Vertraute Gefahr
einiger Nusskiefern lag. Das Holzgebäude erstreckte sich L-förmig um einen Platz, auf dem einige Bänke standen. Kübel mit Pflanzen und ein kleiner Springbrunnen lockerten die etwas sachliche Atmosphäre auf. Autumn atmete tief durch, bevor sie die Tür öffnete. Vor ihr lag ein dunkler Korridor, von dem mehrere Türen abgingen, doch es war nicht schwer, den Besprechungsraum zu finden, weil sie hinter der geschlossenen Tür Stimmengewirr sowie das Quietschen von Stuhlbeinen und Klappern von Kaffeetassen hören konnte. Von einer neuen Panikattacke erfasst, zögerte sie erneut und wäre am liebsten davongelaufen. Doch sie wollte diese Stelle nicht verlieren, war sie doch eine gute Möglichkeit, noch einmal ganz neu anzufangen.
Entschlossen straffte Autumn ihren Rücken und wischte abermals ihre feuchten Hände an der Hose ab. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass sie genau pünktlich war. Sie klopfte kurz an und öffnete mit zitternden Fingern die Tür. Abrupt kehrte Stille ein. Ungefähr zwanzig Augenpaare waren auf sie gerichtet. Die meisten lächelnd, aber auch einige ernste oder sogar ablehnende Mienen, wie die von Clarissa, waren darunter. Froh, wenigstens ein paar bekannte Gesichter zu erblicken, lächelte sie Margret und Janet zu. Als sie dann jedoch Shanes festem Blick begegnete, fühlte sie Unsicherheit in sich aufsteigen, und sie wandte den Kopf hastig dem etwa fünfzigjährigen Mann zu, der sich nun erhob. Sein kurzgeschnittenes graues Haar hatte den typischen Army-Stoppelschnitt, und als er auf sie zukam, bemerkte sie, dass er nicht größer war als sie selbst. Doch sein Händedruck war kurz und kräftig und er strahlte eine Autorität aus, die ihn größer wirken ließ.
Freundlich lächelte er sie an. »Guten Morgen. Sie müssen Miss Howard sein. Mein Name ist Bob Williams. Ich führe das Oberkommando im Arches.« Die anderen lachten gutmütig. »Willkommen im Park. Ich werde Ihnen nun die Anwesenden vorstellen. Sie müssen sich aber nicht jeden Namen sofort merken. Alle gehören, bis auf unsere Ärztin Margret Benson«, er deutete auf sie und Margret winkte Autumn kurz zu, »zu unserem Rangerkontingent. Zusätzlich gibt es noch Natural Resource Manager, Archäologen, Historiker, Landschaftsarchitekten, Mechaniker, Gebäudereiniger und die Verwaltung. Wir fühlen uns wie in einer großen Familie. Mit Ihnen gibt es jetzt zwanzig Ranger, davon zehn fest angestellte. Der Rest sind Aushilfen für den Sommer. Viele von ihnen sind außerhalb der Saison Studenten und arbeiten hier, um etwas fürs Leben zu lernen.«
Wieder erklang Gelächter. Anscheinend herrschte ein relativ gutes Betriebsklima. Ihr Blick wanderte wie von selbst zu Shane. Er betrachtete ihr verletztes Knie, bevor sein Blick langsam nach oben glitt, bis er ihre Augen traf. Ihre Blicke saugten sich aneinander fest. Autumn erschauerte und blickte als Erste wieder fort. Dabei sah sie Clarissas hasserfülltes Gesicht. Hatte sie das kleine Zwischenspiel zwischen ihr und Shane bemerkt und war nun eifersüchtig? Dabei hatte sie dazu überhaupt keinen Anlass.
Bevor Autumn weiter darüber nachdenken konnte, beanspruchte Bob wieder ihre volle Aufmerksamkeit. Er begann, alle Personen im Raum vorzustellen. »Fangen wir mit der rechten Tischseite an. Margret Benson, unsere Ärztin, hatten wir ja schon. Sie ist die Seele des Parks.«
Margret errötete leicht.
»Scott Muir, VIP.« Auf ihren verständnislosen Blick hin erläuterte Bob: »Volunteer in the Park, sozusagen Praktikant. Wir nennen ihn auch den Joker, warum, das werden Sie bald selbst feststellen.«
Scott hob einen langen, dürren Arm und winkte ihr zu. Er hatte rote Haare und eine Brille. Auf seinem Gesicht lag ein Grinsen.
»Janet King, fest angestellt.« Janet grüßte fröhlich.
»Shane Hunter, ebenfalls fest angestellt.« Shanes Mund verzog sich zu einem Lächeln und er blickte Autumn tief in die Augen. Hastig blickte sie zum Nächsten.
»Clarissa Beaumont, Saisonangestellte.« Clarissa nickte ihr abrupt zu und warf dann ihre langen Haare zurück.
»Percy Fletscher, Saisonkraft.« Percy hob seine affektierte Stimme und korrigierte: »III., Percy Fletscher III. Guten Morgen, meine Liebe.« Mit der Hand glättete er seinen blonden Mittelscheitel. Autumns Mundwinkel zuckte unwillkürlich. Percy schien sehr von sich überzeugt zu sein und bemerkte dabei gar nicht, wie lächerlich er wirkte.
Die Vorstellungen gingen noch eine Weile weiter, doch Autumn schwirrte bereits der Kopf,
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