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Vertraute Schatten

Vertraute Schatten

Titel: Vertraute Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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erinnerte ihn daran, wie Arianes Haar im Licht des Monds geglänzt hatte.
    Meine Güte, jetzt wurde er schon wieder sentimental. Widerlich!
    Er machte sich gar nicht erst die Mühe, das Brett wieder einzusetzen. Wozu Zeit verschwenden, noch dazu für jemanden, der nicht mal als Dieb taugte? Die betroffene Empusa war ein leicht abzulenkendes Dummchen, das über einen Stall wechselnder junger Männer und ein sehr reizbares Wesen verfügte. Vermutlich zahlte sie ihren Dienern so gut wie nichts. Eigentlich schade, dass die sich bei ihrem Diebstahl so ungeschickt angestellt hatten. Immerhin hatten sie das Glück, dass ihre Herrin viel zu faul war, um über den Rausschmiss hinaus noch mehr gegen sie zu unternehmen.
    Damien verzog verächtlich den Mund, während er zur Wohnungstür ging. Er würde die Juwelen sofort behalten, wenn er nicht wüsste, dass Drake ihm eine Legion Shades auf den Hals hetzen würde. Seinen Arbeitgeber schien die derzeitige Stimmung seines besten Jägers nicht zu interessieren, genauso wenig wie der offensichtliche Grund dafür.
    Wart’s ab, was er sagt, wenn er das Mal sieht. Das wird ein Spaß werden!
    Er hatte die Tür fast erreicht, als sie plötzlich aufflog und den Blick auf einen verblüfften Vampir freigab, der nach Zigarettenrauch und Alkohol stank. Hat vermutlich gefeiert, dachte Damien und verzog die Lippen, als der Dieb ihn anzischte. Stattdessen hätte er lieber ein Bad nehmen sollen oder besser gleich zehn Bäder.
Blöde gossenblütige Amateure …
    »Ich bringe dich um!«, kreischte der Vampir.
    »Halt’s Maul!«, knurrte Damien und löste das Problem mit einem gezielten Tritt gegen den Kopf des Vampirs. Er fiel um wie ein Sack Kartoffeln. Mit einem verächtlichen Blick stieg Damien über ihn hinweg und ging Richtung Aufzug, die Tasche seines leichten Trenchcoats ausgebeult von den Juwelen.
    Diamanten. Je weniger ich von denen sehe, desto besser,
dachte er. Diamanten hatte er mehr als genug. Die Sterne von Atlantis waren verloren, aber in seiner Wohnung hatte er haufenweise andere, nicht ganz so geheimnisvolle Diamanten, alle gut weggesperrt. Nicht ein einziges von den verdammten Dingern hatte ihn glücklicher gemacht. Auch das Gefühl von Frieden, das ihm der magische Diamant der Grigori vermittelt hatte, war nur eine Illusion gewesen. Alles, was er gesammelt hatte, all die hübschen, glänzenden Gegenstände, die er – wie Ariane es spaßhaft genannt hatte – wie eine Elster hortete, bedeuteten ihm nichts. Alles, was er besaß, waren Objekte, kalte, tote, leblose Dinge. Ähnlich wie er selbst.
    Bis er Ariane begegnet war.
    Damien presste die Lippen fest aufeinander und starrte auf den Boden, während der klapprige alte Aufzug ins Erdgeschoss hinunterglitt. Er war Damien Tremaine, Meister seines eigenen Schicksals, gewiefter Dieb, kaltblütiger Mörder, und … niemanden interessierte das. Er war genauso allein, wie er immer gewesen war. Wie er immer geglaubt hatte, es zu mögen.
    Es schockierte ihn, dass ihm sein ganzes Leben auf einmal nur noch wie ein einziger Fehlschlag vorkam.
    Eigentlich kein Wunder, schließlich war Ariane das einzig Gute darin gewesen.
    Damien schloss die Augen und stöhnte leise. Was tat er da bloß?
    Als sich die Aufzugtüren öffneten, brauchte er ein paar Sekunden, bis ihm bewusst wurde, dass dort ein großer weißhaariger Riese stand und ihn anstarrte.
    Und schon hatte Lucan ihn am Hals gepackt.
    »Du bist nicht leicht zu finden, Shade.«
    Damiens Füße hingen in der Luft. Er würgte und brachte nur mühsam eine Antwort heraus. »Das ist … schließlich Sinn der Sache. Lass mich runter!«
    Lucan sah ihn ausdruckslos an. »Wenn du davonrennst, breche ich dir die Beine.«
    Er setzte Damien auf dem Boden ab und ließ ihm einen Moment Zeit, sich auszuhusten und wieder zu Atem zu kommen. Lucan betrachtete ihn ohne das geringste Fünkchen Mitgefühl. Damien konnte sich kaum vorstellen, wie Lucan in das Haus gekommen war, ohne einen Menschenauflauf zu verursachen. Lucan sah aus wie ein Wesen aus einem Märchen … oder wie dem Buch der Offenbarung entsprungen. Er trug eine einfache Lederhose und abgewetzte Stiefel. Sein schneeweißes Haar hatte er mit einem dünnen Lederband zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Seine Brust war nackt, und an seinen Seiten lagen die unglaublichsten Flügel an, die Damien je gesehen hatte. Jaden hatte erwähnt, wie sehr Lucans Flügel ihn fasziniert hatten, aber Damien hatte sich nicht die Mühe gemacht, Sammael oder

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