Vertraute Schatten
wollte sie nicht mehr zurück, aber wenn man sie gefangen nahm oder ihr gar etwas Schlimmeres zustieß, wollte sie vorher zumindest einmal die Genüsse der Begierde gekostet haben.
»Wenn es darauf hinausläuft, dann ja. Ich komme damit zurecht.«
»Und das alles wegen eines Freundes?«, fragte er verblüfft. »Vielleicht will er nicht gefunden werden, Ariane, vorausgesetzt, er lebt noch. In dem Fall hättest du alles geopfert, mit dem einzigen Erfolg, dass er sauer auf dich ist.«
Sie schüttelte den Kopf. Damien verstand es nicht. »Wir sind Beobachter, Damien. Mein ganzes Leben war es mir immer verboten, mich einzumischen, etwas Gutes zu tun. Dieses Mal, dieses eine Mal, will ich es versuchen. Das ist es mir wert.«
»Hast du mich deshalb gerettet? Um etwas Gutes zu tun?«
Sie zuckte mit den Schultern. Sein Wechsel von Sarkasmus zu echtem Interesse war ihr nicht geheuer. »Vermutlich. Und auch …«
»Ja?«
»Kann sein … dass mir die Vorstellung gefallen hat, dass du in meiner Schuld stehst.« Instinktiv musste sie lächeln, zaghaft erst, dann, als Damien grinste wie ein Honigkuchenpferd, strahlte sie übers ganze Gesicht. Oft freute er sich wohl nicht auf diese Art, so ehrlich, aus vollem Herzen. Ariane drohte dahinzuschmelzen. Die Kunst des Neckens war ihr noch fremd, aber Damien schien froh, dass sie es versucht hatte.
»Gut gemacht, Kätzchen. Vielleicht lernst du ja doch dazu. Ich sage dir was … eigentlich bin ich doch ganz froh, dass meine Haut noch heil ist, deshalb bekommst du eine Belohnung.«
Sie schaute ihn empört an. »
Das
kannst du behalten!«
Diesmal lachte er aus vollem Hals, und unwillkürlich stimmte sie in sein Gelächter ein. Er hatte eine Menge Charme, wenn er in seiner Wachsamkeit nachließ. Sie wünschte sich, er würde das öfter tun. Vermutlich hing ihm der Schock dieses Abends noch nach, aber sie würde diese Seite an ihm genießen, solange das möglich war. Auch als Damiens Lachen schließlich verebbte, blieb in seinem Blick eine gewisse Wärme. »Du hast mich durchschaut, Ariane. Jetzt muss ich mich besser anstrengen, wenn ich dich noch schockieren will.«
Erneut lachte sie. »Nein, bitte nicht!«
»Musik in meinen Ohren. Ich fürchte, du bist dem Untergang geweiht.« Er schwang die Beine aus dem Bett, hielt kurz inne, als überprüfe er, ob alles noch funktionierte, und stand dann auf. Ganz automatisch wanderte ihr Blick über seinen Körper; sie konnte nicht anders. Genauso wenig, wie sie das Wasser nicht stoppen konnte, das ihr im Mund zusammenlief. Rötliche Streifen waren auf seiner Brust getrocknet, wo das Blut durch das Hemd gesickert war. Ariane fragte sich, wie es wohl sein würde, sie wegzulecken … ganz langsam.
Das Ziehen zwischen ihren Schenkeln reichte als Warnsignal, dass sie sich diese Gedanken für später aufheben musste. Aber als sie Damien wieder ins Gesicht schaute, waren dessen Augen ganz dunkel, fast schwarz geworden, und sie sah ihm an, dass er ganz genau wusste, was ihr gerade durch den Kopf gegangen war.
Rasch erhob sie sich und trat einen Schritt vom Bett zurück, eine instinktive Reaktion auf den Raubtierblick, mit dem er sie anstarrte.
»Nein, hör auf damit«, sagte er leise. »Verfluchte Unschuld. Lern gefälligst, wie du das abstellst, Kätzchen … denn wenn du mich noch mehr provozierst, garantiere ich für nichts.«
Gleich würde er sie packen, doch da war Ariane schon auf und davon. Sie schaffte es bis in den Flur, aber kurz darauf hatte Damien sie erwischt. Er wirbelte sie herum und drückte sie gegen die Wand, ehe sie auch nur einen Mucks von sich geben konnte. Als sie ihm so von Angesicht zu Angesicht gegenüberstand, raubte es ihr schier den Atem.
Seine Augen glühten in der Dunkelheit, er zog keuchend die Luft ein. Als er den Kopf senkte, schloss sie die Augen in der Erwartung, seine Lippen auf ihren zu spüren … und war entsetzt, als er stattdessen seine Nase in ihr Haar presste und tief Luft holte, während seine Wange sich an ihrer rieb.
Er war Sex pur, rohe Kraft. Ariane war klar, dass sie das nicht zulassen sollte. Sie kannte ihn kaum und konnte ihn nicht leiden … aber, oh Gott, wie sie ihn begehrte.
Sie wimmerte leise. Mehr brachte sie nicht zustande. Ihr Körper schien in Flammen zu stehen. Ihre Brüste rieben sich an seiner Brust, die Brustwarzen unter ihrem Shirt wurden zu kleinen, harten Kieseln. Und obwohl sie sich sonst an keiner Stelle berührten, spürte sie, wie nah er ihr war, und wusste, wenn sie sich
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