Vertraute der Sehnsucht (German Edition)
»Woher weiß ich, dass irgendetwas wahr ist, was du sagst?«
Kellan fluchte leise. »Er lebt, Mira. Er wird auch am Leben bleiben, solange er meine Bedingungen akzeptiert.«
»Was für Bedingungen?«
Wieder spürte er ihren Blick auf sich, aber dieses Mal war er derjenige, der durch die Windschutzscheibe in die Dunkelheit hinausstarrte. »Ackmeyer hat etwas, das ich will. Etwas extrem Wertvolles, das niemand in die Hände bekommen darf.«
»Hier geht es also um Geld?«, stieß sie heftig hervor. »Ist es das, was du geworden bist – ein gewöhnlicher Dieb, wie deine Freunde in deinem Bunker?«
»Ich bin kein Dieb, Mira. Gewöhnlich oder sonst wie.«
»Nein«, antwortete sie. »So unterwürfig, wie die dir die Stiefel lecken, würde ich sagen, bist du praktisch ihr König. Gratuliere übrigens. Du musst unglaublich stolz auf dich sein, so weit, wie du es in diesen letzten acht Jahren gebracht hast.«
Die beißende Verachtung in ihrem Ton traf ihn. Er warf ihr einen ruhigen Seitenblick zu, wollte sich nicht anmerken lassen, wie tief es ihn verletzen würde, wenn sie ihn wirklich hasste. Was würde es schon nützen, sie das jetzt wissen zu lassen? »Du solltest keine Annahmen machen über Dinge, die du nicht verstehst.«
»Dann klär mich auf … Bowman, nicht?« Sie schüttelte den Kopf, ihr hübscher Mund war zu einem freudlosen Lächeln verzogen. »Kellan Archer stirbt als viel betrauerter Held und an seine Stelle tritt Bowman, der Anführer des Rebellenwiderstands. Ein Verräter an allem, woran er je geglaubt hat.«
»Ich bin nicht stolz darauf, wie ich das damals gehandhabt habe«, konterte er heftig. Und er hasste es, wie nahe sie den Gründen kam, warum er alle, die ihm etwas bedeuteten, glauben machen wollte, dass er tot wäre. »Ich hatte nie vor, in diese Situation zu kommen, Mira. Du musst mir einfach vertrauen, dass ich meine Gründe hatte. Ich habe getan, was ich tun musste.«
»Dir vertrauen?« Sie lachte sarkastisch auf. »Oh, das ist schon ein starkes Stück, dass ausgerechnet du das sagst. Und besonders jetzt, wo du hier sitzt und mir gleich auf die gute altmodische Art meine Erinnerungen löschen willst. Darum hast du mich doch hierhergebracht, oder nicht?«
Er stellte den Motor ab. »Komm«, sagte er. »Gehen wir frische Luft schnappen.«
Sie rührte sich nicht. »Befürchtest du nicht, dass ich einen Fluchtversuch mache?«
Er lächelte, trotz des Ernstes dieses Augenblicks. »Du gibst einfach nie auf, was?«
»Nie.«
»Du bist zwar knallhart, Mira, aber keine Stammesvampirin«, erinnerte er sie. »Du kannst mir nicht davonlaufen.«
»Und du hast dafür gesorgt, dass ich auch nicht gegen dich kämpfen kann. Denk nicht, ich hätte nicht bemerkt, dass deine Diebeskollegen meine Dolche behalten haben.«
»Du bekommst sie zurück, sobald das hier vorbei ist. Dafür werde ich persönlich sorgen.«
»Auch den, den ich beim Überfall deiner Untergebenen bei Ackmeyer habe fallen lassen?«
Kellan runzelte die Stirn.
»Oh, das hast du nicht gewusst?«, fragte sie, sichtlich erfreut über seine Überraschung. »Sie haben es nicht bemerkt und haben ihn liegen lassen. Auch mein Kommunikationsgerät. Es ist im Handschuhfach des Wagens, den ich gefahren habe.«
»Scheiße«, knurrte Kellan mit zusammengebissenen Zähnen.
»Ach, die Homo sapiens«, seufzte Mira betont dramatisch. »So unaufmerksam manchmal. Ich bin sicher, Lucan wundert sich schon, warum sich mein Signal schon eine ganze Weile nicht mehr bewegt hat, seit was … zwölf Stunden?« Sie sah ihn mit einem kalten, zufriedenen Lächeln an. »Da macht man sich schon Gedanken, weißt du? Was hat dein Team noch alles übersehen, das euch später zum Verhängnis wird?«
Kellan ging im Kopf die Möglichkeiten durch, wollte nicht zugeben, dass sie recht hatte. Aber sie unterschätzte Candice, Doc und Chaz. Sogar Vince hatte jede Menge, was für ihn sprach und sein reizbares Temperament und seine exzessive Gewaltbereitschaft wettmachte. Sein Team hatte das Problem mit Miras manövrierunfähigem Wagen telefonisch durchgegeben, und so hatte Nina einen Kontakt in der Gegend angerufen, um die Nummernschilder loszuwerden und die Fahrzeugidentifikationsnummer zu entfernen, bevor das Wrack zu einem Schrottplatz abgeschleppt wurde. Miras Kommunikationsgerät war inzwischen höchstwahrscheinlich nur noch Plastikschrott und Kabelsalat.
»Gehen wir ein Stück, Mira.« Bevor sie protestieren oder ihm eine weitere Verbalattacke an den Kopf werfen
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