forscher würden dich in Grund und Boden stampfen.«
    »Und da bist du gekommen, um mich anschließend moralisch aufzubauen?« fragte Anna spöttisch.
    »Wie ich sehe, ist dies überflüssig«, gab Maike lächelnd zu.
    »Trotzdem danke.«
    Maike stand Anna unschlüssig gegenüber. Sollte sie gehen? Sollte sie Anna zu einem Kaffee einladen?
    »Wollen wir irgendwo was trinken? Mir ist danach zu feiern«, kam Anna ihr mit der Frage zuvor. Perplex schaute Maike sie an. Anna nahm ihr Laptop und was sie sonst noch dabei hatte unter den Arm und ging die Treppe des Hörsaales zum Ausgang hinauf. Nachdem sie die ersten Stufen genommen hatte, drehte sie sich um, sah Maike immer noch bewegungslos am selben Fleck stehen. »Was ist?« fragte sie. »Soll ich etwa allein feiern?«
    Maike überwand ihre Lähmung, folgte Anna und fragte sich natürlich: Was war plötzlich mit Anna los? Sie war ja wie ausgewechselt!
    Anna war in guter Laune, weil ihr Vortrag bei den Studenten doch ganz gut angekommen war. Besser, als sie es erwartet hatte. Man bewarf sie weder mit Tomaten noch faulen Eiern. Natürlich würden nun nicht morgen alle hingehen und ihr Leben der Erforschung alternativer Versuchsmethoden widmen. Zumal ja nur ein geringer Teil direkt mit tierexperimenteller Forschung zu tun hatte. Aber Anna bildete sich ein, sie hoffte, doch wenigstens einen Denkprozess in Gang gebracht, ein wenig an das Verantwortungsgefühl, das Gewissen der Leute im Saal plädiert zu haben. Immerhin würde ein nicht unwesentlicher Teil von ihnen nach Abschluss des Studiums in Bereichen und Positionen arbeiten, wo sie Einfluss auf Dinge nehmen konnten.
    Dieser Hochstimmung tat es keinen Abbruch, dass Maike plötzlich vor ihr stand. Im Gegenteil. Anna fand es schon irgendwie süß, dass Maike nur gekommen war, sie im Falle des Falles wieder aufzurichten. Darin lag nun auch wirklich nichts Zweideutiges oder irgendein egoistischer Hintergedanke. Maike wollte ihr lediglich den Rücken stärken. Sollte sie diese deswegen anraunzen? Das wäre unfair. Was sprach dagegen, den Abend bei einem Glas Wein, mit einem netten Gespräch ausklingen zu lassen? So lud sie Maike einfach ein. Das hieß ja nicht, dass sie ihre Meinung änderte oder Maike gar verzieh. Ihre Meinungsverschiedenheit war nur ausgesetzt, nicht ausgestanden.
    Anna sah im Rückspiegel Maikes Wagen. Sie blinkte rechts und fuhr auf den Parkplatz eines kleinen Restaurants, das sie kannte. Erst als sie sich im Lokal an dem kleinen Tisch gegenübersaßen, Anna in Maikes Gesicht sah und deren fragender Blick auf sie ruhte, wurde ihr bewusst, wie sehr sie Maike vermisste. »Lass uns für einen Abend vergessen, was zwischen uns steht«, schlug Anna vor.
    »Gern, von mir aus vergessen wir es ganz«, bot Maike an.
    Anna schüttelte leicht den Kopf. »Nur ein Kompromiss, mehr nicht.«
    »Immerhin ein Anfang«, sagte Maike und lächelte. »Wie läuft es mit deinem neuen Plan, den Hof zu erweitern und als

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