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Vertraute Schatten

Vertraute Schatten

Titel: Vertraute Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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zurückkehren.« Lucan schloss die Augen. »Diese Schwäche könnte uns alles kosten.«
    Damien bleckte die Zähne. »Euch und alle anderen. Ihr seid nicht mal menschlich, stimmt’s? Wart es auch nie. Jedenfalls nicht die Alten. Bruder eines Dämons, dieser ganze Mist von wegen ›gefallen‹ … ihr wart niemals Sterbliche.«
    Lucan öffnete die Augen, und sein Blick verriet Damien, dass er ins Schwarze getroffen hatte.
    »Kein Wunder, dass ihr so verdammt eindrucksvoll sein könnt und trotzdem so wenig kapiert«, schimpfte Damien voller Abscheu. Er hatte keine Ahnung, woher die Grigori kamen, und er wollte es auch lieber gar nicht wissen. Jede Dynastie war von einem Gott geküsst worden, und einige dieser Götter waren reichlich dunkle Wesen. Eine Dynastie aus Wesen, die selbst schon fast Götter waren – die Konsequenzen, die sich daraus ergaben, wollte Damien sich im Moment lieber gar nicht ausmalen. Er musste aufhalten, was da in Gang gesetzt worden war.
    Jetzt ging es nur noch darum, Ariane zu retten.
    »Was müssen wir tun?«, fragte Damien. »Bring mich sofort zu Ariane. Sammael ist mir völlig egal – schließlich ist er derjenige, der ihr diesen Mist eingebrockt hat. Aber ich lasse nicht zu, dass Ariane stirbt.«
    Das laut auszusprechen ließ etwas in ihm aufbrechen, und die Mauern, hinter denen er sich so lange verschanzt hatte, fielen schlagartig in sich zusammen. Er dachte daran, wie es ihm gegangen war, bevor er sie kennengelernt hatte, und wie oft er das Gefühl gehabt hatte, in seinem Leben gäbe es weder Farben noch Musik. Nichts hatte die Leere in ihm füllen können, egal was er versucht hatte. Und dann war ihm Ariane über den Weg gelaufen, und alles hatte sich geändert.
    Was du ihr geben kannst, hast du ihr angeboten
, zischelte sein egoistisches Ich ihm zu.
Sie hat dein Angebot abgelehnt. Hau ab, bevor du dich auf etwas einlässt, das du nicht mehr rückgängig machen kannst.
    Aber es stimmte nicht, er hatte ihr nicht alles angeboten, was er hatte. Er hatte ihr nur angeboten, was er problemlos entbehren konnte, obwohl sie bereit gewesen war, ihm wirklich alles zu geben.
    Und als Gegenleistung hatte sie sich nur eins gewünscht: ihn. Welch eine einfache und doch so furchteinflößende Bitte – die Bitte, sein kaputtes Ich mit ihr zu teilen. Erst in diesem Moment wurde Damien klar, dass es nichts gab, was er mehr wollte. Und es gab auch niemanden, dem er sein Herz lieber geöffnet hätte … zumal erst sie ihn hatte spüren lassen, dass er überhaupt ein Herz besaß.
    »Ich lasse nicht zu, dass sie stirbt«, wiederholte er, wobei ihm fast die Stimme versagte. »Sie gehört mir.«
    Ich liebe sie.
    Doch diese Worte blieben unausgesprochen. Sie waren nur für Ariane bestimmt.
    In Lucans Augen flackerte kurz etwas auf, vielleicht eine alte, unergründliche Sehnsucht, dann nickte der wortkarge Grigori.
    »Deswegen bin ich gekommen. Arianes Wahl hat mich nicht begeistert. Aber … es besteht jetzt nun mal dieses Band zwischen euch. In euren Adern fließt dasselbe Blut. Und du verfügst über eine Menge Fähigkeiten. Die Wölfin und der Kater sind großartig, aber sie schaffen es nicht rechtzeitig zum Rat.«
    »Und wir?«
    »Ich fürchte, wir müssen noch weiter, in die Wüste«, erwiderte Lucan. »Die geballte Kraft des Rats und auch die von Ariane werden Chaos magisch anziehen. Wir haben dafür gesorgt, dass er schwach blieb. Für seine Auferstehung wird er Unmengen von Seelen brauchen, und je mehr Kraft diese Seelen haben, desto besser für ihn. Ich fürchte, dieser Prozess hat bereits begonnen.«
    »Verdammt. Er wird sie sich allesamt schnappen.«
    Lucans Gesicht verdüsterte sich. »Wenn er aufersteht, wird er andere erwecken –«
    »Nein!«, heulte Damien auf. Alles in ihm, jede Faser seines Ichs, schrie danach,
sofort
an Arianes Seite zu eilen. »Wir halten ihn auf, komme was da wolle.«
    »Dann komm. Ich trage dich. Wir haben schon genug Zeit verloren.«
    Damien folgte Lucan ins Treppenhaus. Er wusste, dass Lucan auf dem Weg zum Dach war. Er versuchte, Trost in der Tatsache zu finden, dass seine Dolche an seiner Hüfte hingen. Auf sie und auf seine Erfahrung hatte er sich bisher immer blind verlassen können. Aber er hatte auch noch nie versucht, einen Dämon aufzuhalten, der vielleicht unzerstörbar war.
    Erst jetzt akzeptierte er voll und ganz das Band zwischen Ariane und ihm, nicht nur auf körperlicher, sondern auch auf geistiger Ebene. Vampire mit dem gleichen Mal konnten sich auch

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