Vertraute der Sehnsucht (German Edition)
Damals sagte er, es wäre ideal für die Landwirtschaft.«
»Bis wohl jemand kam und ihm mit einem fetten Scheck vor der Nase herumwedelte.« Lucan fuhr sich mit der Hand über den Kopf und zischte einen Fluch. »Ist es das, was passiert ist? Ackmeyer hat seine Technologie an jemanden verkauft, der sie als Waffe gegen den Stamm einsetzen will?«
»Das ist es, was ich herausfinden wollte«, antwortete Kellan. »Ich wollte Antworten, und wenn Ackmeyer sich nicht kooperativ gezeigt hätte, hätte ich versucht ihn dazu zu bringen, die Technologie zu zerstören – mit allen nötigen Mitteln. Das Problem war, Ackmeyer wusste gar nichts davon, dass Informationen über seine Arbeit aus seinem Privatlabor gelangt waren. Als ich ihn verhörte, sagte er, sein Projekt – er nannte es Morningstar – sei immer noch im Teststadium und für niemand anderen zugänglich. Er hat mir hoch und heilig geschworen, dass er nie zulassen würde, dass seine Arbeit zum Töten missbraucht wird. Ich habe die Wahrheit in ihm gelesen, Lucan. Er war unschuldig. Aber als mir das klar wurde, nahm das Verhängnis schon seinen Lauf.«
Lucan stieß ein Knurren aus. »Du hättest das nicht auf eigene Faust machen, sondern damit zum Orden kommen sollen.«
»Ich, zu dir, als Bowman?«, fragte Kellan; in seiner Miene lag grimmige Belustigung. »Oder als der Feigling, der seine Brüder und seine Familie verlassen hat?«
Lucan wusste, dass er recht hatte. So oder so, seine Lage war unhaltbar gewesen. Sie war es immer noch. »Unglücklicherweise dürfte es jetzt zu spät sein, um dein Verfahren einzustellen.«
Kellan nickte. »Es gibt so viel, was ich gerne anders gemacht hätte, angefangen damit, wie ich vor acht Jahren verschwunden bin.« Er sah zu Boden, stieß einen kurzen Seufzer aus und schüttelte den Kopf. »Jeremy Ackmeyer ist meinetwegen gestorben, Lucan. Weil letztendlich ich den Befehl zu seiner Entführung gab. Diese Schuld akzeptiere ich. Aber ich sage dir hier und jetzt, ich habe nicht den Befehl gegeben, sein Labor niederzubrennen oder ihn zu ermorden.«
»Dürfte nicht einfach sein, das der Öffentlichkeit zu erklären.«
»Was die denkt, ist mir scheißegal«, sagte Kellan, und in seinen Augen blitzten bernsteinfarbene Funken auf. »Ich muss wissen, dass du mir glaubst. Dass ich dein Vertrauen nicht verloren habe.«
Lucan hörte dem jungen Vampir zu – dem einst so behüteten, mürrischen Teenager aus den Dunklen Häfen, der unter Lucans Führung zu einem fabelhaften, tapferen Krieger herangewachsen war, nur um spurlos zu verschwinden, bevor er sein volles Potenzial entfaltet hatte.
Dieser Krieger in Kellan Archer war immer noch lebendig. Er war immer noch bereit für den guten Kampf, seine Ehre immer noch intakt, auch wenn er eine Weile seinen Weg verloren hatte. Welche Verschwendung wäre es, ihn erneut zu verlieren.
Lucan fluchte leise. »Von alldem, was hier in letzter Zeit schiefgelaufen ist – und Himmelherrgott, das ist jede Menge –, weiß ich nicht, was mir am meisten zu schaffen macht: Die Tatsache, dass du und Mira unter denkbar schlimmsten Umständen eine Blutsverbindung miteinander eingegangen seid oder dass ich derjenige sein muss, der euch auseinanderreißt.«
23
Mira saß auf einer Bettkante in einem Raum, der nach Rosen und Zitronenpolitur duftete, umgeben von der Liebe und Unterstützung der Frauen des Ordens. Sie war zu Hause. Wieder bei ihren Eltern, ihrer Familie, ihren Teamkameraden und Freunden – all den Leuten, die ihr wichtig waren. Und doch hatte sie sich noch nie so allein und verlassen gefühlt.
Weil der, den sie jetzt am meisten brauchte, absolut außerhalb ihrer Reichweite war.
Und das durch seine eigene Entscheidung.
Kellan hatte ihr versprochen, sie nie wieder zu verlassen, aber er hatte es trotzdem getan. Sie hätten noch wochenlang in dem alten Dunklen Hafen in den Wäldern von Maine bleiben können – wenn sie Glück hatten, sogar einige kostbare Monate lang. Stattdessen hatte er ihre gemeinsame Zeit aus freien Stücken beendet.
Sie wäre so lange wie möglich bei ihm geblieben.
Stattdessen hatte er sie gehen lassen.
Die Kriegerin in ihr weigerte sich, diese Niederlage zu akzeptieren. Blind oder nicht, sie wäre am liebsten aufgesprungen und hätte sich zu dem Ort durchgekämpft, wo Kellan gefangen gehalten wurde. Sie wollte fordern, dass er sich zu ihr bekannte und sich gemeinsam mit ihr seinen Problemen stellte. Gemeinsam konnten sie es notfalls mit der ganzen verdammten Welt
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