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Vertraute Schatten

Vertraute Schatten

Titel: Vertraute Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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er durchgemacht hatte, waren die rötlichen Blutspuren auf seiner Haut und die zerraufte Frisur.
    »Tja, also, auf Runde zwei verzichte ich lieber«, sagte er mit Blick auf die andere Tasse. »Auch wenn du offenbar keinen Unterschied merkst, mir ist was Frisches, Warmes lieber.«
    »Das ist für mich.« Ariane ärgerte sich über sein Verhalten, auch wenn sie damit gerechnet hatte. »Ich habe längst kapiert, dass sich alles immer nur um dich dreht, aber andere Leute bekommen auch Hunger, während du erwartest, die ganze Welt müsse sich nur nach deinen Bedürfnissen richten.«
    »Jetzt hast du meine Gefühle verletzt«, sagte Damien.
    »Was für Gefühle?« Es war doch genau umgekehrt. Er hatte
ihre
Gefühle verletzt. All die Jahre, in denen sie sich gewünscht hatte, auf den Trümmern ihres vergessenen Lebens ein neues zu erschaffen, loszuziehen und für irgendjemanden Gutes zu tun … und nun, endlich, hatte sie einem das Leben gerettet und erntete nichts als Beleidigungen und Beschwerden. So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Kein bisschen.
    »Guter Einwand.« Damien ließ sich auf die Kissen zurücksinken. »Trink deine Arznei, Ariane. Ich lasse es mir hier gutgehen.
    Ariane setzte sich auf das Fußende des Betts, immer noch misstrauisch, er könne gleich über sie herfallen, und trank. Ideal war es tatsächlich nicht – viel lieber wäre sie hinunter in das Weinlokal gegangen und hätte sich einen Besoffenen gesucht, den sie leicht hätte ins Freie locken und beißen können, aber auch ihre Kleidung war blutverschmiert, und sie auszuziehen, solange Damien in der Nähe war, war keine so gute Idee. Abgesehen davon wurde der Hunger langsam quälend, und sie hatte nicht die Absicht, vor Damien Schwäche zu zeigen. Er war auch so schon unausstehlich, und ihre Stimmung, die nichts so leicht trüben konnte, sank mit rasantem Tempo in den Keller.
    Gleich beim ersten Schluck setzte der Würgreflex ein. Damien hatte recht. Dieses Blut war kalt und tot. Es schmeckte merkwürdig, als sei das Verfallsdatum längst abgelaufen. Sie hörte ein leises Kichern, zog eine Grimasse und trank dann, wie Damien, den Rest in einem Zug aus.
    Es dauerte eine Minute, bis sie sicher sein konnte, dass sie das Zeug bei sich behielt.
    Schlagartig ging es ihr besser. Vorläufig waren ihre inneren Dämonen besänftigt. Erleichtert seufzte sie auf.
    Sichtlich amüsiert beobachtete Damien sie. »Das war mit Abstand der schönste Moment des heutigen Abends. Dein Urteil, Kätzchen?«
    »Übel«, gab Ariane zu, »erfüllt aber offenbar seinen Zweck.« Sie spielte mit der leeren Tasse herum. »Und zum x-ten Mal: Ich bin
nicht
dein Kätzchen.« Sie holte tief Luft. »Aber eins steht nach den jüngsten Entwicklungen fest: Ab jetzt suchen wir gemeinsam.«
    Seine Miene wurde auf der Stelle abweisend. »Nein. Die Diskussion hatten wir bereits.«
    »Stimmt. Aber das war, bevor ich dir das Leben gerettet habe.«
    Damien kniff die Augen zusammen. »Du glaubst offenbar, ich würde mich an einen vorgegebenen Ehrenkodex halten. Das ist zwar echt süß von dir, trifft aber nicht zu. Wenn du meinst, du müsstest mir das Leben retten, ist das dein Problem. Ich bin an einer Zusammenarbeit nicht interessiert. Alles, was ich will, ist der Diamant.«
    Ariane stand auf und stellte ihre Tasse auf den Nachttisch neben den kleinen Elektrowecker. Damiens Tasse stellte sie dazu. Sie ließ sich Zeit mit der Antwort. Sie überlegte, mit welcher Taktik sie am ehesten ihr Ziel erreichte. Schwer zu sagen. Sie hatte nichts, was er wollte … einmal abgesehen von dem, was auf der Hand lag. Aber selbst wenn sie nachgeben und mit ihm schlafen würde, bezweifelte sie, dass dies für Damien große Bedeutung haben würde. Er würde nur eine weitere Kerbe in seinen Bettpfosten ritzen und weitermachen wie bisher.
    »Also, mir liegt
nichts
an deinem Diamanten – das ist schon mal ein Vorteil für dich«, erwiderte sie schließlich, nachdem sie sich wieder am Fußende niedergelassen hatte. »Genauer gesagt: Ich will gar nichts von dir, nur deine Erfahrung.«
    Er stieß ein kurzes, höhnisches Lachen aus. »Auf welchem Gebiet, Ariane? Ich habe viele Talente.«
    »Du hast auch einen eingleisigen Verstand«, seufzte sie. »Es ist doch klar, dass wir uns auch künftig über den Weg laufen werden. Wir wollen das Gleiche. Da ist es doch sinnvoll, unsere Kräfte zu bündeln.«
    »Du
hast
nichts anzubieten. Ich halte alle Trümpfe in der Hand. Und ich sage Nein.«
    Sie musste sich schwer

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