Vertraute Schatten
blieben trocken, waren aber voll tiefer Traurigkeit. »Damals konnte ich sie nicht beschützen … aber heute kann ich dazu beitragen, dich zu schützen. Lass mich dir helfen, Ari. Ich bin kein Shade, und aus bekannten Gründen kann ich Charlotte nicht verlassen, aber das eine oder andere kann ich für dich tun.«
»Keine Ahnung, was es da noch gäbe …« Allerdings würde sich Elena jetzt nicht mehr stoppen lassen. Sie hatte sich schnell wieder gefangen. Und wenn sie sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, ließ sie nicht mehr locker. Das kannte Ariane schon.
»Ich schnüffle ein bisschen herum.« Elena lehnte sich zurück. »Zumindest kann ich herausfinden, ob und wo sich irgendwelche Grigori hier in den letzten – sagen wir sechs? – Monaten herumgetrieben haben.«
Ariane nickte. Elena bot ihre Hilfe ohne viel Federlesens an, mit großer Selbstverständlichkeit. Ariane wunderte sich noch immer, hatte jetzt aber eine bessere Vorstellung, warum sie das tat.
»Ich kann dir auch ein paar tolle Sachen besorgen, neu, scharf und glänzend«, fuhr Elena mit einem kritischen Blick auf das Krummschwert auf dem Beistelltischchen fort. »Du bist nicht der einzige Vampir, der gern mit einem Schwert unterwegs ist, aber vielleicht können wir dir etwas weniger auffällige Waffen besorgen. Bewaffnung ist eine meiner Spezialitäten.«
In stummer Dankbarkeit starrte Ariane sie an und suchte nach ein paar passenden Worten. Ihr fiel allerdings nur ein simples »Danke« ein.
Elena machte eine wegwerfende Handbewegung, doch ihr Lächeln kam von Herzen und ließ ihre Augen leuchten.
»
De nada
. Ich hatte mir schon gedacht, dass du Leben in die Bude bringen wirst. Und lange hat es ja tatsächlich nicht gedauert.«
»Ich möchte nicht, dass du dich meinetwegen in Gefahr bringst«, erwiderte Ariane, denn das war, was Elena anging, ihre größte Sorge. »Das ist mein Ernst. Denn es sieht ganz so aus, als würde es gefährlich. Die Grigori sind hinter mir her, und Sam ist anscheinend entführt worden, und zwar von einem unserer Deserteure.«
Kurz erklärte sie die Situation. Es fühlte sich gut an, eine Freundin zu haben, bei der man sich alles von der Seele reden konnte. Erst jetzt verstand sie wirklich, wie freudlos und weltabgewandt ihr Leben bei den Grigori verlaufen war. Sie hatte zwar einige nette Bekannte, aber keine richtigen Freunde gefunden. Und nun war sie erst seit einem Monat aus der Wüste fort, und es war ihr gelungen, sowohl eine beste Freundin zu finden als auch einen Mann, der sie begehrte. Sie bezweifelte zwar, dass Damien für andere tiefere Gefühle entwickeln konnte, aber immerhin, es war echte, heiße Begierde.
Sie hatte vor, jeden Aspekt ihres neuen Lebens auszukosten, Begierde eingeschlossen. Vor allem, weil ihr bewusst war, wie schnell das alles vorbei sein konnte. Auf die eine oder andere Art.
Elena hörte schweigend zu. Schließlich nickte sie, stand auf und ging in die Küche.
»Hört sich nach einer interessanten Entwicklung an. Aber ich habe schon Schlimmeres erlebt, Ari … Das kannst du mir glauben. Jetzt haben wir uns eine Flasche Wein verdient. Dann erzähle ich dir, wie beschissen meine Nacht verlaufen ist, ich habe nämlich hinter zwei Vampiren herwischen müssen, die beschlossen hatten, sich gegenseitig an die Arterien zu gehen. Und danach erzählst du mir alles über diesen halb nackten Shade, den ich dir vom Leib halten muss.«
Ariane lächelte nervös, während Elena ihnen je ein Glas Pinot Grigio eingoss. Ihr Körper summte noch immer ein wenig von Damiens Berührung, und sein düsterer, dekadenter Geschmack klang auf ihren Lippen nach.
Ariane fühlte sich wie eine wandelnde mittlere Katastrophe, war aber gleichzeitig enorm erleichtert.
»Prima Vorschlag«, sagte sie. Sie beschloss, dass sie sich heute Abend einfach freuen würde, nicht mehr allein zu sein.
8
Er musste einen klaren Kopf bekommen.
Damien saß am Rand des Dachs seines Hotels und schaute über die Stadt. Er hatte geduscht und sich umgezogen. Seine Haare waren noch feucht, aber ordentlich gekämmt. Unglaublich, aber Arianes Duft hing immer noch an ihm, schlang sich um ihn, wie die Vampirin es getan hatte. Sie war wie eine Nacht in einem englischen Garten. Sie war eine dunkle Schönheit, eine geflügelte Vision von …
»Herr im Himmel, wie gottserbärmlich«, grummelte er vor sich hin. Er ließ ein Bein baumeln und schaute zu einem Flugzeug hoch, das mit blinkenden Lichtern zur Landung ansetzte. Er musste sich
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