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Vertraute Schatten

Vertraute Schatten

Titel: Vertraute Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
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hatte kein Hemd an«, sagte Elena. »Und auch keine Schuhe. Und die Hose befand sich in einem durchaus fragwürdigen Zustand, als ich gekommen bin. Wohl irgendwas Medizinisches.«
    Ariane dachte an die Schuhe, die er in ihrem Schlafzimmer hatte liegen lassen. Ihr war gar nicht aufgefallen, dass er barfuß war, so sehr war sie abgelenkt gewesen.
    »Das ist eine lange Geschichte«, sagte sie müde. Sie war nicht in der Stimmung, sie zu erzählen. Immerhin sah sie sich genötigt hinzuzufügen: »Es ist nicht ganz so, wie du denkst.«
    »Mmmh.« Elena warf die Schlüssel auf die Küchenzeile. »Dir ist schon klar, dass er einer von den bösen Jungs ist, oder? Scharf ist er, das gestehe ich dir zu, aber wenn du dich mit Shades einlässt, handelst du dir eine Menge Ärger ein.«
    »Kennst du ihn?«, fragte Ariane und rieb sich die Schläfe.
    Elena lehnte sich an den Küchentresen und biss sich nachdenklich auf die Lippen. »Nicht so richtig. Ich habe ihn gelegentlich irgendwo gesehen. Ein ziemliches Arschloch, oder?«
    Die unverblümte Einschätzung klang in Arianes Ohren witzig. Sie fing an zu lachen. »Allerdings. Meistens jedenfalls. Aber er kann auch anders.«
    Elena lächelte, wenn auch recht vorwurfsvoll. »Das nützt dir leider bei dem Gesamtpaket nur wenig. Ich würde die Finger von ihm lassen, Ari.« Sie schüttelte den Kopf. »Wenn du morgen deine Ruhe haben willst, verscheuche ich ihn.«
    Das glaubte Ariane ihr aufs Wort. Aber sie hatte andere Absichten. »Nein, er hilft mir bei der Suche nach Sam. Obwohl er wahrscheinlich glaubt, er lässt mich neben sich hertraben, während
er
Sam sucht.«
    Elena schnaubte. »Typisch Mann. Zeig ihm, was eine Harke ist.«
    »Ich habe schon versucht, ihm den Kopf abzuschlagen, aber das hat ihn offenbar nicht sonderlich beeindruckt.«
    Jetzt musste Elena lachen. »Wenn du Typen wie ihn beeindrucken willst, reicht ein Mordversuch hinten und vorne nicht. Der ist die personifizierte Arroganz.« Sie rümpfte die Nase. »Wahrscheinlich war er früher so ein nichtsnutziger Aristokrat und ist immer noch verbittert, dass er nicht von einem Ptolemy, sondern von einem Cait Sith gebissen worden ist.«
    Stirnrunzelnd wandte Ariane den Blick ab. Ihr machte etwas anderes viel mehr Sorgen. »Verbittert trifft es nicht. Ihm ist vielmehr irgendwie alles egal. Ohne Ausnahme.«
    »Shades sind so, Ari. Wer einer ist, benötigt eine gehörige Portion Missachtung allen Lebens, einschließlich des eigenen.« Sie neigte den Kopf. »Bist du dir sicher, dass du dich auf ihn einlassen willst?«
    »Davon kann keine Rede sein. Ich brauche seine Hilfe. Allein versage ich auf ganzer Linie.«
    Elena schaute sie zweifelnd an, dann ging sie zur Couch hinüber, setzte sich und zog ihre Stiefel aus. »Du hättest mich fragen können.«
    Elena klang verletzt, was Ariane unvorbereitet traf. »Aber du hast schon so viel für mich getan«, antwortete sie. »Wie hätte ich um noch mehr bitten können?«
    Elena verdrehte die Augen und schmunzelte. »Freunde um Hilfe zu bitten, damit kannst auch nur du ein Problem haben, Ari. Bei meiner Arbeit knüpfe ich viele Kontakte, schon vergessen? Und falls du es nicht bemerkt haben solltest, ich kann dich gut leiden. Ich mache mir große Sorgen um dein Wohlergehen, also mag ich dich wohl offensichtlich. Du erinnerst mich an meine kleine Schwester.«
    Lächelnd setzte sich Ariane auf den Stuhl ihr gegenüber. Sie war gerührt. Falls sie Geschwister gehabt hatte, so hatte sie keine Erinnerung mehr daran. Genau wie an ihr menschliches Leben insgesamt, wann immer das auch gewesen sein mochte. Von jemandem als Schwester betrachtet zu werden war ihr neu. Aber es fühlte sich gut an.
    »Du hast eine Schwester?«, fragte Ariane.
    »Hatte«, berichtigte Elena. »Ich weiß nicht, wie oft Geschwister Unsterblichkeit erlangen, aber Maria hätte das sowieso nicht geholfen. Als ich verwandelt wurde, war sie bereits tot.«
    Elenas Miene veränderte sich schlagartig, und Ariane erkannte, welch unendlicher Schmerz sich hinter dieser kurzen Feststellung verbarg.
    »Tut mir leid.« Mehr fiel Ariane nicht ein.
    Elena war unbehaglich zumute. »Danke. Sie war … unschuldig. Naiv. Sie hat jedem vertraut und ist gestorben durch die Hand des Mannes, der sie hätte beschützen sollen.«
    »Das tut mir wirklich sehr leid«, sagte Ariane ruhig. Das war nicht viel, aber mehr brachte sie nicht zustande.
    »Ich wusste, dass er sie haben wollte. Ich wusste nur nicht, wie weit er gehen würde.« Elenas Augen

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