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Vertraute Schatten

Vertraute Schatten

Titel: Vertraute Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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abschreckenden Freund kümmern«, sagte Damien weich. »Der andere ist bisher noch nicht aufgewacht. Ob der überhaupt noch mal wach wird?«
    »Sam ist eher skeptisch.« Sie zögerte, denn sie wusste: Was sie ihm jetzt erzählen musste, würde ihm nicht gefallen. Aber sie würde es ihm nicht verschweigen. Er war nicht der Einzige, den die Pflicht rief.
    »Selbst wenn Lucan aufwacht, wird er nicht so bald in der Lage sein zu reisen. Deswegen hat Sam mich um Hilfe gebeten.«
    Damien erstarrte. »Was meinst du mit ›Hilfe‹?«
    Mit wenigen Sätzen erklärte Ariane ihm, was zu tun war. Mit jedem weiteren Wort verdüsterte sich seine Miene mehr. Als sie geendet hatte, musste er erst ein paarmal schlucken, ehe er antwortete.
    »Du willst also dein Leben aufs Spiel setzen. Wieder einmal. Und das für diese miesen Schweine, die die meiste Zeit ihres Lebens nichts mit dir zu tun haben wollten.«
    Ariane seufzte. »Es geht um mehr. Wenn wir nichts unternehmen, sind nicht nur die Grigori in Gefahr. Das hier ist wichtig.«
    »Dann soll es ein anderer erledigen.«
    Ariane runzelte die Stirn. »Nein. Ich werde das tun.«
    »Wieso?« In seiner Stimme lag eine gewisse Schärfe. »Aus irgendeinem fehlgeleiteten Ehrgefühl heraus? Ehre bedeutet gar nichts, wenn du tot bist, Ariane. Du solltest dich da nicht reinziehen lassen. Und wenn du Sam wirklich so viel bedeuten würdest, würde er dich nicht den Wölfen zum Fraß vorwerfen!«
    Er setzte sich auf und starrte mit wütend funkelnden Augen auf sie hinunter. Ariane versuchte, das zu ignorieren, aber allmählich ärgerte sie sich doch. Jahrhundertelang hatte sie in der Wüste festgesessen, und trotzdem konnte sie sich besser auf andere einstellen als er. Es fiel ihr schwer, seine Besorgnis zu akzeptieren, wenn er sich derart bescheuert aufführte.
    »Sam hat mich darum gebeten, weil er mir vertraut«, sagte sie kategorisch. »Und weil ich dazu fähig bin. Ich weiß gerade nicht recht … soll ich beleidigt sein oder nur verwundert, dass du dich dagegen sperrst? Du hast schließlich gesehen, wie ich kämpfe.«
    Damien gab ein unwirsches Knurren von sich. »Das eine hat doch mit dem anderen nichts zu tun.«
    Ariane setzte sich auf und wickelte sich in die Bettdecke. Wenn es mit ihnen beiden klappen sollte, musste er sich seinen archaischen Beschützerinstinkt abgewöhnen. Sie wollte keinen Beschützer. Sie wollte einen Partner.
    Nur war er gerade offensichtlich nicht in der Stimmung zuzuhören. Trotzdem blieb ihr nichts anderes übrig, als es zu versuchen.
    »Und wie das eine mit dem anderen zu tun hat, Damien!«
    »Wie kommst du da bloß drauf? Nur weil du kämpfen kannst, musst du das doch nicht unbedingt tun! Du hast schon genug getan. Hör auf damit!«
    Sie schob das Kinn vor. »Nur weil man dich fürs Stehlen und Morden bezahlt, musst du es ja auch nicht unbedingt tun. Aber du gehst dennoch, selbst wenn ich dich auffordern würde, es nicht zu tun.«
    »Das ist doch nicht dasselbe!«, fuhr er sie an.
    Allmählich riss ihr der Geduldsfaden. »Wieso? Weil ich nicht dafür bezahlt werde? Ich wollte mich mein ganzes Leben lang beweisen, und nie hat man mir die Chance dazu gegeben. Ich habe doppelt so hart gearbeitet wie alle anderen, aber keiner hat sich herabgelassen, das zu würdigen. Mir ist inzwischen nicht mehr wichtig, was die Grigori von mir halten, Damien. Aber dass ich mit dem, was ich habe, vielleicht etwas bewegen kann, das ist mir wichtig.« Sie schwieg einen Moment. »Eigentlich hatte ich ja gehofft, du würdest mich begleiten.«
    Fluchend stand Damien auf und gestikulierte wild mit den Händen. »Bist du wahnsinnig? Von all den blutigen Schauplätzen, auf denen man sterben kann, suchst du dir ausgerechnet diesen aus? Ein vermutlich geistesgestörter Grigori, der einen Seelen fressenden Dämon beherbergt? Und du stellst dir vor, dass wir ihn uns gemeinsam vorknöpfen – als ob irgendjemand in einem Kampf auch nur die geringste Chance gegen Sariel hätte! Er ist riesig. Er ist uralt. Er ist mindestens zehnmal so mächtig wie das Schwein, das dich in Charlotte aus dem Verkehr zu ziehen versucht hat.« Er raufte sich das Haar, dass es nach allen Seiten wild abstand. »Ariane, das ist Wahnsinn!«
    Ariane holte tief Luft. Am liebsten hätte sie zurückgeschrien. Genau das wollte Damien: einen Streit vom Zaun brechen. So würde es ihm leichter fallen. So war er es gewohnt. Und das würde ihm die perfekte Gelegenheit liefern davonzustürmen, bevor er sie zu Ende angehört

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