Vertraute der Sehnsucht (German Edition)
gehetzt, und seine gefühlvollen haselnussbraunen Augen hatten sie mit einem Ausdruck angesehen, der traurig, irgendwie todunglücklich wirkte.
Gott, sie mussten ihr wirklich einen guten Stoff verpasst haben.
Es kostete sie bedeutend mehr Anstrengung, den Anflug von Verlangen in ihrer Brust abzuschütteln, das ihren Erinnerungen an Kellan immer folgte. Stattdessen sammelte Mira sich in ihrer derzeitigen Realität – die im Augenblick auch nicht allzu vielversprechend aussah.
Wieder zog sie probeweise an ihren Handschellen, ohne Erfolg. Dann drehte sie den Kopf auf dem Kissen, versuchte, durch die Reibung ihre Augenbinde abzustreifen. Sie verrutschte nur ein wenig auf der rechten Seite, nicht genug, um etwas zu sehen.
Und anscheinend hatte sie schon genug Lärm gemacht, denn jetzt hörte sie das laute Klirren eines Schlüssels, der sich im Schloss drehte. Irgendwo beim Fußende des Bettes öffnete sich knarrend eine schwere Holztür.
»Du bist wach.« Die Frau mit dem langen schwarzen Haar, Brady hatten die anderen sie genannt. Mira erkannte ihre Stimme und ihren langbeinigen Gang, als sie sich dem Bett näherte. »Wie fühlst du dich?«
»Ich muss gleich kotzen«, antwortete Mira, ihre eigene Stimme klang rau. »Aber das muss ich in der Nähe von Rebellenabschaum meistens.« Sie räusperte sich in ihrer ausgedörrten Kehle. »Das seid ihr doch, was? Rebellen. Feiges Gesindel, das sich wie Ratten im Dunklen zusammenrottet und dessen Schweinereien andere aufräumen dürfen. Die das Leben von anderen auslöschen, die Hunderte von eurem Schlag wert sind.«
Die Frau antwortete nichts auf diese Boshaftigkeiten. Mira hörte ein leises Rascheln neben ihrem Kopf, dann wurde etwas in ein Glas eingegossen. »Trink das«, sagte sie zu Mira. »Ist nur Wasser. Das Betäubungsmittel, das du bekommen hast, wird dich dehydriert haben.«
Mira drehte den Kopf weg, als ihr das kühle Glas an die Lippen gehalten wurde. »Ich will nichts, was du mir gibst. Sag mir, was ihr mit Jeremy Ackmeyer gemacht habt.«
Ein leiser Seufzer. »Du brauchst dir um ihn keine Sorgen zu machen. Er ist nicht dein Problem.«
»Was mein Problem ist, entscheide ich.« Mira versuchte, sich aufzurichten, hatte aber keinen Spielraum mit den Handschellen, die ihr in die Gelenke schnitten. Mit einem gezischten Fluch ließ sie sich wieder zurücksinken. »Wo ist er? Was wollt ihr von ihm?«
Wieder wurde ihr das Wasserglas an die Lippen gehalten. »Wir werden dich heute Abend freilassen, unverletzt«, sagte die Rebellin und ignorierte ihre Fragen.
»Mich freilassen?«, schnaubte Mira höhnisch und verweigerte das Wasser zum zweiten Mal. »Und du denkst, das kaufe ich dir ab? Ich habe eure Gesichter gesehen. Ich weiß zwar nicht, wohin genau ihr mich gebracht habt, aber wir sind hier nicht weit von Boston entfernt. Irgendwo sehr nah an der Küste – so nah, dass ich das Meer hören kann. Ich kann es in der Luft schmecken. Dürfte sich hier um eine Art Bunker handeln, einen sehr alten. Dürfte nicht lange dauern, euren Schlupfwinkel zu orten, und dann komme ich zurück und kauf mir euch alle.«
»Daran haben wir gedacht.« Keinerlei Besorgnis schwang in der ruhigen Stimme mit. »Natürlich werden wir die nötigen Vorsichtsmaßnahmen treffen.«
Vorsichtsmaßnahmen, überlegte Mira. Wollten sie Ackmeyer an einen anderen Ort bringen? Oder bedeutete das, dass die Rebellen heute Nacht ihre Operationsbasis verlegen, sich zerstreuen würden wie das Ungeziefer, das sie waren?
Sie würden ihr nie entkommen, und schon gar nicht dem Orden, egal wie weit sie flohen. Und wenn sie dachten, dass die Kapuze, die sie ihr auf der Rückfahrt übergestülpt hatten, und jetzt ihre Augenbinde ihre Identitäten oder ihren Schlupfwinkel schützen würden, täuschten sie sich gewaltig. Wenn sie ihr keine Lobotomie verpassten – was definitiv gegen ihr Versprechen verstoßen würde, sie unverletzt freizulassen –, wusste Mira nicht, wie diese Menschen sie laufen lassen und erwarten konnten, ungestraft davonzukommen.
»Ihr wisst, wer ich bin«, stellte Mira fest.
»Wissen wir«, antwortete die Frau ruhig. »Ich weiß es.«
»Dann musst du auch wissen, dass ich dich und den Rest deiner kriminellen Freunde finden werde und dass ich nicht alleine komme.« Mira hätte zu gerne das Gesicht der Rebellin gesehen und die Angst eingeschätzt, die ihr ins Gesicht geschrieben sein musste. Niemand, der nicht dumm oder leichtsinnig war, legte sich mit dem Orden an, und diese Frau mochte
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