Vertraue mir (German Edition)
wirklich nicht sehr gut in letzter Zeit, Vincent, und ohne meine Schwiegereltern hätte ich es nicht überstanden. Aber lassen Sie uns nicht mehr zurückblicken, genießen wir den Abend.“
Garibaldi holte den Aufzug und sie fuhren hinauf in das Penthouse, wo gerade der gesellschaftliche Teil des Abends seinen Anfang nahm.
Während Garibaldi an der Tür seine Eintrittskarten vorzeigte, entdeckte Maura auf einem Plakat neben der Tür einige Worte, welche ihre Aufmerksamkeit erregten.
Sie hielt den Atem an, weil sie einen Namen las, den sie heute Abend nicht zu lesen vermutet hatte. Sie griff nach Garibaldis Arm, um ihn aufzuhalten.
„Vincent, warum haben Sie mir nicht gesagt, dass...?“
„Gleich, Maura. Es fängt gleich an und wir sind spät dran. Lassen Sie uns erst zu unserem Platz gehen.“
Garibaldi, innerlich vor Genugtuung schnurrend, schob die leicht widerstrebende Maura quer durch den Saal auf einen Tisch in dritter Reihe vor der kleinen Bühne zu. Als sie in der Mitte des Saales angelangt waren, brandete Beifall auf und ein Mann betrat die Bühne. Er war etwa fünf Meter von ihnen entfernt und sah beiläufig zu ihnen hinunter. Dann blieb er stehen und erstarrte. Maura hatte Gabriel Bennett sofort erkannt. Auch sie war stehen geblieben.
Vincent Garibaldi triumphierte, das ging ja flotter als erwartet. Es wurde still um sie herum. Die Leute sahen her, merkten, dass Spannung in der Luft lag.
Gabe fühlte sich grauenhaft. Maura hier mit Garibaldi! Das konnte doch nur heißen, dass das ganze Spiel wieder von vorne losging. Sie hatte ihr Gedächtnis zurück und ihn vergessen. Er wusste, er sollte einfach weitergehen, die Situation entschärfen, aber er konnte nicht.
Seine Liebe, sein Leben, alles was ihm seit Kurzem etwas bedeutete, hing hier vor seinen Augen an einem seidenen Faden und drohte nun zu reißen.
Er sah Garibaldis hämisches Grinsen. Dessen Pokerface hatte erstmals versagt. Alles was der Mann wollte, würde geschehen.
Dann sah Gabe in Mauras Augen und erwartete blinden Hass zu sehen.
Aber Maura begann zu lächeln! Er sah die Grübchen in ihren Wangen, die er so liebte und die er so vermisst hatte. Er konnte es nicht glauben. Sie war mit Garibaldi hier und lächelte ihn strahlend an, was war geschehen?
Sie nickte ihm kurz zu und winkte ihn mit dem Augen zum Rednerpult. Er begriff, nickte zurück und ging lächelnd weiter.
Um Maura herum begann es zu tuscheln und zu raunen. Sie drehte sich lächelnd zu Vincent Garibaldi um, sah seine fassungslose Miene und dachte:
„Hab ich dich! Das wolltest du Dreckskerl also! Dass ich hier meine Fassung verliere und damit mich und Gabe gesellschaftlich unmöglich mache. Na warte!“
Sie lächelte ihn eisig an und sagte leise: „Fertig mit Starren, Vincent? Können wir jetzt weitergehen?“
Garibaldi bemühte sich, seine Fassung wiederzuerlangen und ging ihr voraus. Er hielt ihr den Stuhl und sie setzten sich. An ihrem Tisch waren drei Männer und eine Frau, die Vincent begrüßten und Maura neugierig betrachteten. Dann sahen alle auf Gabriel Bennett. Er hatte gewartet, bis Maura saß und sich ihm zuwandte, dann blickte er von ihr auf das Publikum im Saal und begann in seiner gewohnt ruhigen Art, als wäre soeben nichts Bedeutsames geschehen mit seiner Rede.
Maura spürte Garibaldis Blicke auf sich und ignorierte ihn. Sie hatte Herzklopfen, als wäre sie zu schnell gelaufen. Ihr Herz wurde warm, als sie Gabe zuhörte. Er war der Initiator des Abends, es war also unmöglich, dass Garibaldi nichts davon gewusst hatte, dass Gabe da wäre. Mutig, mutig und das trotz Richard Callahans Drohungen! Ihm musste das Wasser wirklich bis zum Hals stehen! Sie zwang sich, die aufsteigende Wut herunterzuschlucken und sich auf die Freude zu konzentrieren, dass sie durch Vincents Verlogenheit Gabe wieder sah. Sie hörte nun aufmerksamer zu und genoss es seine Stimme zu hören. Er warb für seine Initiative für eine Versorgung der obdachlosen Kinder in den Straßen von San Francisco. Er nannte konkrete Zahlen und Maura war entsetzt, wie viele Waisen es gab, auch kleine Kinder, die völlig auf sich allein gestellt waren. Und so etwas in einer reichen fortschrittlichen Stadt wie San Francisco!
Gabe hatte bereits vor drei Jahren ein Waisenhaus gebaut und mit allem Notwendigen ausgestattet. Die heutigen Eintrittsgelder für den Ball würden in neue Lehrmittel sowie die Bezahlung einer zusätzlichen psychologischen Fachkraft fließen, die sich um besonders verstörte
Weitere Kostenlose Bücher