Vertraute der Sehnsucht (German Edition)
Sandalen und stellte sich auf die Zehenspitzen, um eines der oben eingestellten Bücher zu erreichen. »Wir sollten mit den älteren Bänden anfangen und uns dann chronologisch vorarbeiten.«
Dare spürte eine Bewegung im Raum, noch bevor Brocks tiefe Stimme durch den Raum dröhnte. »Hätte wissen sollen, dass ich dich hier finde.« Der riesige Krieger nickte Darion grüßend zu, aber seine dunkelbraunen Augen waren nur auf seine Gefährtin gerichtet. »Ist praktisch unmöglich, diese Frau mal von ihrer Arbeit loszueisen. Weißt du, man könnte fast Komplexe kriegen.«
Brock trug einen anthrazitgrauen Anzug mit weinrotem Hemd, am Kragen offen, sodass die verschnörkelten Dermaglyphen auf seiner dunklen Haut zu sehen waren. Dare hatte den knallharten Stammeskrieger nur selten ohne seine Kampfmontur zu Gesicht bekommen, und auch wenn es ihn fast zum Kichern brachte, ihn jetzt so geschniegelt und gebügelt zu sehen, sagte Brocks liebevoller Blick zu Jenna nur allzu deutlich, dass seine Aufmachung nur ihr galt.
Ihr Lächeln, als sie sich zu ihm umdrehte, bedeutete, dass auch sie es wusste. »Arbeit? Wer braucht Arbeit?« Sie hob ihre Sandalen auf und schmiegte sich in seine wartenden Arme. »Ich hab plötzlich den unwiderstehlichen Drang blauzumachen.«
Brock grinste und warf Darion einen verschmitzten Seitenblick zu. »Klingt gut. Vielleicht sollten wir das Dinner einfach vergessen und gleich zum Blaumachen übergehen.«
Jenna lachte. »Was, und ich hab mich ganz umsonst in Schale geworfen?«
»Aber gar nicht«, knurrte Brock leise. »Definitiv nicht umsonst.«
Dare kicherte, als Brock Jenna hungrig und hemmungslos küsste. Er fragte sich, ob er selbst je diese Art von Leidenschaft erleben würde. Die Art, die stark genug war, um ihn dazu zu bringen, sich eine eigene Gefährtin zu nehmen. Etwas für immer, statt der unverbindlichen, verschwitzten Begegnungen, mit denen er seine rastlose Energie verbrannte und seinen Blutdurst stillte.
»Machen wir, dass wir hier rauskommen«, murmelte Brock und küsste seine Gefährtin auf den Hals. »Ob wir essen gehen oder nicht, überlasse ich dir.«
»Warte mal eine Sekunde.« Sie schlüpfte aus seinen Armen, lief zu einem der Bücherregale und zog aus der hintersten Ecke ein schmales, altes, in Leder gebundenes Buch. Sie kam zurück und hielt es Dare hin.
»Was ist das?«, fragte er und nahm es ihr ab.
»Meine allerersten Aufzeichnungen. Ich habe sie in den Wochen nach meiner Ankunft im alten Bostoner Ordenshauptquartier geschrieben.«
Darion strich mit der Hand über den glatten, verblichenen braunen Einband, dann öffnete er das Buch vorsichtig. Der Buchrücken knackte leise, das mürbe alte Papier knisterte, als er darin blätterte und Jennas energische Handschrift sah, die die Seiten füllte.
»Wenn du wirklich die Geschichte deines Stammes studieren willst, musst du am Anfang beginnen.« Sie lächelte ihn an, ihre einst menschlichen Augen hielten ihn in einem Blick gefangen, der so weise wie der des weisesten Stammesältesten war. »Du dürftest aus diesem Buch auch einiges über deinen Vater erfahren, das dir helfen wird, ihn besser zu verstehen.«
Darion hielt ihrem Blick stand, dann sah er auf den Band hinunter, den er so vorsichtig in seinen Kriegerhänden hielt.
Als er wieder aufsah, waren Jenna und Brock gegangen.
Darion schlug die erste Seite auf und begann zu lesen.
Kellan fuhr zum hinteren Teil eines für die Nacht geschlossenen öffentlichen Parks in Brookline und schaltete die Scheinwerfer des alten Wrangler-Jeeps aus. Mira hatte die ganze Fahrt von der Rebellenbasis in New Bedford nach Norden nichts gesagt bis auf die Kraftausdrücke, mit denen sie ihn bedacht hatte, als er sie mit verbundenen Augen und Handschellen in den Wagen gesetzt hatte. Wenn er heute Nacht mit ihr fertig war, würde sie sich nicht mehr erinnern können, wo sie gewesen war oder wie er und sein Team operierten, aber Kellan wollte trotzdem kein Risiko eingehen.
»Tut mir leid, aber es ging nicht anders«, sagte er und griff hinüber, um ihr die Handschellen abzunehmen. »Wir können nicht noch mehr Probleme riskieren, als wir schon haben.«
Sobald er sie befreit hatte, zog Mira sich die Augenbinde ab und warf ihm einen prüfenden Blick zu. »Werdet ihr Jeremy Ackmeyer töten?«
»Wenn ich das wollte, denkst du nicht, dass er schon tot wäre?«
»Vielleicht ist er es schon.« Sie machte die Augen schmal, dann drehte sie den Kopf weg und sah zu dem verlassenen Park hinaus.
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