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Vertraute Schatten

Vertraute Schatten

Titel: Vertraute Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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Basis, von der aus er mit ihr diskutieren konnte, und das schnell.
    »Wenn Sie Manon nicht getötet haben, wer dann?«, fragte sie, ohne das scheußliche Schwert auch nur einen Zentimeter von seiner Kehle zu nehmen. Die Schnittwunde an seinem Hals brannte inzwischen heftig.
    »Soll das heißen, Sie glauben mir jetzt doch?«
    Ariane antwortete nicht. Das war auch gar nicht nötig. Damien sah ihr an, dass sie notfalls bis in alle Ewigkeit so stehen bleiben und auf eine Antwort warten würde. Selbstverständlich würde er bis dahin wegen des beständigen Blutverlustes und des hartnäckigen Drucks der Klingenspitze nicht mehr bei Sinnen sein.
    »Interessant«, sagte Damien, der alles versuchte, um sich aus der Sackgasse hinauszumanövrieren. »Ich hatte Sie nicht für eine Sadistin gehalten, aber Sie schauen einfach zu, wie ich langsam verblute. Macht Sie mein Blut irgendwie an, meine Liebe?«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Nennen Sie mich nicht so. Es ist offensichtlich, dass Sie nur sich selbst lieben. An Ihnen gibt es nichts, was für mich von Interesse wäre.«
    Das tat weh. Lächerlich. Ihre verbalen Seitenhiebe waren die geringste seiner Sorgen. Trotzdem: Alles, was mit Ariane zu tun hatte, roch nach Herausforderung. Erst recht ihre Zurückweisung.
    Keinerlei Interesse. Das werden wir ja sehen.
    »Gefährlich
und
gewitzt«, sagte Damien gelangweilt. »Was ist jetzt, schlagen Sie mir nun den Kopf ab oder halten Sie mir eine Standpauke? Ich bin von einer Gouvernante erzogen worden. Das hat gereicht. Noch eine kann ich nicht brauchen. Und Sie sind noch öder als die andere.«
    Das war ihm herausgerutscht. Er war es gewohnt, kräftig auszuteilen, ohne dass man daran groß Anstoß nahm. Ariane zuckte kaum merklich zusammen, aber Damien war es nicht entgangen … und sofort kam er sich wie ein Schuft vor. Nie, auch nicht vor seiner Verwandlung, hätte er es für möglich gehalten, sich so zu fühlen.
    »Kann sein, dass ich in Ihren Augen öde bin«, sagte Ariane unbewegt. Lediglich ihr Kinn hatte sie herausfordernd gereckt. »Aber ich bin diejenige, die das Schwert hält und die entscheidet, was weiter geschieht, sobald Sie mir erzählt haben, was hier passiert ist.«
    »Ich habe eine kopflose Leiche und einen dümmlich grinsenden Trottel entdeckt, nur wenige Sekunden bevor ich von einer verrückten Vampirin mit einem lächerlich langen Schwert angegriffen wurde.«
    »Witzig«, kommentierte sie regungslos.
    »Das war mein voller Ernst«, schnauzte er zurück. »Es ist allerdings nett zu erfahren, dass die Grigori Sinn für Humor haben.«
    »Haben wir nicht.«
    »Tja dann … Scheiße.« Er entblößte seine Fangzähne, die sich in der glänzenden Klinge spiegelten. So wollte er eigentlich nicht enden. Getötet von einer schönen Frau, die immun gegen seinen Charme war, für etwas, das er noch nicht einmal getan hatte. Ausnahmsweise.
    Während er am liebsten geschrien hätte, beobachtete sie ihn weiter schweigend. Er entschloss sich zu etwas Undenkbarem: zur Wahrheit.
    »Ich bin nur ein paar Minuten vor Ihnen hier gewesen«, erklärte er knapp. Sein Akzent kam wie immer, wenn er wütend war, deutlicher durch. »Sie wissen doch bestimmt, dass Manon ein wohlhabender Börsenmakler ist –
war
–, der viele einträgliche Konten für alle möglichen Dynastien verwaltete. Meinen Informationen zufolge hat ihn Ihr Freund Sammael aufgesucht, ehe er spurlos verschwand. Ich hatte eine Verabredung mit Manon.« Er starrte sie düster an. »Normalerweise bringe ich meine Gesprächspartner nicht um.«
    Arianes Augen flackerten auf. »Normalerweise?«
    »Na ja, Ausnahmen bestätigen die Regel.« Er hasste den Klang seiner Stimme. Angestrengt und bockig. Wie ein Kind, das auf die unausweichliche Strafe wartete, nachdem man es bei irgendwelchem Unfug ertappt hatte. Welchen Sinn hatte es, sich ihr gegenüber zu verteidigen?
    Verdammt noch mal, hör auf, nur zu reagieren, und tue das, was du am besten kannst. Hör auf zu jammern und rette deinen Arsch!
    Es war ein seltsamer Zeitpunkt, ausgerechnet jetzt damit anzufangen und an Arianes bessere Seiten zu appellieren, wo auch immer die liegen mochten, aber sein Charme, ansonsten eher seine erste Verteidigungslinie als die letzte Zuflucht, war alles, was ihm geblieben war. Bisher hatte sie sich dagegen immun gezeigt. Er musste sich mehr anstrengen.
    Vielleicht aber auch nicht. Ihr Blick wanderte zu seinem Hals, aus dem immer noch Blut auf seine Kleidung sickerte. Ihr Zorn hatte merklich

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