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Vertraute der Sehnsucht (German Edition)

Vertraute der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Vertraute der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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Blutsverbindung spürte sie jeden gnadenlosen Faustschlag, als Nathan auf Kellans Kopf und Rumpf eindrosch.
    Aber der physische Schmerz war nichts im Vergleich zu der Qual zu wissen, dass die beiden Männer, die ihr so viel bedeuteten – ihre beiden besten Freunde, die sich einst so nahe gestanden hatten wie Brüder –, jetzt ihretwegen brutal miteinander kämpften.
    Und Kampf war nicht der richtige Begriff für das, was sich da vor ihr abspielte. Obwohl sie nichts sehen konnte als Schwärze und Schatten, registrierte sie, dass Kellan nicht einmal versuchte zurückzuschlagen. Er wehrte Nathans Fäuste ab und wich ihnen aus, wenn er konnte, schlug aber nicht selbst zu. Er wollte nicht gegen seinen Freund kämpfen. Dafür besaß Kellan zu viel Ehrgefühl, was immer Nathan jetzt auch von ihm denken musste.
    »Nathan, hör auf!« Behindert von ihrer Blindheit und der um ihren nackten Körper geschlungenen Decke tastete Mira frustriert umher und schaffte es schließlich, ihre Hand auf die massige Gestalt zu legen, die über dem auf dem Boden liegenden Kellan kauerte. Sie packte sein hautenges T-Shirt, riss daran und versuchte, ihn wegzuziehen. »Nathan, Kellan hat mich nicht geblendet. Das bin ich selbst gewesen. Hör mir zu, verdammt. Du musst jetzt damit aufhören!«
    Die Faustschläge prasselten langsamer, dann hörten sie auf, als Nathans riesiger Körper sich unter ihr bewegte. Sie spürte die Hitze seiner Augen auf ihrem Gesicht und wusste, dass sie vor Wut völlig transformiert sein mussten und bernsteingelb glühten. Er atmete schwer. Erst jetzt, als sie das ganze Ausmaß seiner tödlichen Wut erkannte, wurde Mira klar, dass Nathan Kellan schon längst getötet hätte, wenn er es wirklich gewollt hätte. Er hätte es schon draußen vor ein paar Minuten tun können, bevor sie überhaupt wusste, dass er gekommen war.
    »Lass ihn aufstehen, Nathan. Kellan wird dich nicht um Gnade bitten, aber ich tue es.« Mit der freien Hand suchte sie Nathans Gesicht, eine unbeholfene Bewegung, die er mit einem gezischten Fluch quittierte.
    »Ach verdammt, Mira. Schau doch, was er dir angetan hat.«
    »Nein«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Nein, Kellan hat gar nichts getan. Er hat versucht, mir zu helfen. Er hat mir sein Blut gegeben –«
    »Herr im Himmel«, schnaubte Nathan verächtlich. Seine Stimme wandte sich von ihr ab und sie wusste, dass er Kellan ansah. »Du wartest die ganze Zeit, wieder in ihr Leben zu treten, nur um es ihr zu ruinieren, indem du sie mit einer Blutsverbindung an dich fesselst?«
    »Ich liebe sie«, sagte Kellan. Mira hörte, wie er vom Boden aufstand, und spürte seine Wärme, als er sich ihr näherte. Er legte ihr sanft die Hände auf die Schultern, tröstlich und stark. »Ich werde sie immer lieben, egal was das Schicksal dazu sagt.« Er drückte ihr den Mund an die Schläfe, zärtlich und liebevoll. »Ich liebe dich, Mira. Mehr als alles andere in dieser oder der nächsten Welt.«
    Das wusste sie. Tief in ihrer Seele wusste sie, dass ihm jedes Wort ernst war. Aber mit dem, was er heute getan hatte, brach er ihr das Herz.
    Er ließ sie los.
    »Du hast es mir versprochen«, murmelte sie und schloss vor Schmerz die Augen. »Du hast gesagt, du würdest mich nicht loslassen.«
    »Ach Maus.« Wieder ein Kuss, dieser landete sanft auf ihrem Augenlid. Seine Stimme war ein heiseres Flüstern, leise und vertraulich, voller Emotion. »Dich loszulassen, ist das Letzte, was ich will. Wenn es in meiner Macht stände, das Schicksal abzuwenden, dann würde ich es tun, glaub mir.«
    Als Kellan sie mit diesen zärtlichen Worten des Abschieds beruhigte, ertönten plötzlich in einem anderen Teil des Dunklen Hafens erstickte Kampfgeräusche. Jemand war in das Anwesen eingedrungen. Tiefe, vertraute Stimmen befahlen Kellans Team, sich der Verhaftung nicht zu widersetzen. In diesem Falle würde niemand verletzt.
    Schwere Stiefel donnerten die Halle hinunter und auf das Schlafzimmer zu.
    »Du hast mich angelogen«, sagte Kellan zu Nathan. »Du hast gesagt, du bist allein gekommen.«
    Nathan stieß ein Knurren aus. »Ich wollte eben nichts dem Zufall überlassen. Wie du mir draußen gesagt hast, ging es dir bei diesem Treffen, das du heute Nacht arrangiert hast, um Miras Sicherheit. Wir mussten ebenfalls sichergehen, dass sie heil hier rauskommt.«
    »Mira.«
    Jemand öffnete die Schlafzimmertür, und Nikolais tiefes Knurren drang zu ihr herüber. »Daddy?«
    Er trat in den Raum, und sie konnte nicht anders, als

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