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Vertraute der Sehnsucht (German Edition)

Vertraute der Sehnsucht (German Edition)

Titel: Vertraute der Sehnsucht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lara Adrian
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musste seine ganze Selbstbeherrschung aufbringen, um weiter den Korridor in die eingeschlagene Richtung entlangzuschreiten. Seine Schritte hallten laut auf dem irdenen Boden des Bunkers. Seine veränderten Augen warfen einen hellen, bernsteingelben Schein auf die düsteren Betonwände. In seinem Schädel dröhnte der fiebrige Rhythmus seines Pulses, und jeder Schlag erinnerte ihn an den quälenden Durst, den er nicht zu stillen vermochte.
    Nur eine Frau, das wusste er, würde ihn jemals vollständig befriedigen können.
    Doch er war ein Stammesvampir, und auch wenn sein Herz etwas anderes – eine andere – begehrte, so konnte er doch die Bedürfnisse seines Körpers nicht ignorieren. Kellan erinnerte sich nur verschwommen daran, wann er das letzte Mal Blut getrunken hatte. Es musste schon viel zu lange her sein, wenn sein Körper sich jetzt in einem solchen Zustand befand.
    Kellan schritt grollend durch den dunklen Korridor der alten Festung, voll aufgestauter Aggression. Wenn es draußen gerade Nacht wäre, dann würde er zur Stadt aufbrechen und die Strecke in rasendem Tempo zurücklegen, bis die Erschöpfung seinen schlimmsten Durst lindern würde. In den dicht bewohnten Stadtvierteln von Boston und den umliegenden Gemeinden konnte man sich leicht einen Blutwirt erjagen. Es war überhaupt kein Kunststück, eine freiwillig dargebotene, gesunde menschliche Ader zu finden, trotz der strengen Auflagen für Stammesvampire und der Sperrstunden, die seit der Ersten Morgendämmerung eingeführt worden waren.
    Aber auf der anderen Seite der dicken Betonwände seines Rebellenverstecks brach gerade ein neuer Tag an.
    Und verflucht, er wusste genau, dass er diese Tortur nicht bis zum Sonnenuntergang durchhalten würde. Nicht, wenn Mira und er sich im gleichen Gebäude aufhielten. Nicht, wenn seine wilde, unmenschliche Seite in ihm hämmerte und pochte und ihn drängte, dass er wieder zu ihr ging und sie sich einfach nahm.
    Dass er sie zu seiner Gefährtin machen sollte, auch wenn sie beide dafür am Ende einen viel zu hohen Preis zahlen müssten.
    Er stieß einen rollenden Knurrlaut zwischen seinen Fängen hervor, als er sich auf den Weg zum Hauptbereich des Bunkers machte. Vor ihm war leises Wasserrauschen aus dem Duschraum zu hören, dann bewegten sich nackte Füße über den feuchten Zementboden.
    Kellan erreichte den offenen Eingang zur Dusche und schaute hinein. Candice saß auf einer Steinbank im Umkleidebereich und kämmte sich ihre nassen schwarzen Haare. Sie hatte ein weißes T-Shirt mit V-Ausschnitt übergezogen, doch ihre Haut darunter war noch feucht. Unter dem durchscheinenden Stoff waren die tintenschwarzen Linien ihrer Tattoos zu sehen. Sie blickte über die Schulter, als er im Türrahmen stehen blieb.
    Mit bernsteingelben Pupillen schaute er ihr in die grünbraunen Augen, und für einen Moment weitete sich ihr Blick. Sie sah seinen Hunger. Sie verstand, was los war. Schon immer wusste sie, wann er sie brauchte. Mit einem leichten Nicken legte sie den Kamm zur Seite und machte Platz für ihn neben ihr auf der Bank.
    Kellan zögerte. Das war es nicht, was er wollte, nicht wirklich.
    Auch Candice wusste das. In ihrem sanften Blick sah er, dass sie verstand, warum er trotz ihrer Einladung auf der Schwelle zum Duschraum zögerte. Sie wusste, was er wollte und von wem er es wollte, und dennoch schenkte sie ihm ihr freundliches, bedauerndes Lächeln.
    Sie streckte ihren Arm aus, wie sie es schon so oft getan hatte.
    Stockend atmete Kellan aus.
    Dann ging er auf sie zu.

10
    Kellan war gegangen, doch Mira blieb noch eine ganze Weile bewegungslos im Raum stehen.
    Verwirrung nagelte ihre nackten Füße am Boden fest. Ihr tat der Brustkorb weh, und der Schmerz ließ sie kaum Luft holen. Und die ganze Zeit schlug ihr Puls, und ihr Körper war erhitzt und vibrierte vor hoffnungslosem, törichtem Verlangen.
    Sonst wird unsere Situation nur noch schlimmer.
    Die Abweisung von Kellan verletzte sie mehr, als sie zugeben wollte.
    War sie wirklich nur das für ihn – eine Situation , die noch schlimmer werden könnte?
    Sie wollte es nicht glauben. In seinen Augen hatte etwas anderes gestanden, etwas voller bernsteingelber Hitze und wilder Begierde. Sein Körper hatte ebenfalls diese Sprache gesprochen. Kellan war hart vor Lust gewesen, seine Dermaglyphen hatten geleuchtet wie Feuerwerk, und seine starken Hände hatten gezittert, als er sie von sich gestoßen hatte. Dann hatte er ihr gesagt, dass er es nicht tun würde. Nicht

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