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Vertrauen

Titel: Vertrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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ewigem Leben erfüllt. Wenn wir Gott begegnen, werden wir nicht aufgelöst, sondern da wird unser innerster Kern, unsere Person, für immer gerettet. Ja, erst in Gott wird das ursprüngliche und unverfälschte Bild, das er in unsere Seele eingeprägt hat, in seinem wahren Glanz aufleuchten. Für immer.
Seine Ängste ins Gebet nehmen
    D ie drei Synoptiker erzählen uns von der Angst Jesu beim Gebet auf dem Ölberg. Es ist die Angst, von seinen Jüngern allein gelassen zu werden. Es ist das Erschrecken vor dem, was ihn in den Folterqualen erwartet. Jesus überwindet diese Angst im Gebet. Er überspringt sie nicht, sondern hält sie Gott hin. Und indem er sie ihm gegenüber ausspricht, kann sie sich wandeln.
    Die frühen Mönche haben diesen Weg Jesu, im Gebet die Angst zu überwinden, als Vorbild für ihren Gebetskampf genommen. Sie raten, in unseren Ängsten und Bedrängnissen bei Gott Zuflucht zu nehmen. Sie vergleichen das Gebet dabei mit einem Baum, auf den wir uns vor den angreifenden Löwen flüchten. Der Baum gibt uns Halt. Gott ist wie ein Schutzraum, in den wir flüchten dürfen, wenn wir Angst haben vor dem, was uns bedroht. Der andere Weg, die Angst im Gebet zu überwinden, besteht darin, in die Angst hinein ein Wort aus der Schrift zu sprechen. Unsere Angst drückt sich ja immer auch in Worten aus, wie: „Ich habe Angst. Ich kann das nicht. Was denken die andern von mir.“ In diese Angst hinein sollen wir dann ein Vertrauenswort sprechen wie dieses: „Der Herr ist mit mir; ich fürchte mich nicht. Was können Menschen mir antun!“ (Psalm 118) Es geht nicht darum, mit diesem Wort die Angst zu vertreiben. Vielmehr geht es darum, in die Angst hinein dieses Wort zu halten und mich so in Berührung bringen mit dem Vertrauen, welches zwar auf dem Grund meiner Seele bereit liegt, von der Angst jedoch überdeckt wird. Keiner von uns hat nur Angst odernur Vertrauen. Immer finden wir beide Pole in uns. Aber manchmal sind wir so sehr auf unsere Angst fixiert, dass wir das Vertrauen, das auch in uns ist, übersehen. Das Wort der Bibel ist für die frühen Mönche ein Heilungswort. Es bringt uns in Berührung mit dem Heilen und Ganzen, das schon in uns ist, durch die negativen Worte aber entmachtet wurde.
    Ein anderer Weg, im Gebet mit der Angst umzugehen, besteht darin, mit Gott über die Angst zu sprechen. Was will Gott mir durch meine Angst sagen? Worauf will mich die Angst hinweisen? Gott spricht auch durch die Angst zu mir. Vielleicht weist er mich darauf hin, dass ich mein Maß überschritten habe. Vielleicht sagt mir die Angst, dass ich falsche Grundannahmen für mein Leben in mir habe. Wenn ich z. B. Angst habe, mich vor andern zu blamieren, so hat das seinen Grund in der Annahme: „Wenn ich einen Fehler mache, bin ich nichts wert, dann halten mich die andern für verrückt.“ Solche Annahmen hindern mich am Leben. Sie sind wie innere Gesetze, die uns nicht leben lassen. Stattdessen kann ich sagen: „Ich darf Fehler machen. Ich bin immer von Gott angenommen und geliebt. Was die Menschen über mich denken, ist nicht so wichtig.“ Durch die Angst lädt mich Gott ein, gesündere Lebensgesetze für mich zu suchen. Vielleicht will Gott mir durch meine Angst auch sagen, dass ich ein infantiles Gottesbild habe. Wenn ich meine, Gott sei der Garant gegen alle Angst und durch ihn könne mir nie etwas Negatives widerfahren, durch ihn sei ich auf immer frei von Angst und Depression, dann lebe ich eine Illusion. Denn ich projiziere dadurch meine infantilen Bedürfnisse auf Gott. Doch Gott ist auch der, der mich in die Dunkelheit und in die Angst führt, damit ich mich ihm ganz und gar ergebe.
    Am Ölberg erscheint Jesus in seiner Angst ein Engel. Der nimmt ihm nicht einfach die Angst, sondern stärkt ihn, damit er seinen Weg mit größerem Vertrauen zu gehen vermag. Das ist für mich ein schönes Bild für einen spirituellen Umgang mit der Angst: Ich bete mit meiner Angst zu Gott. Und ich nehme die Angst selbst wie einen Engel, der zu mir kommt, um mich auf Gott hinzuweisen und mich an Gott zu erinnern, der allein letztlich meine Angst zu beruhigen vermag. Wie kann das konkret aussehen? Eine Frau hat Angst, ihr Leben nicht zu schaffen. Sie hat immer wieder mit Depressionen zu tun und fürchtet, deswegen ihren Beruf nicht mehr ausüben und dann auch ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten zu können. Wenn sie diese Angst als Engel sähe, der sie begleitet auf ihrem Weg zu Gott, dann hieße das: Ich lasse die Angst

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