Vertraue mir (German Edition)
„Eine Bitte hätte ich allerdings noch, Maura, eine ganz persönliche, die nichts mit dem Fall zu tun hat!“ Er zögerte kurz, war sich der Front gegen ihn bewusst. Er nahm die Brille ab und blinzelte, wie er hoffte, etwas Mitleid erregend. Dann beugte er sich nach vorne und nahm Mauras Hand.
Maura kämpfte gegen den Wunsch, sie ihm wegzureißen. Aber sie wollte hören, was er von ihr wollte.
Garibaldi räusperte sich gekonnt. „Könnten Sie sich überwinden, mir einen Abend zu schenken? Kein Geschäftsessen, auch kein Tête-á-tête, wenn es Ihnen unangenehm ist. Aber ich muss morgen Abend auf eine Wohltätigkeitsveranstaltung und bin ohne Begleitung. Es wäre eine interessante, illustre Gesellschaft, mit etwas Musik und einem herausragenden Buffet und Sie würden mir den Abend retten, denn ich bin bei so etwas immer etwas unbeholfen.“
Maura verbiss sich ein Grinsen. Garibaldi unbeholfen in illustrer Gesellschaft, das war schier nicht vorstellbar. Sie sah zu Richard hinüber, Abhängigkeit demonstrierend, obwohl sie längst entschlossen war anzunehmen. Ihr war nicht wohl dabei, vielen ihr unbekannten Menschen gegenüberzustehen, aber Garibaldi hatte etwas vor und sie wollte wissen, was! Richard hatte die Augenbrauen gerunzelt und sah sie finster an:
„Maura, du musst wissen, was du tust, aber ich halte es noch für zu früh!“
„Dad, irgendwann muss ich wieder unter Leute. Auf einer Highsociety-Party achtet kein Mensch auf mich und es ist ja für einen guten Zweck! Außerdem hätte ich Lust mal wieder zu tanzen. Bitte lass mich doch!“
Maura spürte, wie sich Kathleen das Lachen verkniff. Als wenn Maura bei ihren Unternehmungen schon einmal um Erlaubnis gefragt hätte.
Aber Garibaldi wusste ja nichts von der lebhaften, störrischen Maura. Er kannte nur die trauernde Witwe und die rachsüchtige Furie.
Richard überlegte kurz und seufzte. Er ahnte, dass Garibaldi nichts Gutes im Sinn hatte. Aber sie würden nie herausfinden, was seine Beweggründe waren, wenn Maura auf jedes Risiko verzichtete. Sie hatte Recht!
„Nun, wenn du unbedingt möchtest, Maura, dann halte ich dich nicht auf. Soll ich dich hinbringen? Ich kann ja in der Zwischenzeit in ein Kino gehen oder mal wieder Riordan besuchen, meinen Kumpel mit dem Pub.“
Garibaldi zuckte zusammen. Das fehlte ihm gerade noch, dass Callahan ständig hinter Maura stünde.
„Ich hole Sie selbstverständlich ab, Maura! Und bringe Sie auch wieder nach Hause. Das gehört sich so, nicht wahr?“
Maura lachte beide aus.
„Hört mal, ich bin über 18 und unter neunzig. Ich habe ein hübsches kleines Auto, das sich danach sehnt, mal wieder gefahren zu werden. Ich wäre gerne selbstständig unterwegs. Dann brauche ich auf niemanden Rücksicht zu nehmen, wenn ich nach Hause möchte.“
„Maura, wollen Sie noch am gleichen Tag heimfahren? Das ist doch zu weit! Ich buche ein Hotelzimmer für Sie!“
„Du könntest sicher auch bei Elaine übernachten, Maura.“, warf Kathleen erstmals ein.
Maura schüttelte vehement den Kopf. Die blonden Haare, die ihr inzwischen bis auf die Schultern fielen, flogen wie ein zarter Schleier um ihr Gesicht. Die Augen blitzten.
„Vincent, ich habe schon weitaus anstrengendere Sachen geleistet, als nachts 90 Minuten mit dem Auto zu fahren! Ich fahre danach heim! Vielen Dank aber für das Angebot.“
„Nun gut, meine Liebe. Dann treffen wir uns um kurz vor acht vor dem Sir Francis Drake – Hotel. Ich warte vor dem Eingang auf Sie. Um acht fängt das Ganze an. Ich freue mich sehr drauf, Maura!“ Er stand mit einer fließenden Bewegung auf und drückte die Hand nochmals, die er die ganze Zeit über gehalten hatte.
„Bis morgen dann, ich freue mich! Mrs. Callahan, Mr. Callahan, einen schönen Tag wünsche ich Ihnen noch!“ Kathleen nickte lächelnd und Richard sagte: „Ich begleite Sie nach draußen.“ Die beiden Männer verschwanden und Kathleen ließ die Luft aus, die sie unbewusst angehalten hatte.
Maura grinste. „Warst du ein wenig nervös, Mom?“
„Ich hasse diesen Mann, er ist wie eine Schlange! Ich begreife nicht, dass du dich traust mit ihm auszugehen. Ich habe wirklich Angst um dich, Kleines!“, stieß Kathleen wütend hervor.
Maura sah ihr an, dass sie die Wahrheit sagte und wurde ernst.
„Mom, wenn ich mit meinem Wagen fahre, kann ich jederzeit weg, wenn es brenzlig wird. Unter den vielen Leuten wird er mir sicher nichts tun. Und soweit ihr mir erzählt habt, beherrsche ich ja von meiner
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