Vertraute Gefahr
Gelegenheit, den Kuss zu vertiefen. Seine Hände legten sich um ihr Gesicht, sein Atem vermischte sich mit ihrem. Autumn zog ihn dichter zu sich heran. Shane erschauerte, bevor er sich schließlich von ihr losriss. Schwer atmend blickte er sie an. Ihre grünen Augen strahlten mit unverkennbarem Verlangen.
Er lehnte seine Stirn an ihre. »Warum suchst du dir eigentlich immer so öffentliche Orte zum Küssen aus?« Er hatte es eher scherzhaft gemeint, doch Autumn zog sich von ihm zurück und drehte sich um. »Autumn?« Er zog sie am Arm in seine Umarmung und legte sein Kinn auf ihren Kopf.
Nach kurzer Zeit entspannte sich ihr steifer Rücken und sie lehnte sich an ihn. »Vielleicht gerade deswegen.«
Shane musste sich anstrengen, um ihre leise Stimme zu verstehen. Aber auch so konnte er den Sinn ihrer Worte nicht deuten. »Was …?«
Autumn unterbrach ihn. »In einer öffentlichen Umgebung fühle ich mich sicher genug, um mich ein bisschen gehen zu lassen.«
Shane war schockiert. »Aber ich würde dich nie zu etwas zwingen, das musst du doch wissen!«
Autumn strich beruhigend über seine Wange. »Ich weiß, das habe ich auch nie angenommen. Es liegt an mir.« Bevor Shane weiterfragen konnte, blickte sie demonstrativ auf ihre Uhr. »Wir sollten langsam aufbrechen, sonst verpassen wir noch unseren Flug.«
Shane blickte sie durchdringend an. »Du musst es mir irgendwann erzählen, Autumn, sonst kann ich dir nicht helfen.«
Autumn tat nicht so, als würde sie ihn nicht verstehen. »Ja, bald.«
Es war klar, dass er im Moment nicht mehr aus ihr herausbekommen würde. Shane nickte kurz und packte seinen Rucksack zusammen.
Kurze Zeit später begannen sie den Abstieg. Obwohl sie einige Male ausrutschte, gelang Autumn der Rückweg wesentlich besser als der Aufstieg. Shane nahm den Weg nur bedingt wahr, seine Gedanken drehten sich um das vorangegangene Gespräch. Konnte es sein, dass Autumn sich wirklich nur dann mit ihm sicher fühlte, wenn sie sich in der Öffentlichkeit befanden? Er dachte an die Gelegenheiten zurück, während der sie sich nähergekommen waren. Im Eingang ihrer Hütte, im Auto, in der Garage, im Stall, hier auf dem Berg, überall hätte jederzeit jemand auftauchen können oder sie hatten keine Zeit für mehr als einen flüchtigen Kuss gehabt. Solange es zwischen ihnen noch Geheimnisse gab, konnten sie keine richtige Beziehung beginnen, und das wollte er. Deshalb würde er dieses Mal auf einer Erklärung bestehen. Das Gespräch mit Clint hatte ihm die Augen geöffnet und er wusste nun, dass er es sich nicht leisten konnte, Autumn mehr Zeit zu geben. Nicht, wenn sie vielleicht in Gefahr schwebte.
Auch die Fahrt aus dem Park verlief weitgehend schweigend. Die angespannte Stimmung lockerte sich etwas, als kurz vor dem Parkausgang eine Herde Bisons auf die Straße lief. Zwischen den erwachsenen Tieren hielten sich auch viele Jungtiere auf. Shane trat sofort auf die Bremse und ließ den Wagen nur noch langsam vorwärtsrollen. Während die Herde gemächlich auf der Straße vor ihnen hertrottete, blickte Shane auf die Uhr.
»Gut dass wir schon kurz vor dem Ausgang sind. Ich habe mal anderthalb Stunden hinter einer Gruppe Bisons gestanden.«
Autumn blickte ihn ungläubig an. »So lange? Konnte man sie denn nicht verscheuchen?«
»Hast du schon mal versucht, eine Kuhherde zu irgendetwas zu zwingen?«
Autumn lachte. »In New York? Du machst wohl Witze.«
»Dann glaub mir einfach, dass das ziemlich schwierig ist. Und Bisons sind noch viel dickfelliger. Wir haben Glück, dass es hier für die Tiere Wiesen zum Ausweichen gibt. Als ich hinter ihnen stand, sind wir die ganze Zeit im Schritttempo durch eine kilometerlange Schlucht gefahren. Der Autokorso war hinterher mehrere Kilometer lang. Keine Erfahrung, die ich wiederholen möchte, wenn ich es eilig habe.« Die Bisons streiften beinahe das Auto, als sie schließlich über die Straße auf die Wiese trotteten.
Shane gab Gas, während Autumn noch einen letzten Blick auf die friedlichen Tiere warf. Kurze Zeit später hatten sie den Park verlassen und waren auf dem Weg zur Ranch. Shane blickte auf die Uhr. Bereits drei Uhr, wenn sie das Flugzeug pünktlich erreichen wollten, mussten sie sich beeilen. Eigentlich hatte er auch noch ein wenig Zeit mit seiner Familie verbringen wollen, aber das musste wohl bis zum nächsten Besuch warten. Seufzend lenkte er den Wagen in die Einfahrt zur Ranch.
In der Garage wandte er sich an Autumn. »Wie schnell kannst du deine
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