Vertraute Schatten
keinen Flüchtling, damit er deine Arbeit erledigt.«
Damien seufzte. Er wusste schon, was als Nächstes kommen würde. »Sie
hilft
mir bei der Suche. Ariane will nichts dafür haben, nur die Gewissheit, dass ihrem Freund nichts passiert ist. Da noch ein weiterer Grigori mitmischt, könnte sie sehr nützlich sein. Über diese Dynastie wissen wir nichts, Drake.«
»Du schläfst mit ihr.«
»Nein, das stimmt nicht.«
»Von wegen. In mehr als zweihundert Jahren habe ich nicht einmal erlebt, das du freiwillig mit einem Partner zusammenarbeitest.«
»Was heißt hier Partner? Sie ist ein Mittel zum Zweck. Ein nützliches Werkzeug.« Die Worte hinterließen einen überaus bitteren Beigeschmack. Über wie viele hatte er sich ähnlich geäußert? Hunderte. Und jedes Mal hatte er es auch so gemeint. Wieso klangen sie diesmal dann so hässlich?
»Egal. Die Dinge ändern sich.«
»Bei dir nicht, Damien, das kannst du mir nicht weismachen. Das ist eine der Seiten, die ich an dir mag. Du bist berechenbar.«
»Ah, wie ich es liebe, wenn du mich in Grund und Boden lobst«, erwiderte Damien. »Hör zu, Drake. Ariane ist nützlich und will keine Gegenleistung. Ich verstehe nicht, wo da ein Problem sein sollte.«
»Nein? Verrat mir mal Folgendes: Ist sie hübsch?«, fragte Drake mit täuschend ruhiger Stimme. »Und erzähl mir keinen Scheiß. Die Wahrheit kann ich leicht rausfinden. Wahrscheinlich springt sie einem sofort ins Auge.«
»Sie ist … ja. Sie ist ziemlich hübsch«, antwortete Damien mürrisch. Er hasste es, wie ein bockiges Kind behandelt zu werden. Aber da Drake nun mal seine Rechnungen zahlte und seine Schecks unterschrieb, musste er es sich gefallen lassen. Bis zu einem gewissen Maß.
»Weiße Haare? Purpurrote Augen?«
»Platinblond. Und ihre Augen sind eher hellviolett.« Damien fiel erst auf, wie wortklauberisch sich das anhörte, als es zu spät war. Drakes Reaktion war ein lauter, klarer Klagelaut.
»Du hörst mir jetzt zu. Ich brauche diesen Auftrag. Ich will diesen Auftrag. Auf diese Möglichkeit, Kontakt zu den Grigori zu bekommen, habe ich Jahrhunderte gewartet. Wie zum Teufel willst du den Job erledigen, wenn du mit einer geflohenen Grigori um die Häuser ziehst?«
Damien starrte in die Ferne und überlegte, was er darauf sagen sollte. Eine vernünftige Antwort wusste er nicht. Unter den vielen Frauen, mit denen er in all den Jahren ins Bett gestiegen war, hatte ihn nicht eine so erregt, wie Ariane dies mit einer simplen Berührung geschafft hatte. Nicht eine hatte ihn dazu gebracht, wie ein verzogener Hauskater zu schnurren. Und als Ariane seinen Schwanz in die Hand genommen hatte, wäre es beinahe peinlich geworden, weil ihm fast einer abgegangen wäre, und so etwas war ihm nicht mal als unerfahrener Teenie passiert.
Aus irgendeinem Grund hebelte Ariane seine Selbstbeherrschung aus. Und genau deshalb bedeutete sie fast hundertprozentig Unheil. Aber jetzt einen großen Bogen um sie zu machen, darin sah er auch keinen großen Sinn. Außerdem verbot ihm das sein Stolz. Er hatte sich noch nie von einer Frau unterkriegen lassen, und dabei sollte es auch bleiben. Abgesehen davon hatte Ariane in einem Punkt recht: Sie hatten dasselbe Ziel. Es machte einfach Sinn, ihre Fähigkeiten zu bündeln. Zumindest dann, wenn er seine Gefühle im Zaum halten konnte, wie er das bisher stets geschafft hatte.
Schließlich gab er Drake die einzige Antwort, die ihm einfiel. »Ich sorge dafür, dass alles klappt. Du wirst mir einfach vertrauen müssen.«
Drake stöhnte. »Muss ich dich daran erinnern, wie viele Shades wir im Lauf der Zeit verloren haben, die mir haargenau dasselbe vorgebetet haben? Berühmte letzte Worte, Damien. Frauen und Arbeit passen nicht zusammen. Mich wundert nur, dass ich ausgerechnet dir das sagen muss.«
»Sie bedeutet mir nichts«, erwiderte Damien kategorisch. »Mich wundert nur, dass du ein Problem aus meinem Entschluss machst, eine Informationsquelle zu nutzen, die uns normalerweise verschlossen ist.«
Drake hüllte sich erneut in Schweigen. Schließlich sagte er: »In Ordnung, Damien. Du hast mein Vertrauen noch nie enttäuscht. Aber eins sollte dir klar sein: Wenn sie die Sache vermasselt, erteile ich dir eine Lektion, die du so schnell nicht vergisst. Du spielst gern, aber das hier ist kein Spiel. Hier geht es ums Geschäft – mein Geschäft. Und die Mondsichel, die du trägst, bedeutet, dass du mir gehörst. Vergiss, wem du Loyalität schuldest, was deine Pflicht ist, und du
Weitere Kostenlose Bücher