Vertraute der Sehnsucht (German Edition)
andere Richtung davonmachen, doch an diesem Ende des Korridors warteten Vince und Candice. Die beiden verfolgten die ganze unselige Szene mit offenem Mund. Sie sagten nichts, aber es war auch so deutlich, was sie von Miras Fluchtversuch hielten. Mira war sich noch nie so bescheuert vorgekommen.
Kellan befahl den beiden zu gehen. »Das hier ist eine Privatsache. Dabei brauche ich keine Zuschauer.«
Sie verschwanden sofort, doch allein mit Kellan fühlte sich Mira auch nicht besser. Sie eilte ein paar Schritte zurück Richtung Duschraum, doch schon stand er wieder vor ihr und zwang sie anzuhalten. »Wir können das Spielchen den ganzen Tag treiben, Maus. Beruhige dich, sei kurz mal vernünftig.«
Sie stieß ein hartes Lachen aus. »Vernünftig? Fick dich doch ins Knie, Kellan. Ist dir das ruhig und vernünftig genug?«
Wieder wandte sie sich von ihm weg und stürzte so schnell davon, wie sie konnte. Dieses Mal bewegte er sich mit einer solchen Geschwindigkeit, dass sie ihn weder sah noch spürte – bis sie in die Luft gehoben wurde und sich in Kellans mächtigen Armen wiederfand.
»Lass mich runter!« Sie wehrte sich gegen seine Umarmung, aber er war stark – warm, massiv und unnachgiebig, eine greifbare Erinnerung daran, dass er etwas war, das über die menschliche Natur hinausging, etwas Tödliches, Dunkles, etwas Furchterregendes.
Er ließ sich von ihren Befreiungsversuchen nicht beeindrucken und trug sie zurück in sein Quartier. Mit dem Stiefel gab er der Tür einen Tritt und sie knallte hinter ihnen ins Schloss. Er setzte Mira ab, doch ließ er ihr keine Zeit von ihm wegzukommen. Sie hatte kaum Luft geholt, da hatte Kellan sie schon mit dem Rücken gegen die Tür gestoßen und hielt sie mit seinem großen Körper fest. Seine muskulösen Arme versperrten ihr die Flucht nach beiden Seiten.
Sie blitzte ihn wutentbrannt an und versuchte, die heiße Erregung zu ignorieren, die wie ein Pfeil durch sie schoss, als ihr bewusst wurde, wie nahe ihre Körper sich waren. Ihre Brüste sehnten sich nach seiner Berührung und ihre Brustwarzen wurden hart, obwohl sie immer noch kochte vor Wut.
Kellan atmete scharf aus, seine Bernsteinaugen brannten sich in die ihren. »Verdammt, Mira, ich habe dir gesagt, du sollst mein Quartier nicht verlassen.«
»Hattest du Angst davor, dass ich etwas sehen könnte?« Sie hob ihr Kinn. Immer noch brannte die Eifersucht wie Säure in ihrem Rachen. »Du hättest vorsichtiger sein müssen, Bowman. Du hast die Tür nicht abgeschlossen.«
Er ließ sie nicht aus den Augen, nicht für einen Moment. Trotzdem hörte sie hinter sich die Türsicherung metallisch einschnappen. Er hatte das Schloss allein mit der Kraft seines Geistes abgesperrt. »Jetzt ist abgeschlossen.«
Er bleckte Zähne und Fänge, als er das sagte, und seine Stimme klang dunkel und grollend und hätte ihr Herz nicht so zum Rasen bringen sollen, doch sie tat es. Ihre Adern hätten nicht singen müssen zum wilden, elektrischen Takt ihres Pulsschlags, nur weil er sie hier festhielt, an diesem unerträglichen Ort zwischen Ärger und Schmerz, Erkenntnis und Verlangen.
Wenn sie ihn doch nur nicht so sehr begehren würde – zumindest jetzt nicht. Sie war wütend auf ihn und hielt nur mit Anstrengung bittere Tränen zurück. Seit sie seinen Mund auf einer anderen Frau gesehen hatte, stiegen die Tränen immer wieder in ihr hoch. Eine Menschenfrau durfte seine Blutwirtin sein und ihm Nahrung geben, die Kellan nie von ihr angenommen hatte.
»Warum hast du es mir nicht gesagt?« Die Frage, leise, gebrochene Worte, war aus ihrem Mund, bevor sie darüber nachdenken konnte. »Warum konntest du mir nicht einfach sagen, dass es eine andere gibt?«
Das Feuer in seinen Augen loderte auf. »Weil es nicht stimmt.«
»Ich habe dich gesehen, Kellan – gerade eben, mit Candice. Deine Fänge waren in ihrem Handgelenk, das war ihr Blut auf deinen Lippen …«
»Ja«, gab er zu. Er blinzelte nicht, er zuckte nicht zurück. »Ich trinke von Candice, weil mir nichts anderes übrig bleibt. Ich gehöre zum Stamm und kann ohne Blut nicht leben. Ich habe schon oft von Candice getrunken. Ihr kann ich vertrauen, und sie stellt im Gegenzug keine Forderungen.«
Mira lachte schroff auf. »Wie praktisch für dich.«
Es sollte sarkastisch und gleichgültig klingen, doch ihre Stimme verriet, wie viel es ihr ausmachte. Sie hasste sich selbst dafür, dass sie so verletzlich war. Bestimmt konnte Kellan den Schmerz in ihren Worten hören, wenn er nicht
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