Vertraute Schatten
wohlgeformter Brust und Bauch musste sie kräftig schlucken. Jetzt hatte sie selbst Appetit bekommen. Sein Körper war perfekt durchtrainiert, gestählt durch und für seinen erwählten Beruf. Sein Zeichen, das keltische Trio fauchender Katzen, hob sich deutlich von der blassen Haut am Schlüsselbein ab. Direkt darunter war die kleine, aber unverkennbare Mondsichel des Hauses der Shades. Als ihre Finger zufällig über seine glatte, feste Haut strichen, erschauerte er.
»Kätzchen, meine Selbstbeherrschung hängt ohnehin am seidenen Faden. Ein bisschen vorsichtiger, bitte.«
»Ich werde es versuchen«, antwortete Ariane stirnrunzelnd. Es war ungerecht von den Göttern, dass sie einen Mann erschaffen hatten, der gleichzeitig so attraktiv und so unmöglich war. Als sie sich hinter ihn stellte, um ihm das Hemd auszuziehen, stockte ihr der Atem. Damien hatte sich bisher alle Mühe gegeben, ihre Vorurteile zu bestätigen, aber dies hier …
Ariane wusste, dass manche Vampire ihre Dynastiezeichen mit Tätowierungen erweiterten. Die Mitglieder des Hauses der Shades ließen sich als Erkennungsmerkmal die kleine Mondsichel stechen. Aber sie hatte nicht erwartet, dass Damien, zugeknöpft und vornehm, wie er seine Ungehörigkeit vor sich hertrug, sich auch darauf eingelassen hatte. Aber sein ganzer muskulöser Rücken war ein einziges Bejubeln seines Status als Cait Sith. Eine herrliche Kopie der drei fauchenden Katzen, die sich streckend einen Tribal-Kreis bildeten. Das bedeutete, dass er seinen Status als Ausgestoßener nicht nur akzeptierte, sondern sich daran regelrecht weidete.
Welcher Mann war zu so etwas fähig? Keiner, dem man Vertrauen schenken konnte. Allerdings hatte Vertrauen mit dem, was sie jetzt gerade fühlte, nichts zu tun.
»Es ist nicht nett, jemanden so anzustarren«, schimpfte er leise.
»Ich … Es … Ich bewundere deine Tätowierung. Sie ist sehr schön«, stammelte sie.
»Mein kleines Geheimnis. Du hast bestimmt auch ein paar. Geheimnisse, meine ich. Ich kann dich nachher gern nach zusätzlichen Tattoos absuchen.«
Ihr Mund wurde trocken. Der bloße Gedanke, seine Augen würden über ihre nackte Haut fahren, hatte etwas verrucht Verführerisches. Aber das würde sie ihm bestimmt nicht auf die Nase binden.
»Das ist … nicht nötig. Hier, leg dich hin. Ich bin gleich wieder da«, sagte sie, half ihm aufs Bett und machte es ihm bequem. Dann zog sie ihm Schuhe und Socken aus und platzierte sie sorgfältig neben dem Bettgestell. Danach lief sie in die Küche, riss den Kühlschrank auf und plünderte Elenas Notvorrat an Muntermachern. In der Tür lagen zwei Beutel mit der Aufschrift »Null positiv«. Vermutlich ein weiterer Vorteil, wenn man für jemanden mit Beziehungen zum Vampirschwarzmarkt arbeitete.
Sie füllte einen der Beutel in die beiden größten Tassen um, die sie finden konnte, und trug diese vorsichtig, um nichts zu verschütten, ins Schlafzimmer. Damien starrte sie aus mittlerweile stark geröteten Augen an. In sicherer Entfernung hielt sie inne. Er war offenbar nur noch halb bei Sinnen.
»Wenn du das da willst«, sagte sie und deutete auf eine der Tassen, »dann benimm dich gefälligst.«
»Warum sollte ich mich mit etwas Kaltem und Totem begnügen, wenn du direkt vor mir stehst?«, fragte er mit rauer Stimme. Er blinzelte, dann wurden seine Pupillen wieder klar, und er schüttelte den Kopf. »Jetzt gib mir schon die verdammte Tasse, Ariane, sonst beiße ich dich wirklich noch.«
Mit lang ausgestrecktem Arm reichte sie ihm eine der beiden Tassen. Damien setzte sie an die Lippen, nippte an der Flüssigkeit und verzog prompt das Gesicht.
»Es gibt da etwas«, grummelte er, »das nennt sich Mikrowelle.«
»Es gibt da noch etwas«, antwortete Ariane. »Das nennt sich Dankbarkeit. Trink aus, bevor ich dir mein Schwert auf die Brust setze und dich dazu zwinge.«
Neugierig schaute er sie an. »Ich glaube, diese Seite an dir gefällt mir, Kätzchen.« Dann schüttete er den Rest in sich hinein, ohne Luft zu holen. Keuchend setzte er die Tasse ab. Sein Ausdruck verriet deutlich, was er vom Inhalt hielt.
»Ekelhaft. Eiskalt, leblos und eklig.«
Ariane entwand ihm die Tasse, beugte sich vor und begutachtete ihn. »Kann sein, aber es wirkt. Du siehst schon besser aus.«
Seine Augen waren wieder blau, klar und ohne roten Einschlag. Auch war sein Hals mittlerweile verheilt. Innerhalb von Sekunden hatte sein Teint wieder seine normale Farbe angenommen. Die einzigen Anzeichen für das, was
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