Vertraute Schatten
mit ihr im Bett verbringen würde. Sein Hunger nach ihr war schier unstillbar – nach ihrer Stimme, ihrer Berührung, ihrem Lächeln. Ihrem Körper. Es war archaisch, das war Damien klar, aber zu wissen, dass er ihr einziger Liebhaber war, weckte in ihm besitzergreifende Züge, wie er sie nicht mal seinen seltensten Schätzen gegenüber kannte. Sie hatte sich ihm hingegeben. Nur ihm.
Jetzt würde er dafür sorgen, dass es auch nie jemand anderen geben würde.
Wieder begann das Handy zu vibrieren. Damien trat barfuß in den Flur hinaus und ging in ein leeres Schlafzimmer, um dort den Anruf entgegenzunehmen.
»Du bist früh auf.«
»Du auch. Ich dachte, ich müsste mindestens noch fünf- oder sechsmal anrufen, bis ich dich wach bekomme.«
Drake klang, wie er immer klang – mürrisch und in Eile. Nichts schien sich geändert zu haben … außer der Furcht, die Damien erfasste, sobald sein Chef zu sprechen anfing. Was völliger Quatsch war. Er hatte gewusst, dass er einen neuen Auftrag erhalten würde. Er würde Ariane einfach in sein Leben einbauen und mit seinem Job weitermachen wie bisher. Eigentlich hatte sich nichts geändert.
Außer dass sich offensichtlich alles geändert hatte. Er rieb über sein Mal, ohne dass es ihm bewusst war.
»Was hast du für mich?«, fragte er.
Drake kicherte. »Kein Smalltalk? Du musst es ja wirklich eilig haben, da wegzukommen. Ich hätte dich normalerweise nicht so lange dort schmoren lassen, aber es bestand immer noch eine geringe Chance, dass der Grigori an den Verhandlungstisch zurückkehren würde. Es schien mir nicht richtig, dich abzuziehen, bevor ich mir ganz sicher sein konnte.«
»Heißt das, sie haben ihre Diamanten abgeholt?«
Drake seufzte. Geld war das Einzige, das ihn jemals wehmütig werden ließ.
»Ja, das haben sie. So was werden wir nie wieder zu sehen bekommen. Hätte ich mir ja denken können, dass du den verdammten Grigori trotzdem findest. Schweinebande!«
Damien dachte an den Diamanten, der ihm hätte gehören sollen, an das Gefühl von innerer Ruhe und Zufriedenheit, das er empfunden hatte, als er ihn in der Hand hielt. Das schien Jahrhunderte zurückzuliegen. Aber der Verlust machte ihm nichts aus, und das verblüffte ihn. Seit mehr als einer Woche hatte er nicht mehr an das Ding gedacht.
»Damien? Bist du wieder eingeschlafen?«
»Nein … nein, ich bin hier«, stammelte er und versuchte, sich auf das Gespräch zu konzentrieren. Bis jetzt war sein Leben voll durchorganisiert gewesen, perfekt in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Irgendwie musste es ihm gelingen, Ariane in einen dieser Bereiche einzugliedern, sonst würde er Probleme bekommen. Denn wie es aussah, schien seine Besessenheit nach ihr sich auf … nun ja, sämtliche Lebensbereiche auszuwirken.
Vielleicht wäre ein kurzer Trip gar nicht das Schlechteste, damit er den Kopf wieder frei bekam und die richtigen Prioritäten setzte.
»Pack deinen Koffer, Damien. Bei diesem Job springt zwar kein Diamant raus, aber du wirst auch so genügend Kohle machen.«
Damiens Lippen fühlten sich taub an, als er antwortete: »Prima. Was soll’s denn sein: Diebstahl, Mord oder beides?«
»Diebstahl, aber ein kleiner Mord ist nicht auszuschließen. Ein schneller Job, ein wichtiger Kunde. Du erledigst das kurz und schmerzlos, und schon bist du wieder ein bisschen reicher. In zwanzig Minuten kommt ein Wagen für dich.«
»Das ist verdammt kurzfristig.«
»Und dieser Kunde ist verdammt wichtig.« Drakes Stimme hatte einen leicht genervten Ton angenommen. »Ich bin davon ausgegangen, dass du so schnell wie möglich dort wegwillst. Schließlich gibt es da nichts zu holen, weder Geld noch Ruhm. Außer … hängst du immer noch mit dieser Grigori rum? Falls ja, würde ich dir empfehlen, schleunigst zu Verstand zu kommen. Du arbeitest jetzt wieder für mich, Tremaine.«
»Verstanden«, erwiderte Damien tonlos und hörte mit halbem Ohr zu, während Drake ihm die Einzelheiten des Auftrags erklärte. Sobald Drake fertig war, murmelte Damien eine halbwegs passende Antwort und beendete das Gespräch. Dann blieb er eine Weile reglos in dem dunklen Schlafzimmer stehen. Er wollte nicht weg. Solange er zurückdenken konnte, war dies das erste Mal, dass er kein Interesse an einem Auftrag hatte, den er normalerweise als Spaß und leicht verdientes Geld betrachtet hätte. Er wollte hierbleiben. Oder sie mitnehmen, was natürlich überhaupt nicht infrage kam.
Er hatte schon einmal miterleben müssen, dass Ariane
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