Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Vertraute Schatten

Vertraute Schatten

Titel: Vertraute Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kendra Leigh Castle
Vom Netzwerk:
wirst mit größtmöglicher Härte daran erinnert. Haben wir uns verstanden?«
    Drakes Stimme war rauer und tiefer geworden, und Damien rutschte unruhig hin und her. Er hörte seinen Boss nur selten so sprechen, aber wenn, dann war das grundsätzlich kein gutes Zeichen. Es ermahnte ihn auch, dass Alistair Drake nach außen zwar seit Langem eine Fassade des gutbürgerlichen Anstands wahrte, dass er aber einer finsteren, blutgetränkten Epoche entsprungen war, in der er höchstpersönlich einen unglaublichen Leichenberg angehäuft hatte, bevor man ihn unsterblich gemacht hatte. Diese barbarische Seite lauerte dicht unter der Oberfläche … und Damien wusste, er tat gut daran, sie nicht weiter hervorzulocken.
    »Verstanden.«
    »Gut. Und halt mich auf dem Laufenden.« Das Gespräch war beendet. Damien nahm das Handy vom Ohr, starrte es an und legte es dann neben sich. Er holte tief Luft, sog die Gerüche der Stadt unter ihm ein, sah den Nachthimmel über sich und mühte sich, an nichts zu denken. Doch schon bald tauchte ihr Bild vor seinem geistigen Auge wieder auf.
    Drake hatte recht – er hatte nie einen anderen Vampir mit ins Boot holen wollen und auch nicht lange gefackelt, jemanden zu verraten, wenn der Preis gestimmt hatte. Aber das galt für früher. Für die Zeit vor den Lilim, bevor er irgendwie Tys Freundschaft zurückgewonnen und eine neue mit Vlad Dracul geschlossen hatte.
    Er änderte sich tatsächlich. Diese merkwürdige Schwärmerei für Ariane war ein weiteres Symptom. Aber damit musste Schluss sein, denn sowenig es ihm auch gefiel, was Drake gesagt hatte – es stimmte. Den Erfolg im Beruf verdankte er seiner Beständigkeit.
    »Unwichtig«, grummelte er. »Alles unwichtig. Das Einzige, was zählt, ist der Auftrag.«
    Das Problem war nur: Vorsagen konnte er sich den Spruch, solange er wollte, er musste ihn nur langsam wieder glauben.
    Oren wartete, bis es endlich still geworden war und er aus den Schatten des verlassenen Hauses heraustreten konnte. Das Hämmern und Dröhnen der Musik von nebenan war gerade verstummt, und er beobachtete betrunkene Sterbliche, die allein, zu zweit oder in Grüppchen zu ihren Autos oder zu Taxis torkelten. Er roch ihr Blut. Er war scharf darauf.
    Und er genoss es, seine Bedürfnisse hintanzustellen.
    Disziplin war der Schlüssel zum Erfolg. Verweigerung war Stärke. Es gab Dinge, die würden Vampire wie Ariane nie verstehen. Sie war als Schwächling geboren worden, war es geblieben und infizierte nun die gesamte Dynastie allein durch ihre Präsenz. Sie war ein Symbol für alles, was die Grigori ablehnten … und dennoch hatte man ihr aus unerfindlichen Gründen erlaubt weiterzuleben.
    Sie war schuld, dass die Wut ihn innerlich zerfraß und seine Selbstbeherrschung gefährdete.
    Oren schüttelte die finsteren Gedanken ab, die ihn wie ein Leichentuch umgaben, und spreizte seine riesigen Flügel. Mit einem Schlag war er oben auf Fensterhöhe und flog hinein.
    Der Gestank traf ihn wie ein Fausthieb, als er seine Füße auf den Boden setzte. Der Geruch vom Blut des Shades war überall, düster, heimtückisch, verlockend. Instinktiv fuhr Oren seine Fangzähne aus, und es brauchte einen Moment, die Gier erneut zu unterdrücken. Er holte tief Luft und zwang sich, mit dem Geruch, den Bedürfnissen zurechtzukommen. Er ging zu der Stelle, wo eine Blutlache auf dem nackten Fußboden noch nicht ganz getrocknet war, und betrachtete die zerschnittenen Drähte.
    Aha. Der Spürhund war als Köder benutzt worden. Aber für wen? Im Moment war die Frage nicht so wichtig. Ob bewusst oder unbewusst, jedenfalls hatte Lucan Ariane angelockt – und sich damit eine Blöße gegeben. Es blieb abzuwarten, ob Sammael gegen seinen Willen oder auf eigenen Wunsch an der Sache beteiligt war.
    Oren hoffte auf Ersteres. Einen seiner Brüder töten zu müssen reichte. Er legte keinen großen Wert darauf, auch den anderen Deserteur aus der Welt zu schaffen. Sorgfältig durchsuchte er den Raum nach Hinweisen, fand zu seinem Verdruss jedoch keine. Jeder Atemzug trug den Duft von Rosen in seine Nase.
    Ariane
.
    Hätte Sariel bloß nicht darauf bestanden, dass er sie lebend zurückhaben wollte.
    Zumindest war ihre Spur leicht aufzunehmen. Wie sie an den Shade geraten war, wusste er nicht, und es interessierte ihn auch nicht. Eine glückliche Fügung. Der Kater, gleichermaßen gerissen und töricht, hatte sich zweifellos von ihrer Schönheit blenden lassen, angezogen von jener Schwäche, die sie unwürdig machte,

Weitere Kostenlose Bücher