Vertraute der Sehnsucht (German Edition)
Kellan. So hatte ich mir deine Zukunft weiß Gott nicht vorgestellt, als du vor zwanzig Jahren im Bostoner Hauptquartier aufgetaucht bist oder als du mit fliegenden Fahnen deine Ausbildung bei uns gemacht hast. Es wird mir nicht leichtfallen, JUSTIS anzurufen, damit sie kommen und dich abholen.«
»Das weiß ich zu schätzen«, antwortete Kellan ernst. »Aber bevor du anrufst, Lucan, kann ich dich noch um etwas für mein Team bitten? Ihre Freiheit, wenn du es für angebracht hältst. Liefere sie nicht auch an JUSTIS aus. Ich übernehme die volle Verantwortung, für meine Taten und die der Menschen unter meinem Kommando.«
Lucan quittierte die Bitte mit einem Nicken, er musste Respekt für den Anführer empfinden, der die vollen Konsequenzen auch für diejenigen übernehmen wollte, die ihm in die Schlacht gefolgt waren.
»Ich will, dass du weißt«, sagte Kellan, »dass ich in diesen letzten acht Jahren eine Menge Dinge getan habe, auf die ich nicht stolz bin. Das Schlimmste war Mira wehzutun und dich und den Orden – meine Familie – über meinen Tod zu täuschen. Ich habe viel Schuld auf mich geladen, Lucan, aber Mord gehört nicht dazu. In der Nacht, als das Labor zerstört wurde, waren Mira und ich in der Stadt, auf der Suche nach Ackmeyer. Wir hatten gehofft, eine Spur zu finden, die uns zu ihm führen würde oder zu dem Mitglied meines Teams, das an diesem Morgen mit Ackmeyer abgehauen ist und Lösegeld für ihn fordern wollte.«
Lucan runzelte finster die Stirn. »Alles keine Entschuldigung für die Tatsache, dass du einen prominenten Zivilisten entführt hast – Ackmeyer war praktisch ein Nationalheiligtum, verdammt. Und dann auch noch ein Mitglied des Ordens entführen – was zum Teufel hast du dir bloß dabei gedacht?«
»Miras Entführung war nie Teil des Plans. Ich wusste nicht, dass sie dort sein würde. Wir hatten in letzter Minute die Information bekommen, dass Ackmeyer an diesem Tag wegfahren wollte, daher mussten wir sofort aktiv werden. Wir entführten ihn, und dabei geriet uns Mira unabsichtlich ins Netz. Sie hatte nichts damit zu tun, und mein Fehler war, sie nicht sofort zum Orden zurückgeschickt zu haben. Aber verlange nicht von mir meine letzten Tage mit ihr zu bereuen, denn das kann ich nicht.«
Lucan stieß einen Seufzer aus und musterte den jungen Mann. Dass er Mira liebte, war nur zu offensichtlich. Und Lucan konnte nicht umhin, an seine eigenen Fehler und Versäumnisse vor nicht allzu langer Zeit zurückzudenken, von denen ihn jeder einzelne fast die Frau gekostet hätte, die er aus ganzem Herzen liebte, seine Stammesgefährtin Gabrielle. Sie hatten Glück gehabt. Das Glück, ihr Leben gemeinsam zu verbringen und einen Sohn zu haben, den sie vergötterten und auf den sie stolz waren. Dinge, wie Kellan und Mira sie wohl nie miteinander erleben würden.
Mit schwererem Herzen, als er zugeben wollte, räusperte Lucan sich und konzentrierte sich auf die Fragen, die nach wie vor geklärt werden mussten. »Warum Ackmeyer? Was hat er getan, um dich oder deine Rebellen zu seinen Feinden zu machen?«
»Vor drei Monaten wurde ein ziviler Stammesvampir in Boston erschossen. Eine der Frauen meines Teams, Nina, war Zeugin der Tat. Der Stammesvampir war ihr Freund. Er hatte damals gerade ihre Wohnung verlassen und ging die Seitenstraße hinauf, als ein Regierungsfahrzeug neben ihm anhielt. Zwei Menschen stiegen aus und töteten ihn ohne jeden Grund.« Kellan starrte Lucan an, seine Augen brannten intensiv von einer Wut, die nur mühsam bezwungen unter seiner äußerlichen Ruhe köchelte. »Ihre Waffen waren mit UV -Munition geladen. Flüssiges Sonnenlicht, fein säuberlich in Kugeln abgepackt, um Vampire zu töten. Das Opfer hatte keine Chance. Es wurde auf der Stelle eingeäschert.«
»Scheiße. Das gibt’s doch nicht.« Lucan reckte die Schultern, eher grimmig als überrascht. Die Menschheit hatte immer Erfindergeist besessen, und manchmal war er teuflisch, aber eine neue, für Kampf- und Feuerwaffen entwickelte UV -Technologie konnte sich absolut verheerend auswirken. Mit etwas mehr Zeit und Fantasie konnten die Menschen seine ganze Spezies ausradieren. »Und diese Technologie konntet ihr zu Ackmeyer zurückverfolgen?«
»Es hat eine Weile gedauert und war nicht einfach, aber wir haben es geschafft. Ackmeyer erwähnte letztes Jahr in einem Interview mit einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift, dass er gerade an einem Projekt mit UV -Licht arbeitete, das ihm besonders am Herzen lag.
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