Vertraute Schatten
immer geschah, Ariane würde ihn niemals einfach so verlassen können – wie es ihm in schöner Regelmäßigkeit bisher ergangen war, sowohl in seinem Leben als Mensch wie auch als Vampir.
Ariane gehörte ihm. Und was ihm gehörte, das behütete er.
Damien strich über die schwarze Katze, die sich jetzt um den Ansatz von Arianes Grigori-Flügeln wand, als wolle sie sie beschützen. Nur noch ein einziger Gedanke beherrschte ihn, und der war außerordentlich befriedigend.
Sie gehört mir.
21
Damien war noch nie ein Frühaufsteher gewesen, deshalb überraschte es ihn, dass die Uhr auf dem Nachttisch erst 20:34 Uhr anzeigte, als er die Augen aufschlug. Draußen, jenseits der dichten Vorhänge, musste die Welt noch hell und schön sein und die Sonne gerade hinterm Horizont untergehen.
Offensichtlich hatte er den Tag angekuschelt an Arianes geschmeidigen Körper verbracht, die Nase in ihrem seidigen Haar vergraben. Behutsam hob er den Kopf gerade so weit, dass er ihr Mal sehen konnte. Dunkel hob es sich von ihrer Haut ab: seine Katze, die ihre Flügel beschützte.
Er hatte nicht geträumt. Er hatte sich mit ihr gepaart. Sie gehörte ihm.
Er vergrub die Nase wieder in ihrem Haar, sog ihren Duft tief ein und ließ sich alles noch einmal durch den Kopf gehen. Ariane bewegte sich leicht und gab ein entzückendes, leises, kehliges Geräusch von sich. Sofort rührte sich auch in seiner Kehle etwas, und diesmal kämpfte er gar nicht erst gegen das Schnurren an. Es war sowieso zwecklos.
Außerdem wusste er, dass er den größten Teil der vergangenen Nacht genau dieses Geräusch gemacht hatte.
Sex bis zur Besinnungslosigkeit machte so etwas nun mal mit einem Mann.
Damien legte die Hand auf Arianes Hüfte und streichelte sie abwesend, während er darüber nachdachte, wie es jetzt weitergehen sollte. Sie würde einiges brauchen. Das
Beste
. Ein schönes Zuhause, Kleidung, Nippes, was immer sie begehrte. Er gab acht auf seine Schätze, und Ariane war jetzt sein größter Schatz. War es also doch nicht unsinnig gewesen, sich auszumalen, wie es mit einer Frau wie ihr gewesen wäre – behütet, verwöhnt und vor der Welt verborgen, sodass er sich in seinen wenigen freien Stunden an ihr laben konnte.
Irgendwie war es ihm gelungen, das hinzukriegen.
Damien lächelte träge, befriedigt. Sie passten wirklich gut zusammen. Er fand alles an ihr großartig, und sie schien sich auf ihn einlassen zu wollen, obwohl er keinen Hehl aus seinen Mängeln gemacht hatte. Er konnte einer Frau – oder überhaupt jemandem – nicht viel bieten. Nicht einmal sein Herz – die nebulöse Vorstellung von Liebe hatte er schon vor Jahrhunderten aufgegeben. Er glaubte nicht an Liebe. Liebe war nur ein Wort, ein Knüppel, mit dem man jemanden zur Unterwerfung zwang, bis er einen satthatte – oder man selbst denjenigen sattbekam.
Aber er wollte sie. Er brauchte sie. Er konnte für sie sorgen. Das musste reichen.
Damien sah auf Ariane hinunter, die allmählich aufwachte. Ihr Haar war in einem hellen Halbkreis um ihren Kopf herum auf dem Bettlaken ausgebreitet und bedeckte auch den Arm, auf den er sich stützte. Es fühlte sich seidenweich an. Ihre langen schwarzen Wimpern waren noch gesenkt, doch er spürte, dass sie nicht mehr richtig schlief, denn sie rieb ihre Füße aneinander, dort, wo sie an seinen Beinen ruhten. Ihre Haut schimmerte, als wäre sie von dieser Nacht, in der sie sich gegenseitig erforscht hatten, mit Glanz überzogen.
Ein netter Gedanke. Sie hatte ihn für alle anderen Frauen verdorben. Nichts, das wusste er, würde diese Nacht jemals übertreffen können … dennoch hatte er vor, es noch jahrhundertelang zu versuchen.
Sein Handy, das auf dem Nachttisch lag, erwachte zum Leben. Dass es nur vibrierte und nicht klingelte, macht die Sache nicht besser.
Ariane gab ein leises Stöhnen von sich. »Es ist noch so früh.«
»Ich weiß, Liebling. Es hört gleich wieder auf.«
Er stützte sich auf den Ellbogen und sah auf die Nummer.
Drake.
Klar doch. Der Mann hatte ein Talent für das richtige Timing. Genervt starrte Damien das Handy an, dann stieg er aus dem Bett und griff nach seinen Unterhosen. Schläfrig öffnete Ariane ein Auge und sah ihm zu.
»Da muss ich leider drangehen, Schatz. Das ist geschäftlich. Schlaf noch ein bisschen, ich bin gleich wieder da.«
»Mmm«, murmelte sie. »Es ist kalt hier ohne dich. Bleib nicht so lange weg.«
Während er das Zimmer verließ, dachte er, dass er nur zu gern den Rest seiner Tage
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