Vertraue mir (German Edition)
umfangreich, liegen seit Monaten auf dem Schreibtisch herum und wollen weitergeführt werden, wenn Sie verstehen. Auch denke ich, sollten wir aufpassen, dass wir keine Fristen versäumen, so dass wir Bennett nicht mehr vor Gericht bringen können!“
Maura bat ihn mit einer eleganten Handbewegung Platz zu nehmen und stellte schadenfroh fest, dass er zu blinzeln begann. In der langen Pause, in der sie ihn bewusst zappeln ließ, holte er aus dem Revers seines Anzugs, der natürlich für diese Temperaturen total ungeeignet war, eine Sonnenbrille heraus und setzte sie auf.
„Vincent, ich bin mir noch nicht ganz schlüssig, aber ich denke daran, die ganze Sache fallen zulassen! Ich brauche das Geld ja nicht und ich bin mir auch nicht mehr sicher, ob Mr. Bennett an Tims Unfall wirklich eine Schuld trägt. Außerdem habe ich mich bei diversen Stellen erkundigt und erfahren, dass unsere Aussichten auf einen Erfolg vor Gericht nicht sehr groß sind. Außerdem hat Mr. Bennett mir sowieso schon damals mehr als die übliche Unterstützung bezahlt, wie Sie ja wissen.“
Mr. Garibaldi war sprachlos. Damit hatte er nie und nimmer gerechnet! Sie sagte ihm einfach etwas ins Gesicht, was seinen Untergang bedeutete. Lieb lächelnd fuhr sie mit dem fort, was er nie zu hören vermutet hatte.
„Und ich denke, dieser Fall hat Sie schon wirklich sehr viel Zeit und Mühe gekostet. Also, wenn es für Sie in Ordnung ist, würde ich Sie bitten mir eine Rechnung zu schicken, damit Sie sich wieder anderen Dingen widmen können und vor allem, dass auf Ihrem Schreibtisch wieder Platz wird.“
Garibaldi stand kurz vor einer Explosion. Aber er war sich des lauernden Blicks und der schon von jeher bestehenden Antipathie Richard Callahans fast körperlich bewusst. Und sein Gefühl sagte ihm, dass der andere ihn bei der geringsten aggressiven Haltung mit Vergnügen und ausgiebig nach draußen befördern würde.
Er riss sich zusammen und schluckte.
„Nun, Maura, ich bin ehrlich gesagt etwas überrascht! Sie waren für mich immer der Inbegriff einer Frau, die weiß was sie will und das auch durchzieht. Aber natürlich respektiere ich Ihre Wünsche.“
„Das freut mich zu hören, Vincent. Denn ich habe das Gefühl, ich habe mich in der Vergangenheit in etwas verrannt und Sie da noch mit hineingezogen. Das bedaure ich sehr. Aber nun, da ich die Ruhe und auch etwas Abstand zu Tims Tod hatte, haben die Expertenberichte und Untersuchungen auf mich durchaus glaubwürdig gewirkt.“
„Maura, Ihren Wunsch in allen Ehren. Aber das glaube ich niemals! Ehrlich gesagt gibt es Hinweise darauf, dass es sich sogar um einen Mord handeln könnte!“
Maura zuckte zusammen und sah ihn mit aufgerissenen Augen an. Richard drückte ihr leicht die Schulter und brummte:
„Wie kommen Sie denn auf einen solchen Blödsinn, Mann? Was haben Sie für Hinweise, die Bennett einen Grund gäben, Tim zu töten?“
„Eine Mine, die Tim wegen Sicherheitsmängeln schließen ließ, was aber für Bennett aus Rentabilitätsgründen indiskutabel war! Bennett Mining Company hatte zu der Zeit einen ziemlichen Tiefpunkt, wissen Sie!“
„Sie meinen damit den Zeitpunkt, an dem einige Anleger Aktienverluste hatten?“
Garibaldi konnte ein Zusammenzucken nicht mehr verhindern. Was wusste Callahan? War das eine Anspielung auf ihn selbst? Wusste der Riese etwas über den Grund, warum er damals auf Maura zugegangen war? Er bemühte sich sein Pokerface beizubehalten.
„Ja, genau. Sie wussten davon, Mr. Callahan?“
„Ich habe auch Nachforschungen angestellt, Garibaldi. Aber die beweisen nur, dass es der BMC keinen Moment so schlecht ging, dass ein anständiger Mann wie Mr. Bennett einen Grund gehabt hätte so zu handeln: Verloren haben auch nur Anleger, die keine Geduld und Erfahrung aufzuweisen hatten! Die Anfänger, die in Panik gerieten!“
Garibaldi schluckte und versuchte dem Gespräch wieder eine andere Wendung zu geben.
„Nun, wenn Sie so denken, Mr. Callahan, ist das Ihre Sache. Ich denke da anders darüber. Also, Maura, ich sehe, ich komme gegen die hier vorherrschende Einflussnahme sowieso nicht an. Aber mein Gewissen sagt mir, dass es falsch ist die Sache zu beenden! Aber ich handle wie Sie, beziehungsweise Ihr Schwiegervater, es wünschen.“
Maura sprang auf den Köder nicht an. Er unterstellte ihr, dem Wunsch ihres Schwiegervaters zu folgen statt ihrer eigenen Überzeugung. Sollte er nur! Vielleicht würde er sich irgendwann dann ihr gegenüber doch verraten.
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